| Hallen-DM Senioren

Senioren in Erfurt wieder in Rekordlaune

Die Bilanz von Erfurt kann sich sehen lassen: Zwei Weltrekorde, ein Europarekord und zehn deutsche Hallenbestleistungen wurden am Ende der Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften am Wochenende gezählt. Dazu kam noch eine neue deutsche Senioren-Bestleistung, die anlässlich der Winterwurf-Meisterschaften im Freien erzielt wurde.
Jörg Reckemeier

Der erste der beiden Weltrekorde fiel bereits am Samstag, als Wolfgang Knabe (OSC Damme) gleich bei seinem ersten Dreisprung-Wettkampf dieses Winters im ersten Versuch die bisher gültige Marke des Finnen Stig Bäcklund von 13,35 Metern einstellte und sich dann im zweiten Anlauf mit 13,49 Metern in den alleinigen Besitz des Weltrekordes der Klasse M55 setzte. Wenige Minuten zuvor hatte Wolfgang Knabe schon den Sprintspezialisten die Fersen gezeigt und mit 24,84 Sekunden die 200 Meter der Klasse M55 gewonnen.

Dass sich Sprinter Roland Gröger (TopFit Berlin) in ausgezeichneter Verfassung befindet, hatte er schon mit seinen Siegen über 60 Meter in 7,56 Sekunden und über 200 Meter, hier verbesserte er seine eigene deutsche Hallenbestleistung der Klasse M50 von 23,65 Sekunden auf 23,59 Sekunden, gezeigt. Die Steigerung des Hallen-Weltrekordes durch den Berliner auf 52,39 Sekunden kam dennoch überraschend. Gröger verbesserte damit den alten Rekord des US-Amerikaners Michael Sullivan, der im Jahr 2011 auf 52,44 Sekunden gekommen war.

Trümper entthront Wittig

In der Klasse M75 hatte Karl Walter Trümper (LC Rapid Dortmund) in diesem Winter schon eine ganze Serie erstklassiger Rennen hingelegt. Über 3.000 Meter lief der Westfale nun als überlegener Sieger 11:50,06 Minuten und nahm seinem Clubkameraden Klemens Wittig, der vor zwei Jahren 11:54,38 Minuten gelaufen war, den Europarekord über diese Distanz ab. Die 800 Meter hatte Trümper bereits in 2:48,77 Minuten gewonnen.

2014 hatte Andy Dittmar (BIG Basketball in Gotha) bei seinem Einstand in der Klasse M40 die Kugelstoß-Bestleistung dieser Klasse auf 18,32 Meter geschraubt. Nun packte der Thüringer noch einmal drei Zentimeter drauf und beförderte das Gerät auf 18,35 Meter. Die Leistung steigern kann Dittmar noch einmal anlässlich seiner Teilnahme an den Senioren-Hallen-Europameisterschaften in Torun (Polen). Und im Sommer hat er dann die 34 Jahre alte deutsche M40-Freiluftbestleistung des Bonners Ferdinand Schladen von 19,09 Metern im Visier.

Thomas Riehm knackt Bestleistung

Nach mehreren vergeblichen und oft knapp gescheiterten Anläufen, die deutsche M55-Bestleistung über 60 Meter an sich zu bringen, klappte es bei diesen Titelkämpfen endlich für Thomas Riehm (TuS Kriftel): Mit 7,50 Sekunden nahm er dem damals für die LG Hof startenden Hallenser Manfred Koch, dieser hatte im Jahr 2003 7,51 Sekunden erzielt, die Bestmarke ab.

Um zwei Zentimeter wurde die deutsche Hallenbestleistung der Klasse M75 gesteigert, als Hans-Joachim Dräger (TV Ludweiler) im dritten Versuch 1,37 Meter übersprang und die bisher gültige Marke von 1,35 Metern, gemeinsam gehalten von Walter Hess (LG Forchheim) aus dem Jahr 1997 und Gustav Stähle (VfL Bad Kreuznach) aus dem Jahr 2010, übertraf.

Sowohl unter dem Hallendach als auch im Freien im Rahmen der Winterwurf-Meisterschaften erzielte Lothar Huchthausen (LG Altmark) eine deutsche Bestleistung der Klasse M80. Seine 13,74 Meter mit der Kugel bedeutete bereits die dritte Verbesserung durch den vielseitigen Werfer in diesem Winter. Und mit 41,06 Metern gelang Lothar Huchthausen mit dem Speer eine Weite, mit der er die neun Jahre alte Bestmarke von Heiner Will (LG Rendsburg/Büdelsdorf), er hatte im Jahr 2006 39,94 Meter geworfen, deutlich steigerte. Die Leistung liegt sogar über dem bestehenden Weltrekord des Amerikaners William Platts aus dem Jahr 2008, doch Huchthausen ist knapp zwei Wochen zu jung, um mit dieser Leistung Eingang in die internationalen Rekordlisten, das genaue Geburtsdatum maßgebend, zu finden.

