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Tallinn Tag 4 - Die DLV-Athleten in den Finals

Für die besten U23-Athleten Europas geht es in dieser Woche in Tallinn (Estland) bei den U23-Europameisterschaften um Podestplätze sowie persönliche Erfolge. Hier lesen Sie, wie sich die DLV-Athleten am Schlusstag in den Finals präsentiert haben.
Martin Neumann

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U23 MÄNNLICH

800 Meter

Dennis Krüger hadert mit Platz vier

In drei Rennen hatte Dennis Krüger alles gegeben. Er hatte Vorlauf wie Halbfinale mit seiner Taktik dominiert und drückte auch dem Finale seinen Stempel auf. Erst rund 30 Meter vor dem Ziel wurde er auf Rang drei liegend vom Slowenen Zan Rudolf überspurtet. In 1:48,62 Minuten fehlten dem Berliner 15 Hundertstel zum Bronze-Rang. „Später fragt niemand mehr, ob es ein gutes oder schlechtes Rennen war. Bei einer Meisterschaft zählen die Medaillen“, sagte der ehrgeizige Berliner und fand auch einen Grund für den aus seiner Sicht undankbaren vierten Rang: „Ich bin ein wenig fest geworden, so war mein Spurt einfach nicht gut genug.“

An der Spitze lief der Top-Favorit das Rennen nach Hause. Der Pole Artur Kuciapski hatte zusammen mit Krüger für die Tempoarbeit gesorgt. Er setzte sich in 1:48,11 Minuten vor dem Spanier Saul Ordonez (1:48,23 min) durch. Die schnellste Zielgerade hatte Zan Rudolf. Der Slowene flog an mehreren Konkurrenten vorbei und schnappte Dennis Krüger die Bronzemedaille weg.

3.000 Meter Hindernis

DLV-Duo läuft auf Platz neun und elf

Die deutschen Starter hatten sich auf ein schnelles Finale eingestellt. Da aber der bulgarische 8:20-Minuten-Läufer Mitko Tsenov nichts fürs Tempo tun wollte, ging Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) nach vorn. Diese Tempoarbeit rächte sich am Ende, auf den finalen Runden konnte er nicht mehr zulegen und wurde in 8:53,87 Minuten Elfter. „Mir haben leider die Kräfte gefehlt, vielleicht habe ich am Anfang im Wind zu viel investiert“, sagte Wedel.

Zwei Plätze davor sortierte sich Philipp Reinhardt (SV Einheit 1875 Worbis) ein. Der 21-Jährige hatte sich auf dem letzten Kilometer eine gute Ausgangsposition erarbeitet, fiel aber nach dem letzten Wassergraben noch zurück. „Die letzten 400 Meter waren nicht meine, leider“, sagte Reinhardt, der 8:51,30 Minuten lief. Der Sieg ging wie erwartet an Mitko Tsenov (8:37,79 min). Dahinter folgten Viktor Bakharev (Russland; 8:40,75 min) und die italienischen Zwillinge Osama (8:42,00 min) und Ala Zoghlami (8:42,85 min).

Dreisprung

Marcel Kornhardt verpasst den Endkampf

Für Marcel Kornhardt war das Finale nach dem Vorkampf beendet. Der Erfurter kam in den ersten drei Versuchen nicht über 15,40 Meter und Platz zwölf hinaus. Für den achten Rang hätte der 21-Jährige 15,88 Meter anbieten müssen. Nach dem dritten Versuch, bei dem er am Brett viele Zentimeter verschenkte, schlug der Deutsche Hallenmeister noch in der Sandgrube die Hände über den Kopf und ärgerte sich über die vergebene Endkampf-Chance. „Ich konnte die im Training erarbeitete Technik einfach nicht umsetzen“, sagte der sichtlich mitgenommene Erfurter.

Denn eigentlich wollte Kornhardt in ganz andere Weitenbereiche springen, jenseits seiner Bestleistung von 16,20 Metern. Das hätte locker für den Endkampf gereicht. Denn nur ein Dreispringer war deutlich außerhalb der Klasse des Deutschen: Dmitriy Chizhikov. Der Russe sprang dreimal 17 Meter oder weiter, sein bester Versuch war der erste mit 17,05 Metern. Damit war er in Tallinn eine Klasse für sich. Auf den Medaillenrängen folgten Georgi Tsonov (Bulgarien; 16,77 m) und Chizhikovs Landsmann Ilya Potaptsev (16,46 m).

