| DM Ulm

Tag 1 - Die Entscheidungen bei den Frauen

Es geht um Gold, Silber und Bronze. Bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm geht es aber noch um mehr als Medaillen. Für viele Athleten ist die DM die letzte Chance, sich noch für die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August) zu qualifizieren. leichtathletik.de fasst jede Entscheidung für Sie zusammen.
hk/mbn/ah/che/alex

<link news:35702>Tag 1 - Die Entscheidungen bei den Männern

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100 Meter

Tatjana Pinto entthront Verena Sailer

Seit 2006 hat Verena Sailer bei Deutschen Meisterschaften immer die Sprintkrone gewonnen, wenn sie angetreten ist. Bloß 2011 fehlte sie als damalige Europameisterin verletzungsbedingt. In Ulm musste die Mannheimerin erstmals einer anderen Athletin den Vortritt lassen: Tatjana Pinto von der LG Brillux Münster setzte sich in 11,20 Sekunden mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung durch. Verena Sailer nahm die Niederlage einigermaßen gelassen: „Es fing ganz gut an und hat nicht so gut geendet, wie ich es mir gewünscht habe. Das gehört auch zum Sport. Man muss auch mal verlieren, aber der Lauf im Finale war eine Katastrophe.“

Im Vorlauf hatte die 28-Jährige noch mit 11,02 Sekunden geglänzt. Allerdings blies da der Wind mit 3,4 Metern pro Sekunde deutlich zu stark von hinten. Diese Leistung macht Mut für die Europameisterschaften „Mein Fokus liegt auf Zürich“, meinte sie.

Tatjana Pinto konnte es kaum fassen, gewonnen zu haben: Es war super eng. Ich dachte, Verena hätte gewonnen. Sie hat zu mir gesagt: Du hast gewonnen. Ich konnte das nicht glauben und dann war es doch so. Die letzten Wochen waren hart für mich und deshalb, bin ich froh.“ Bronze sicherte sich Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) in 11,43 Sekunden. Im Zwischenlauf hatte sie mit 11,32 Sekunden die EM-Norm geknackt. Rang vier belegte Josefina Elsler (LC Paderborn 11,48 sec). che

Video: <link video:10346>Tatjana Pinto überrascht als 100-Meter-Meisterin
Video-Interview: <link video:10367>Tatjana Pinto: "An einigen Dingen gearbeitet"

100 Meter Hürden

Quartett mit EM-Norm

Schon im Vorlauf drehten zwei richtig auf: Bei optimalen Rückenwind von 1,9 Metern pro Sekunde fegte Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) in 12,76 Sekunden gefolgt von Cindy Roleder (LAZ Leipzig) in 12,84 Sekunde über die zehn Hindernisse. Für Hildebrand war es die zweite Verbesserung in diesem Jahr, in Braunschweig hatte sie sich von 12,85 auf 12,80 Sekunden gesteigert, Roleder drückte ihre drei Jahre alte Bestmarke um sieben Hundertstel.

Und damit nicht genug: Im Finale stellte Hildebrand bei 2,0 Metern pro Sekunde mit 12,71 Sekunden den Meisterschaftsrekord von Carolin Nytra aus dem Jahr 2010 ein, Roleder lief noch einmal 12,80 Sekunden. Dahinter blieben mit der Chemnitzerin Franziska Hofmann (12,87 sec) und der Wattenscheiderin Pamela Dutkiewicz (12,95 sec) zwei weitere Sprinterinnen unter der EM-Norm. „Der erste Lauf war sauberer, aber noch nicht ausgereizt.

Das Finale war ausgereizt, aber dafür mit ein paar Fehlern drin. Der Start war nix, und mit so starkem Rückenwind wird es auch zwischen den Hürden schwierig“, meinte Hildebrand. Bei der EM in Zürich will sie jetzt auf jeden Fall das Finale erreichen, „sonst wäre ich schon sehr enttäuscht“. Und Cindy Roleder, die sich zwischenzeitlich mehr dem Siebenkampf widmet, rang mit den Worten: „Ich habe schon geahnt, dass etwas Richtung Bestzeit geht. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es so schnell wird. Da fehlen mir die Worte.“ In Zürich geht sie über die Hürden an den Start. „Ich lasse mich überraschen, was da rauskommt.“ ah

Video: <link video:10334>Nadine Hildebrand sprintet 12,71 Sekunden
Video-Interview: <link video:10364>Nadine Hildebrand: "Lief hammermäßig"

5.000 Meter

"Mocki" in einer anderen Liga

Sabrina Mockenhaupt ist kurz vor dem 40. angekommen. Nicht Geburtstag natürlich, die Läuferin von der LG Sieg ist grade mal 33 Jahre alt. In Ulm holte sie sich ihren 39. Titel als Deutsche Meisterin. Mit 15:49,63 Minuten war sie völlig konkurrenzlos. Die zweitplatzierte Isabell-Sophie Teegen (SC Rönnau 74) lief in 16:21,91 Minuten eine gute halbe Minute nach der Siegerin ins Ziel.

