| Interview

Patrick Zwicker: „Bin schon weiter als gedacht“

Die Hallensaison war für 800-Meter-Läufer Patrick Zwicker (LC Rehlingen) schon beim ersten großen Meeting des Winters vorbei. Nach 100 Metern war er Ende Januar in Düsseldorf in einen heftigen Sturz verwickelt. Zwei Bänderrisse im Knöchel waren das Resultat. Im Interview spricht der U20-Europameister über die wochenlange Reha, seine Ziele für die kommende Sommersaison und die Lehren aus dem Jahr 2014.
pm/mbn/fc

Patrick Zwicker, Ihre Meeting-Saison im vergangenen Winter war schon nach 100 Metern vorbei. Beim Sturz Ende Januar in Düsseldorf haben Sie sich zwei Bänder im Knöchel gerissen. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Patrick Zwicker:

Sehr gut! Nach ersten Tagen des Schocks wurde ich von meinem Umfeld gut aufgefangen. Da das ganze Schlamassel auch noch live bei Eurosport zu sehen war, habe ich von allen Seiten viel Anteilnahme erhalten. Leider ist der Heilungsprozess am Fuß noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Außenbandrisse sind gut verheilt, was ich jetzt noch spüre, ist ein Knochenödem am Sprunggelenk. Aber ich kann den Fuß zu hundert Prozent belasten. Und das zählt momentan.

Sie durften über Wochen nicht laufen. Wie haben Sie sich fit gehalten?

Patrick Zwicker:

Da ich die Reha-Wochen eher progressiv gestaltet habe, konnte ich schon nach zehn Tagen mit leichtem Aquajoggen beginnen. An ein „richtiges“ Alternativtraining mit Belastungsphasen war erst nach etwa drei Wochen zu denken.

Wie haben Sie sich gefühlt, nach der langen Pause endlich wieder die Laufschuhe zu schnüren?

Patrick Zwicker:

Durch die Unterstützung des Rehazentrums in Herxheim und des Olympiastützpunktes in Saarbrücken konnte ich erste Laufschritte mit nur 50 Prozent meines Körpergewichtes auf dem sogenannten AlterG-Laufband absolvieren. Das Training auf dem Anti-Schwerkraft-Laufband war vor allem zur Gewöhnung, aber auch zur gleichzeitigen Entlastung meines Fußes sehr hilfreich. Zugegeben waren die ersten Schritte ohne jegliche Form von Entlastung doch sehr verkrampft. Ich musste auf den ersten Kilometern aufpassen, dass ich keine Ausweichbewegungen mache. Doch ich war unheimlich froh darüber, überhaupt laufen zu können. Vorher habe ich mich doch manchmal mehr als Hallen- denn als Freiluftsportler gefühlt.

Im März waren Sie im Trainingslager in Portugal. Wie ist es gelaufen und konnten Sie in Monte Gordo schon wieder alle Einheiten absolvieren?

Patrick Zwicker:

Es war wirklich ein klasse Trainingslager. Ich habe mich der Hindernisgruppe angeschlossen und wurde dort sehr freundschaftlich aufgenommen. Im Vordergrund stand das Grundlagentraining, das auch wirklich sehr gut angeschlagen hat. Den Großteil der Einheiten habe ich auch läuferisch absolviert, nur hin und wieder hat die Vernunft gesiegt. Dann bin ich ins Wasser gegangen oder habe mich aufs Rad geschwungen.

Gerade feilen Sie in Usedom weiter an der Form. Sind Sie denn insgesamt zufrieden mit Ihrem Trainingsstand für Anfang April?

Patrick Zwicker:

Vor acht Wochen hätte ich ehrlich gesagt nicht daran geglaubt, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt schon wieder gute Umfänge und Intensitäten absolvieren kann. Aber sicherlich sind noch einige Defizite aufzuholen. Man muss das ganz nüchtern betrachten: Mir fehlt schlicht und ergreifend eine stattliche Anzahl an Kilometern.

In welchen Bereichen sehen Sie noch den größten Nachholbedarf?

Patrick Zwicker:

Bei der Schnelligkeit. Da steht in den kommenden Wochen noch viel Arbeit an. Parallel zur weiteren Verbesserung der aeroben Ausdauer werde ich mich verstärkt auf die kürzeren Distanzen konzentrieren. Ich brauche vor der Wettkampfsaison einfach das Gefühl, schnell laufen zu können.

Sie sind 20 Jahre alt, damit ist die U23-Europameisterschaft im Juli in Tallinn (Estland) der Saisonhöhepunkt. Mit welchen Zielen gehen Sie als amtierender U20-Europameister in die Sommersaison?

Patrick Zwicker:

Ich wünsche mir einen guten soliden Einstieg, auf den sich aufbauen lässt. Darüber hinaus geht es darum, die alten Stärken wieder herzustellen und selbstbewusst in jedes Rennen zu gehen. Die U23 EM ist sehr früh, die Norm von 1:47,70 Minuten schon beim ersten oder zweiten Rennen abzuhaken, ist klar das Ziel. Bin ich in Tallinn dabei, nehme ich das Finale ins Visier.

Wann werden Sie in die Saison einsteigen und welche Rennen sind bis zur U23-EM geplant?

Patrick Zwicker:

Spätestens am 25. Mai zum Rehlinger Pfingstsportfest muss man mit mir rechnen. Neben der U23-DM werde ich in Dessau starten und dazu ein weiteres internationales Meeting ins Auge fassen.

Ihre Bestzeit steht seit zwei Jahren bei 1:46,04 Minuten. Ist trotz der Verletzung im Winter und dem folgenden Trainingsrückstand eine Steigerung möglich?

Patrick Zwicker:

Möglich ist es. Vielleicht nicht gleich zum Einstieg, aber im späteren Saisonverlauf werde ich alles dafür geben.

Gelingt Ihnen das bis zum 26. Juli, kommt auch schon die WM-Norm von 1:45,50 Minuten in Reichweite …

Patrick Zwicker:

… das stimmt.

Sie scheinen diese Zeit nicht wirklich im Hinterkopf zu haben. Liegt das am vergangenen Jahr: 2014 sind Sie der Norm für die EM in Zürich vergeblich hinterher gehetzt. Was haben Sie aus der Zeiten-Jagd gelernt?

Patrick Zwicker:

Ruhe zu bewahren. Diese hatte ich letzte Saison nicht zur Genüge und habe dadurch viel dazugelernt. Ich bin überzeugt, dass ich die EM-Norm hätte schaffen können. Aber hätte, wenn und aber hilft nicht weiter. Jedes Jahr werden die Karten neu gemischt. Ich möchte mich altersgerecht weiterentwickeln und bin sicher, dass ich noch viele Chancen bekommen werde. In diesem Jahr in der U23-Klasse.

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