| PSD Bank Meeting Düsseldorf

Neele Eckhardt: Scheinfrei durch die Schallmauer

Weniger ist manchmal mehr: Diese Trainingsdevise hat sich für Neele Eckhardt ausgezahlt. Die Dreispringerin konnte vergangenen Mittwochabend beim PSD Bank Meeting in Düsseldorf zum ersten Mal die 14-Meter-Marke übertreffen. Damit hat die Jura-Studentin auch die Hallen-EM-Norm für Belgrad in der Tasche.
Pamela Ruprecht

Es wurde langsam Zeit. Zeit, eine richtige Dreispringerin zu werden. Laut Neele Eckhardt (LG Göttingen) erhält man diesen Status, wenn man eine Bestleistung jenseits der 14 Meter vorweisen kann. Vor dem PSD Bank Meeting in Düsseldorf stand ihre bei 13,93 Metern. Es fehlten also nur ein paar Zentimeter, die aber sehr wertvoll sein können. "14 Meter sind eine Schallmauer und ich bin sehr froh, die Weite jetzt geschafft zu haben", sagt die 24-Jährige.

Vor dem ersten und bisher einzigen 14-Meter-Sprung ihrer Karriere hatte Neele Eckhardt in Runde drei am Anlauf keine spezielle Vorahnung dafür, dass es nun mit 14,09 Metern endlich so weit sein sollte. "Aber ich wusste nach meinem Hallen-Saisoneinstieg in Hannover, dass es über 14 Meter gehen könnte, wenn alles passt." Anlauf, Hop und Step klappen meist gut, beim Jump in die Sandgrube gibt es gelegentlich noch technische Defizite.

Wieder unter die Top Drei in Leipzig

Die Norm von 13,85 Metern für die Hallen-EM in Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März) waren das vorgegebene Ziel für den Wettbewerb in Düsseldorf, bei dem nicht alle Teilnehmerinnen so viel Glück wie Neele Eckhardt hatten. Die 15-Meter-Springerin Yulimar Rojas (Venezuela) verletzte sich und musste früh aussteigen. Doch auch wenn dies nicht passiert wäre: Der Hallen-DM-Dritten aus Göttingen wäre ein Podiumsplatz ohnehin sicher gewesen. So wurde sie Zweite, nur zwei Zentimeter hinter Europameisterin Patricia Mamona (Portugal; 14,11 m).

Auf dem Podium will Neele Eckhardt auch wieder bei ihrem nächsten Start, der Hallen-DM in Leipzig (18./19. Februar), stehen. Bronze gab es im Vorjahr. Mit Jenny Elbe (Dresdner SC 1898) und Hallen-Vize-Weltmeisterin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) waren zwei routinierte 14-Meter-Springerinnen vor ihr platziert, die auch international regelmäßig die Farben Deutschlands repräsentieren.

Weniger, aber intensiver trainieren

Bei der Hallen-EM könnte für Neele Eckhardt erstmals der Traum einer internationalen Aktiven-Meisterschaft in Erfüllung gehen. Bei der U23-EM 2013 und der U20-WM 2010 war sie jeweils Achte geworden. "Ich habe mir die Hallen-EM zwar nicht direkt als Ziel gesetzt, weil ich durch mein Studium momentan sehr belastet bin, aber umso schöner wäre es."

Ihr Fach an der Universität Göttingen, Jura, ist sehr lernintensiv. Die Studentin ist gerade scheinfrei geworden und will sich nun auf das erste Staatsexamen vorbereiten. Schwerpunkt des universitären Parts soll Medizinrecht werden. "Das ist wegen der aktuellen Doping-Problematik sehr spannend", findet die Leichtathletin.

Die Vereinbarkeit von Sport und Studium ließ sich durch weniger, dafür um so intensivere und hochwertigere Trainingseinheiten realisieren. Neele Eckhardt hat mit ihrem Trainer Frank Reinhardt, der sie schon seit 2008 betreut, mit Erfolg auf Blocktraining umgestellt – und weniger trainiert als in den vergangenen Jahren. Hinzu kamen einmal wöchentlich Athletik und Yoga, was eigentlich als Ausgleich gedacht war, aber doch mehr als das wurde. "Ich habe irgendwie den falschen Yoga-Kurs an der Uni erwischt, weil es auch sehr anstrengend war. Aber vielleicht hat das auch noch etwas gebracht."

2018: EM-Teilnahme oder Staatsexamen oder beides?

Dass Neele Eckhardt mit geringeren Trainingsumfängen eine größere Weite erzielt, diese Aussage würde Frank Reinhardt, verantwortlich für den Bereich Sprung im Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV) in Hannover, wohl nicht ganz gelten lassen. "Mein Trainer würde sagen, ich habe vom letzten Jahr eher profitiert, in dem ich sehr viel trainiert habe", erklärt die Dreispringerin mit einem Lachen. Die Wahrnehmung von Trainer und Athletin geht in diesem Punkt auseinander.

Die Vorbereitung auf das Staatsexamen dauert bis zu eineinhalb Jahren. Den Termin der juristischen Prüfung kann sie selbst flexibel wählen. Derzeit nimmt sie sich vor, 2018 ihren Studienabschluss zu machen. Bei den meisten DLV-Athleten läutet bei dieser Jahreszahl die Alarmglocke: Heim-EM in Berlin! Deshalb legt sich auch Neele Eckhardt noch nicht auf eine berufliche Prognose fest. "Das hängt auch von meinem sportlichen Werdegang ab." Vielleicht gibt es bei der Hallen-DM schon den nächsten 14-Meter-Sprung.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024