Für Sabrina Mockenhaupt war das DM-Rennen der Abschluss eines Höhentrainingslagers im schweizerischen Davos. Dort hat sie bis zu ihrer Rückkehr zwei Tage vor dem DM-Finale über 5.000 Meter nicht nur Kraft getankt für die Europameisterschaften in Zürich, wo sie den Doppelstart über 10.000 Meter am 12. August und im Marathon am 16. August wagen will. Sie hat in den Bergen auch ihr Selbstbewusstsein wieder aufgebaut, das unter ihrem schwachen Auftritt bei der Team-EM in Braunschweig gelitten hatte, als sie nur Zehnte

„Es war eines meiner besten Trainingslager überhaupt“, erzählte sie nach dem Rennen. „Es war wichtig, dass ich mit der Trainingsgruppe und Bundestrainer Wolfgang Heinig nach Davos gefahren bin. Wir haben super gearbeitet und hatten viel Spaß. Ich weiß jetzt, dass ich den Doppelstart in Zürich schaffen werde.“ che

Video: <link video:10331>Sabrina Mockenhaupt mit Titel Nummer 39
Video-Interview: <link video:10358>Sabrina Mockenhaupt: "Ich hoffe, ich mache dieses Jahr die 40 voll"

Hochsprung

Marie-Laurence Jungfleisch genervt

"Ich bin sehr gut drauf, auch wenn ich das heute nicht zeigen konnte", sagte Marie-Laurence Jungfleisch, nachdem sie mit übersprungenen 1,90 Meter den Vorjahrestitel erfolgreich verteidigt hatte. Dass es nach den in der Vorwoche in Luzern (Schweiz) bewältigten 1,95 Meter nicht höher hinaus ging, begründete die 23-Jährige von der LAV Stadtwerke Tübingen so: "Wir mussten zwischen den Sprüngen sehr lange. Das hat sicher meine Leistung negativ beeinflusst", gab sich der Schützling von Tamas Kiss sichtlich genervt, blickt aber optimistisch nach vorn. Zumal die Schmerzen an Achillessehne und Gewebe weg sind.

"Deshalb konnte ich nur einmal in drei Monaten Technik trainieren und auch nur vier Wettkämpfe bestreiten", berichtete die Team-Europameisterin. Vize-Meisterin Alexandra Plaza (LT DSHS Köln; 1,87 m) sah bei ihrem ersten Versuch über 1,90 Meter alles andere als chancenlos aus. "Doch dann hat der Beuger dichtgemacht", erklärte die 20-Jährige, warum sie den zweiten Versuch abbrach. Ihr Silber von Ulm siedelt die Domstädterin höher an als den Sieg von Wesel."Ein prima Debüt in der Hauptklasse."

Katarina Mögenburg (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,84 m) freute sich über ihren dritten Platz riesig. "Ich habe von Anfang an gemerkt, dass es sehr gut läuft, hätte mir zum Schluss aber doch noch die 1,87 Meter gewünscht", so die Tochter des Hochsprung-Olympiasiegers von 1984, Dietmar Mögenburg. "1,90 Meter sind möglich, vielleicht schon bald bei der norwegischen Meisterschaft", meinte die 23-Jährige. hk

Video: <link video:10316>Marie-Laurence Jungfleisch reichen 1,90 Meter
Video-Interview: <link video:10320>Marie-Laurence Jungfleisch: Wäre gerne höher gesprungen"

Stabhochsprung

Ryzih feiert Titel-Premiere

Nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Spitzenspringerinnen Silke Spiegelburg (TSV Bayer Leverkusen), Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) und Martina Strutz (SC Neubrandenburg) wurden die Karten im Medaillenrennen neu gemischt. Als dann auch noch Katharina Bauer (TSV Bayer Leverkusen) einen „Salto Nullo“ bei 4,30 Metern hinlegte, machten sich einige Springerinnen plötzlich Medaillenhoffnungen.

Für Martina Schultze gingen sie in Erfüllung. Die Sindelfingerin übersprang 4,30 Meter im dritten Anlauf. Das reichte zu Bronze! Zehn Zentimeter höher ging es für Carolin Hingst (TG Nieder-Ingelheim). Silber für die „Altmeisterin“. Genau diese 4,40 Meter waren die Einstiegshöhe von Lisa Ryzih – und sie nahm sie genau wie 4,50 Meter im ersten Versuch.