Sprungstarke Petra Herrmann

Dass eine Athletin bei einer Veranstaltung gleich drei deutsche Bestleistungen erzielt, dürfte auch nicht alltäglich sein. Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) gelang dies in der Klasse W55, als sie nicht nur alle Sprungdisziplinen gewann, sondern auch mit 2,85 Metern im Stabhochsprung, 4,67 Metern im Weitsprung und 10,25 Metern im Dreisprung dreimal neue deutsche Hallenbestleistungen aufstellte.

Ihre eigene, knapp ein Jahr alte Hallenbestleistung von 95,72 Sekunden über 400 Meter verbesserte Lydia Ritter (TuS Rot-Weiß Koblenz) in der Klasse W75 auf 94,16 Sekunden und der Klasse W80 lief Melitta Czerwenka-Nagel (LAG Saarbrücken) als knapp 85jährige Athletin die 3.000 Meter in 17:42,66 Minuten.

Sprinterinnen in EM-Form

Aber auch in vielen Wettbewerben, die nicht durch Rekordleistungen geprägt wurden, gab es eine Fülle erstklassiger Leistungen. Die Sprinterinnen Heike Martin (Treuener LV) mit 8,04 Sekunden über 60 Meter und 26,32 Sekunden über 200 Meter in der Klasse W40, Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 8,16 Sekunden und 26,52 Sekunden in der Klasse W45, Katja Berend (SV Großhansdorf) mit 8,31 Sekunden und 27,28 Sekunden in der Klasse W50.

Ebenso Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) mit 8,90 Sekunden und 29,66 Sekunden in der Klasse W55, Ulrike Hiltscher (LG Neiße) mit 9,26 Sekunden und 30,95 Sekunden in der Klasse W60 sowie Ingrid Meier (LAC Quelle Fürth) mit 9,18 Sekunden und 31,08 Sekunden zeigten bei ihren Doppelerfolgen bereits EM-reife Leistungen.

Drei Sprinttitel sicherte sich Reinhard Michelchen (VfL Sindelfingen) in der Klasse M 60 in 7,95 Sekunden über 60 Meter, 25,96 Sekunden über 200 Meter und 59,32 Sekunden über 400 Meter. Die gleichen Distanzen der Klasse M75 gewann Guido Müller (TSV Vaterstetten) in 8,87 Sekunden, 29,01 Sekunden und 70,65 Sekunden. Dazu kam noch der Hürdentitel über 60 Meter in 10,79 Sekunden.

Hubert Leineweber gut gerüstet

Für die Halleneuropameisterschaften in Torun (Polen) gut gerüstet zeigte sich auch Hubert Leineweber (OSC Berlin) bei seinem Sieg über 800 Meter der Klasse M45 in 2:00,97 Minuten. Das 800-Meter-Duell der Klasse M55 zwischen Peter Oberließen (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) und Jörg Sender (TuS Eintracht Minden) ging in 2:05,89 Minuten zu 2:09,21 Minuten klar zugunsten des Hessen aus.

Aus dem Langstreckenbereich ragten die 11:29,17 Minuten der 3.000-Meter-Siegerin der Klasse W60, Lidia Zentner (Gazelle Pforzheim/Königsbach), heraus. Vielseitig zeigte sich Wolfgang Ritte (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in der Klasse M60 mit Siegen in 9,53 Sekunden über 60 Meter Hürden, 5,27 Metern im Weitsprung und wieder einmal erstklassigen vier Metern im Stabhochsprung.

Vier Titel sicherte sich Tatjana Schilling (TSV 1850/09 Korbach) in der Klasse W45: Die 60 Meter Hürden gewann sie in 9,35 Sekunden, den Hochsprung mit 1,55 Metern, den Weitsprung mit 5,23 Metern und über 400 Meter kratzte sie mit 60,79 Sekunden sogar an der sieben Jahre alten deutschen Hallenbestleistung Petra Kauerhofs von 60,72 Sekunden.

Steigerungen beim Winterwurf

Zurück meldete sich Tilman Northoff (TuS Jöllenbeck), der in der Klasse M45 mit der Kugel auf ausgezeichnete 16,72 Meter kam. Ebenfalls mit der Kugel steigerte Nadine Kant (Hagenower SV) in der Klasse W35 ihre Jahresbestleistung auf 13,99 Meter und auch Dunja Koch (TuS Metzingen) gelang in der Klasse W40 mit 13,62 Metern eine sehr gute Weite.

Bei den Senioren flog der Diskus bei den Winterwurfmeisterschaften in zwei Altersklassen über die 50-Meter-Marke: Michael Lischka (SSV Ulm 1846) kam in der Klasse M40 auf 51,35 Meter, war damit fast fünf Meter besser als im Jahr 2014, und Hubert Berger (TSV Schwabmünchen) warf in der Klasse M60 das Ein-Kilogramm-Gerät auf 50,81 Meter und damit weiter als in der gesamten Saison 2014.

In der Klasse W40 begann Bettina Schardt (MTG Mannheim) die Freiluftsaison mit einem Diskuswurf von 43,41 Metern und gewann auch den Hammerwurf mit 40,18 Metern.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik.

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