| Finanzierungsprobleme

SC Potsdam muss Verträge mit Topathleten kündigen

Hiobsbotschaft zur Weihnachtszeit: Der SC Potsdam musste am Freitag fünf seiner Topathleten mitteilen, dass bereits geschlossene Verträge nicht eingehalten werden können – die Finanzierung ist nicht sichergestellt. Zu den Betroffenen zählen Diskus-Olympiateilnehmer Markus Münch und die Zweite der U23-EM im Speerwerfen Sarah Mayer.
Silke Morrissey

„Der SC Potsdam [...] sieht sich gezwungen, schon geschlossene Kaderverträge Leichtathletik für die Saison 2015 vorsorglich zu kündigen.“ Mit diesen Worten beginnt eine Pressemitteilung, die Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam, am Freitagnachmittag per E-Mail verschickte.

Finanzielle Herausforderungen seit 2011 sowie die Auswirkungen der Schließung der Hallen im Potsdamer Luftschiffhafen hätten zu einer Situation geführt, die es dem Verein nicht ermögliche, vertragliche Verpflichtungen in 2015 einzuhalten, heißt es in der Mitteilung weiter.

"Wie aus heiterem Himmel"

Diskuswerfer Markus Münch zeigte sich verständnisvoll: Der Verein habe bis zuletzt alles versucht, um die Finanzierung der Verträge zu gewährleisten. Aber: „Es fehlen Geldbeträge von Stadt und Sponsoren.“ Gemeinsam mit den Speerwerfern Sarah Mayer und Dominic Strauß sowie den Dreispringern Max Pietza und Felix Wentzel – alle im Nachwuchsbereich mit DM-Gold dekoriert – sei er am Freitag in einem Treffen mit Vereinsvertretern über die Kündigung der Verträge informiert worden.

"Wir hatten die Verträge ja erst vier Wochen vorher unterzeichnet", sagte Sarah Mayer, "daher kam die Mitteilung schon wie aus heiterem Himmel." Für die 23-Jährige nur einer von vielen Schreckmomenten der vergangenen zwölf Monate, nachdem sie sich im Dezember 2013 beim Skifahren schwer an der Schulter verletzt hatte und nach einem Schlüsselbein-Bruch im November ein weiteres Mal unters Messer musste. "Das war echt die Krönung von einem total beschissenen Jahr", stellte sie fest.

Warnschuss für Stadt und Wirtschaft

„Dieser unumgängliche Schritt ist uns sehr schwer gefallen und wird das Image des SC Potsdam und des Bundesstützpunktes Leichtathletik langfristig beschädigen", ließ der SC Potsdam verlauten. Er stellt seinen Athleten nun frei, den Verein zu wechseln, obwohl die offizielle Frist Ende November abgelaufen ist.

Markus Münch wird dem SC Potsdam voraussichtlich die Treue halten. „Ich bin bei der Bundeswehr und damit zum Glück nicht auf die Gelder angewiesen“, erklärte er. „Ich stehe zum Verein und werde im nächsten Jahr versuchen, meine Leistung zu bringen, um Sponsoren auf uns aufmerksam zu machen.“ Die Stadt Potsdam und ihre Unternehmen müssten endlich aufwachen: „Alle denken, der SC Potsdam ist ein Top-Verein, da läuft das schon. Jetzt sieht man, dass auch er finanzielle Probleme hat.“

Auch Sarah Mayer fällt es schwer, ohne den SC Potsdam zu planen, für den sie schon seit elf Jahren startet. Trotzdem hat sie sich schon über die Möglichkeiten eines Vereinswechsels informiert. Finanziell ist sie über eine Anstellung bei der Landespolizei Brandenburgs abgesichert, aber für Trainingslager in 2015 fehlen nun die nötigen Gelder.

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