Damit war der Ludwigshafenerin ihr erster DM-Titel im Freien nicht mehr zu nehmen. Danach ließ sie die Latte gleich auf 4,72 Meter legen. An der neuen europäischen Jahresbestleistung scheiterte die deutsche Medaillenhoffnung für die EM in Zürich, wobei der zweite Versuch denkbar knapp war. „Ich musste die Höhe probieren. 4,60 Meter hätten mich ja nicht weitergebracht. Es ist wichtig, Sprünge in diesen Bereichen zu haben“, sagte die Deutsche Meisterin.     mbn

Video: <link video:10328>Lisa Ryzih eine Klasse für sich

Diskuswurf

Craft holt Gold nach Kugel-Bronze

Dass es eine neue Titelträgerin geben würde, stand schon vor dem ersten Wurf fest. Nach fünfmal DM-Gold in Folge musste Nadine Müller (Hallesche LAF) die Saison aufgrund anhaltender Kniebeschwerden beenden. So wurde eine Nachfolgerin für die WM-Vierte gesucht. Die Chance ließ sich Shanice Craft nicht nehmen. Nach Kugel-Bronze am Vortag auf dem Münsterplatz sorgte die Mannheimerin gleich im ersten Durchgang im Donaustadion für klare Verhältnisse.

Auf 64,43 Meter schleuderte die DM-Dritte des Vorjahres die Ein-Kilo-Scheibe. Eine Weite, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbeißen sollte. Als Gold feststand, nutzte Craft den günstigen Gegenwind und ließ den Diskus im finalen Versuch auf 65,88 Meter segeln: Steigerung der Bestleistung um einen halben Meter. „Die Zuschauer haben mich gepusht, da musste der Diskus weit fliegen“, sagte Craft.

Damit bewies die 21-Jährige, welch ein stabiles Leistungsniveau sie sich in dieser Saison erarbeitet hat. Die acht besten Wettkämpfe ihrer Karriere stammen aus diesem Jahr. Hinter der Mannheimerin lieferten sich Julia Fischer (SCC Berlin) und Anna Rüh (SC Neubrandenburg) einen spannenden Kampf um Silber. Die Berlinerin entschied das Duell mit 63,02 Metern und acht Zentimetern Vorsprung zu ihren Gunsten. Die beiden werden zusammen mit der Deutschen Meisterin ein starkes EM-Trio bilden.    mbn

Video: <link video:10313>Shanice Craft jubelt über Titel und Bestleistung
Video-Interview: <link video:10325>Shanice Craft: "Im ersten einen raushauen"

Hammerwurf

Heidlers Siegesserie reißt

Es wäre eine unglaublich Serie gewesen: Neunmal hatte Betty Heidler in Folge bei Deutschen Meisterschaften gewonnen, der zehnte Erfolg war für die Jahresbeste – nicht nur in Deutschland, sondern in der Welt – zum Greifen nah. Doch an die 78,00 Meter, die die Frankfurterin in diesem Jahr schon geworfen hat, kam sie bei Weitem nicht heran. Auf 69,83 Meter flog der Hammer der 30-Jährigen. Nur bei den Halleschen Werfertagen hatte sie in diesem Jahr bei neun Wettkämpfen nicht die 70-Meter-Marke geknackt. In Ulm musste sie sich dieses Mal mit Silber begnügen, eine Medaille, die sie bei Deutschen Erwachsenen-Meisterschaften noch nie gewonnen hat.

2003 und 2004, vor ihrer Goldserie, war sie zweimal Dritte geworden. „Ich habe keine Erklärung dafür“, meinte sie. „Im Training lief alles gut, und die Werte ließen auf weite Würfe hoffen.“ Der Titel ging trotz allem an die LG Eintracht Frankfurt: Kathrin Klaas stand nach fünfmal auf dem zweiten und einmal auf dem dritten Platz dieses Mal ganz oben auf dem Siegerpodest und feierte dies nach ihrem letzten Versuch ausgelassen auf dem Rasen. Viermal warf sie weiter als 70 Meter, im letzten 72,08 Meter weit. „Es fühlt sich noch etwas unwirklich an“, gestand sie danach. „Das ist eine richtig gute Saison für mich, und das will ich mit nach Zürich nehmen. Da will ich meine Bestleistung von 76,05 Metern toppen.“

Den Frankfurter Triumph perfekt machte Carolin Paesler, die mit 67,78 Metern Dritte wurde. Ihr gelang es allerdings in Ulm nicht, die EM-Norm von 70,80 Metern zu knacken, die sie zuvor nur um vier Zentimeter verpasst hatte. „Ich hätte heute gerne Bestleistung geworfen, im Training lief es auch gut. Keine Ahnung, wieso es nicht geklappt hat.“ ah

Video: <link video:10283>Kathrin Klaas erstmals Deutsche Meisterin
Video-Interview: <link video:10304>Kathrin Klaas: "Personelle Veränderungen wirken sich positiv aus"

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