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Sarah Kistner - Zwischen Berg und Bahn

Im September 2013 trat Sarah Kistner (MTV Kronberg) einem Leichtathletik-Verein bei. Ein Jahr später war sie Weltmeisterin. Mit dem deutschen Team gewann sie den U20-Titel im Berglauf, im Einzel holte sie Silber. 2015 setzte die 17-Jährige ihre Erfolgsserie mit zwei Berglauf-EM-Titeln und starken 33:38 Minuten über 10 Kilometer fort. Ohnehin könnte ihre sportliche Zukunft auf den längeren Strecken liegen.
Martin Neumann

Cross, Berglauf, Bahn: Binnen nur acht Monaten hat Sarah Kistner in diesen so unterschiedlichen Laufdisziplinen das Nationaltrikot getragen: Bei der Cross-EM im Dezember 2014 in Samokov (Bulgarien) sowie im Juli 2015 als Berglauf-Europameisterin in Porto Moniz (Portugal) und bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden). Dass die 17-Jährige ein läuferisches Multitalent ist, unterstrich sie Mitte Oktober bei den Asics Grand 10 in Berlin. 33:38 Minuten über 10 Kilometer bedeuten Rang zwei in der deutschen U20-Jahresbestenliste. Nur die zweifache U20-Europameisterin Alina Reh (TSV Erbach) war 2015 drei Sekunden schneller.

Als eben Alina Reh im Juli 2013 bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine) ihr erstes großes Finale bestritt, hatte Sarah Kistner mit Wettkampf-Leichtathletik noch gar nichts am Hut. „Erst im September 2013 habe ich mich beim MTV Kronberg angemeldet, weil ich nur so bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften starten konnte“, schaut die Schülerin zurück. Was folgte war ein rasanter Aufstieg unter ihrem Trainer Martin Lütge-Varney. 2014: Berglauf-Weltmeisterin mit dem deutschen U20-Team, Vize-Weltmeisterin im Einzel. 2015: U20-Europameisterin im Berglauf im Einzel und im Team, Fünfte der U20-EM über 5.000 Meter und dazu das schon angesprochene starke 10-Kilometer-Debüt in Berlin.

Die Grundlagen am Hausberg im Taunus gelegt

Wie ist der rasante Aufstieg der 17-Jährigen zu erklären? Zunächst ist klar: Läuft eine Schülerin nach zwei Jahren regelmäßigem Training die 10 Kilometer unter 34 Minuten, muss es sich um ein außergewöhnliches Talent handeln. Darüber hinaus legte Sarah Kistner, die ein optimales Kraft-Last-Verhältnis mitbringt, ihre läuferischen Grundlagen über Jahre unbemerkt: „Ich bin gern draußen, genieße die Natur. Schon früher war ich viel laufend unterwegs.“ Diese „spielerischen“ Kilometer hatten es im Taunus in sich. Ihr Hausberg, den Sarah Kistner früher wie heute regelmäßig bezwingt, weist auf 3,5 Kilometern die stolze Höhendifferenz von 500 Metern auf. Damit war die Berglauf-Karriere vorgezeichnet. Dass ihre Mutter auch regelmäßig die Laufschuhe schnürt, ist eine zusätzliche Motivation.

Obwohl die angehende Abiturientin ihre bisher größten Erfolge bei Rennen bergauf feierte, ist sie nicht auf diese Nische fixiert: „Berg, Bahn, Straße, Cross. Alles hat seine Reize. Durch diese Abwechslung habe ich noch mehr Spaß am Laufen, weil ich mich immer auf etwas Neues freuen kann.“ In den kommenden Wochen steht für Sarah Kistner das Cross-Terrain im Mittelpunkt. Über die Rennen in Pforzheim (14. November) und Darmstadt (22. November) soll der Weg Richtung Cross-EM in Toulon-Hyères (Frankreich; 13. Dezember) eingeschlagen werden. „Ich würde dort gern ein paar Plätze weiter vorn landen als 2015 und mit dem Team gut abschneiden“, gibt die Hessin die Marschrichtung vor. Vergangenes Jahr war sie als 19. zweitbeste U20-Starterin hinter Alina Reh (Vierte) im deutschen Bronze-Team.

2016 warten zwei Weltmeisterschaften

Bei den Wettkämpfen im Gelände profitiert die 17-Jährige von ihren vielen Trainings- und Wettkampfkilometern im hügeligen Terrain. „Das Bergtraining bringt viel Kraft und Ausdauer. Beides ist im Cross extrem wichtig“, sagt Sarah Kistner. Auf sieben Trainingseinheiten mit rund 100 Wochenkilometern kommt die Kronbergerin in der Vorbereitungsperiode. „Davon sind im Winter meistens zwei Einheiten am Berg, im Sommer können es auch drei oder vier sein“, berichtet sie vom ihren Trainingsalltag. Damit die Schnelligkeit nicht zu kurz kommt und in Zukunft noch verbessert wird, stehen beim MTV Kronberg unter Martin Lütge-Varney natürlich auch schnelle Bahneinheiten auf dem Programm.

Ausdauer und Tempo kann Sarah Kistner im kommenden Jahr bei einigen Höhepunkten unter Beweis stellen. Gleich zwei Weltmeisterschaften stehen an: die U20-WM in Kazan (Russland; 19. bis 24. Juli) und die Berglauf-WM in Sapareva Banya (Bulgarien; 4. September). „Darüber hinaus möchte ich gern einen schnellen Halbmarathon laufen“, blickt die 17-Jährige voraus. Damit würde Sarah Kistner ihrem ohnehin schon ansehnlichen Strecken-Portfolio eine weitere Distanz hinzufügen. Nach ihrem „Raketenjahr“ 2015 sollte man ihr auch auf den 21,1 Kilometern eine ganze Menge zutrauen.

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