Kugelstoß

Dennis Lewke als Fünfter bester DLV-Starter

Normalerweise sind Kugelstoßer bei großen Meisterschaften oft ganz am Anfang an der Reihe. In Tallinn mussten sich die Hünen bis zum Schlusstag in Geduld üben. Vielleicht war das die Erklärung dafür, dass die ganz großen Weiten ausblieben. Nicht nur die der deutschen Starter, sondern auch die der europäischen Konkurrenz. Als Bester des DLV-Trios kam Dennis Lewke mit 18,97 Metern auf Platz fünf. Nur zehn Zentimeter fehlten ihm zu Bronze. „Ich bin momentan einfach mit den Beinen zu langsam. So bekomme ich nicht genug Kraft auf die Kugel“, sagte der Neubrandenburger. Die Medaillen in Tallinn gingen an den favorisierten Kroaten Filip Mihaljevic (19,35 m), den starken Luxemburger Bob Bertemes (19,29 m) und Andrzej Regin (Polen; 19,08 m).

In die Weitenbereiche des Bronzeranges können in Top-Form auch die beiden weiteren deutschen Starter gelangen. Allerdings klappte dies in Tallinn am Sonntagnachmittag nicht. Bodo Göder (SR Yburg Steinbach) landete mit 18,74 Metern auf Platz acht. „Ich hatte heute nicht genug Power in den Beinen. Dann fehlt es schnell an den nötigen Zentimetern“, sagte Göder. Jan Josef Jeuschede haderte als Elfter (17,98 m) mit dem ungültigen dritten Versuch, der zum Einzug in den Endkampf gereicht hätte. „Wenn ich der Kugel nicht so lange hinterherschaue, kann ich den Stoß halten“, ärgerte sich der Drehstoß-Techniker aus Leverkusen. 

Speerwurf

<link http: www.leichtathletik.de news detail bernhard-seifert-ueberrascht-mit-bronze>Bernhard Seifert überrascht mit Bronze

Zehnkampf

Tim Nowak nach Diskus-Nuller aus dem Rennen

Tim Nowak konnte es nicht fassen. Alle drei Diskus-Versuche warf der Ulmer Zehnkämpfer ins Netz. Den dritten sogar aus dem Stand. Mit einem weißen Handtuch über dem Kopf verließ er frustriert den Ring. „Dass ich einen Standwurf ins Netz haue, das habe ich mir nicht vorstellen können“, sagte der 19-Jährige nach seinem folgenschweren Fauxpas. Denn damit hatte ausgerechnet der beste Diskuswerfer im Feld seine aussichtsreiche Ausgangsposition aus der Hand gegeben. Oder besser gesagt: Sie war ihm aus der Hand gerutscht.

„Das ärgert mich so ungemein. Selbst im Regen habe ich schon 45 Meter weit geworfen. Ich habe einfach nicht genug mit den Beinen gearbeitet, so ging der Diskus immer zu früh raus“, erklärte der U20-WM-Dritte tapfer in der Mixed Zone. Trotz "Salto nullo" und Beugerproblemen, die ihn schon über 110 Meter Hürden behindert hatten, wollte der 19-Jährige den Zehnkampf unbedingt zu Ende bringen. Aufgrund der Verletzungsgefahr bei Nässe und kühlen Temperaturen ordneten Trainer und Physiotherapeut aber den Wettkampf-Abbruch an.

Schon 2013 bei der U20-EM in Rieti war es Tim Nowak im Diskuswurf ähnlich ergangen. Auch dort musste er nach zwei ungültigen Versuchen in den dritten Durchgang. Damals warf er den 1,75-Kilo-Diskus wenigstens noch auf 36,48 Meter und beendete den Zehnkampf als Dritter. Ein Top-6-Platz wäre mit einer ähnlichen Weite für den 47-Meter-Werfer in Tallinn sogar auch noch möglich gewesen. Denn die Konkurrenz schwächelte ebenfalls mit dem Diskus.

