| Interview mit „Rising Star“

Max Heß: „Jeder Leistungssportler will Weltmeister werden“

Der junge Dreisprung-Europameister Max Heß hat eine ereignisreiche Woche hinter sich. Am Donnerstag war der Chemnitzer noch beim Foto-Shooting für die Deutschen Meisterschaften 2017 in Erfurt, ehe er Samstag im portugiesischen Funchal vom Europaverband EAA die Auszeichnung zum „Rising Star“ 2016 entgegennahm. Im Interview erzählt der 20-Jährige, was ihm die Ehrung bedeutet, was dieses Jahr sein Gänsehaut-Moment war und wie weit hinaus er in der Zukunft will.
Pamela Ruprecht

Max Heß, „Rising Star“ – wie klingt das in Ihren Ohren und was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Max Heß:

Das klingt auf jeden Fall sehr gut (lacht). Das ist ein schöner Titel, den ich dort bekommen habe. Für mich bedeutet das schon sehr viel, gerade wenn man die Historie der Auszeichnung betrachtet, wer sie schon alles bekommen hat und wie sich diese Athleten weiterentwickelt haben. Das zeigt natürlich das Vertrauen und den Zuspruch der Juroren für mich.

Wie haben Sie den festlichen Abend der "Golden Tracks-Gala" erlebt?

Max Heß:

Es war alles sehr schön. Wir wurden mit einem Privat-Shuttle hingefahren. Es gab einen roten Teppich auf dem Fotos gemacht wurden. Ein wunderschönes Abendessen, ein schönes Bühnenprogramm. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung.

Wussten Sie auf dem Weg nach Madeira schon, dass Sie die Auszeichnung erhalten würden oder war das für Sie dann überraschend?

Max Heß:

Ich hatte eine kleine Vorahnung, weil ich einen Zeitplan bekommen hatte, auf dem stand, dass ich auf die Bühne gehen muss und meinen Award bekomme. Aber da wusste ich es noch nicht hundert Prozent. Als wir in Funchal dann bei Interviews die Trophäe in der Hand halten durften, war es für mich eindeutig. Ich hatte im Lauf des Sommers aber überhaupt nicht damit gerechnet. Für mich gab es noch andere gute Leistungen von anderen jungen Athleten.

Das war wohl die Krönung einer wahnsinnig starken Saison. Silber bei der Hallen-WM in Portland (USA), EM-Gold in Amsterdam (Niederlande) und Ihre erste Olympia-Teilnahme in Rio. Hatten Sie sich erträumt, gleich im ersten Jahr bei den Erwachsenen so tolle Erfolge feiern zu können?

Max Heß:

Daran gedacht hatte ich wirklich nicht. Ich wollte nur eine gute Saison machen und mit guten Leistungen in den Erwachsenenbereich reinkommen. Aber dass solche Erfolge dabei herauskommen, war am Anfang nicht abzusehen. Gerade nach der relativ bescheidenen Saison 2015, wo ich länger verletzt war, wollte ich erst mal wieder den Anschluss an meine Leistungen von 2014 finden. Dass so eine Leistungsexplosion kommt, damit habe ich nicht ganz so gerechnet (lacht).

Bei der Hallen-DM in Leipzig haben Sie das erste Mal die 17 Meter geknackt. Von da an ging es stetig bergauf, bis auf 17,20 Meter bei der EM. Woher nehmen Sie Ihre Sprungkraft?

Max Heß:

Das würde ich aus zwei Teilen zusammensetzen. Einmal die Gene (lacht). Von meinem Vater, der ein guter Springer war, zwar nicht leistungssportmäßig, aber bei Schulmeisterschaften war er immer vorne dabei. Und auf der anderen Seite durch meinen Trainer [Anm. d. Red.: Harry Marusch] und das leistungsorientierte Training, in dem ich die Fähigkeit des Springens noch weiter entwickeln konnte. Wir tauschen uns regelmäßig über technische Details aus und können das fachlich sehr gut diskutieren und hinterfragen. Wir haben uns gefunden und schwimmen auf einer Wellenlänge.

Wenn Sie auf das Sportjahr 2016 zurückblicken, was war der schönste Moment für Sie?

Max Heß:

Der schönste Moment war für mich die Erlösung nach dem sechsten Versuch in Amsterdam. Als ich wusste, dass Ding kann mir keiner mehr nehmen. Und auch die Ehrenrunde mit den anderen Athleten, das war der Gänsehaut-Moment dieses Jahr.

Welche Ziele schweben Ihnen für die kommende Hallensaison mit dem Höhepunkt der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) vor?

Max Heß:

Wettkampfmäßiges Ziel ist die Hallen-EM. Dort gehe ich aufgrund der Sommerleistungen natürlich auch als Favorit an den Start. Leistungsmäßig möchte ich in meinen Sprüngen stabiler werden. Ich will versuchen, öfter über 17 Meter zu springen, so dass es nicht immer nur Ausrutscher sind. Seit zwei Wochen bin ich in der Aufbauphase und schon wieder voll im Training drin.

Und wohin soll es im Sommer gehen? Eine bestimmte Weite haben Sie schon auf der Bühne bei der Award-Verleihung (<link https: www.facebook.com europeanathletics _blank>zum Facebook-Video) preisgegeben…

Max Heß:

Das große Ziel ist, bei der WM in London ins Finale zu kommen. Was im Finale passiert, das kann niemand vorhersehen. Mein Ziel ist es, nächstes Jahr noch ein paar Zentimeter draufzulegen und die 17,50 Meter anzugreifen. Gerade in Kassel oder Portland waren schon ein paar gute Sprünge dabei, die in diese Region gingen. Von daher denke ich, wenn man so einen Sprung mal gültig bekommt (lacht), dann kann es auch ein ganzes Stück in die Richtung gehen.

Sie haben in den letzten Monaten auch einige absolute Weltklasse-Dreispringer kennengelernt. Erhalten Sie als heranmarschierendes Talent von den Etablierten auch Wertschätzung und Zuspruch?

Max Heß:

Ich habe mich in Rio mit Christian Taylor [Doppel-Olympiasieger; USA] unterhalten und gut mit ihm verstanden und direkt Trikot getauscht. Auch auf meiner <link https: www.instagram.com maks_sseh _blank>Instagram-Seite gibt es viel Zuspruch und Glückwünsche von hochkarätigen Springern wie Teddy Tamgho [Frankreich]. Die sehen auch, dass da ein bisschen Konkurrenz nachkommt (lacht).

Nun sind Sie erst 20 Jahre alt, haben gerade ein gestrecktes Studium im Fach Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Chemnitz begonnen. Was möchten Sie, wenn Sie in die Zukunft schauen, sportlich noch erreichen? Oder denken Sie noch nicht so weit?

Max Heß:

Ich blicke erst mal bis auf 2020. Ich will bei den nächsten Olympischen Spielen auf jeden Fall schauen, dass ich die Quali überstehe, was dieses Jahr nicht ganz geklappt hat. Meine Leistung will ich stetig entwickeln und natürlich verletzungsfrei bleiben, was Grundvoraussetzung dafür ist, das zu erreichen. Zu den großen Zukunftsvisionen: Natürlich will jeder Leistungssportler Olympiasieger und Weltmeister werden. Das gilt natürlich für mich auch (lacht).

Mehr:

<link news:50938>Max Heß zum "Rising Star" 2016 auserkoren

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