Der „Salto Nullo“ im Diskuswurf ist umso tragischer, da Tim Nowak mit 14,49 Sekunden über 110 Meter Hürden sehr gut in den zweiten Wettkampf-Tag gestartet war. Nur drei Hundertstel fehlten dem 19-Jährigen zur Bestzeit. Nach sechs Disziplinen hatte er 4.985 Punkte gesammelt und lag damit 107 Zähler über seinem Zwischenergebnis aus Ulm. Dort hatte er Ende Mai mit 7.827 Punkten seine Bestmarke aufgestellt. Sogar der erste 8.000-Punkte-Zehnkampf schien für Nowak trotz des schlechten Wetters in Tallinn in Reichweite – bis zur verhängnisvollen siebten Disziplin.

Die Führung übernahm nach der siebten Disziplin mit 5.895 Punkten der favorisierte Niederländer Pieter Braun. Diese gab er bis zum Ende nicht mehr ab und wurde mit 8.195 Zählern Nachfolger von Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) als U23-Europameister. Silber sicherte sich der Spanier Jorge Urena (7.983 Punkte). Bronze ging unter dem großen Beifall der estnischen Fans an den Lokalmatadoren Janek Oiglane (7.945 Punkte). Die Medaillen bekam das Trio natürlich von Erki Nool überreicht. Der Zehnkampf-Olympiasieger von 2000 ist in Estland noch immer ein Volksheld.

4x400 Meter

<link http: www.leichtathletik.de news detail gold-fuer-die-4x100-meter-sprinterinnen-bronze-fuer-viertelmeiler>Viertelmeiler feiern Bronze

 

U23 WEIBLICH

1.500 Meter

Hanna Klein spurtet auf Rang acht

So lange wie keine andere DLV-Einzelstarterin musste Hanna Klein auf ihren Start in Tallinn warten. Da die Vorläufe über 1.500 Meter ausfielen, ging es für die Läuferin der SG Schorndorf erst am Sonntagnachmittag zur Sache – aber dann richtig. An der Spitze entwickelte sich ein schnelles Rennen, das die serbische Titelverteidigerin mit Landes- und Meisterschaftsrekord (4:04,77 min) für sich entschied. Hanna Klein kämpfte im Feld bis zum Zielstrich, fing die Russin Yekaterina Sokolova noch ab und wurde in 4:16,01 Minuten Achte.

Im Ziel wusste sie nicht, wie sie dieses Ergebnis einordnen sollte: „Vielleicht wäre ein Vorlauf doch gut gewesen. Man scharrt nach fünf Tagen schon ziemlich mit den Hufen.“ Mit dem Rennverlauf war Hanna Klein jedenfalls nicht hundertprozentig glücklich. „Nach etwas mehr als zwei Runden hat bei mir die Kraft nachgelassen. Da konnte ich nicht mehr mitgehen“, sagte die 22-Jährige. Hinter Siegerin Terzic gingen die weiteren Medaillen an Sofia Ennaoui (Polen; 4:04,90 min) und die Ukrainerin Nataliya Pryshchepa (4:06,29 min). Beide liefen Bestzeiten.

5.000 Meter

Carolin Kirtzel kämpft und wird 13.

Mutig nahm Carolin Kirtzel (LG Wedel-Pinneberg) ihre erste internationale Meisterschaft in Angriff. In rund 6:23 Minuten legte sie die ersten beiden Kilometer des 5.000-Meter-Finals zurück. Eine Pace, die sie nicht bis zum Ende durchlaufen konnte. Das wusste sie: „Ich habe es probiert, es ist eine Meisterschaft. Da muss man auch mal was riskieren“, sagte Kirtzel. Im Schlussspurt konnte sie nicht mehr gegenhalten und belegte in 16:05,91 Minuten Rang 13. Ihre Bestzeit verfehlte sie nur um rund vier Sekunden. „Ich habe bis zum Schluss gekämpft, auf der Zielgeraden wurde mir sogar etwas schwindelig“, sagte die 20-Jährige.

Die drei Medaillengewinnerinnen stellten allesamt nationale U23-Rekorde auf. An der Spitze machte Liv Westphal über viele Runden das Tempo. Dafür belohnte sich die Französin mit Gold in 15:30,61 Minuten. Dahinter liefen Louise Carton (Belgien; 15:32,75 min) und Viktoriya Kalyuzhna (Ukraine; 15:38,38 min) aufs Podest.

400 Meter Hürden

Rang acht für Jackie Baumann

Plötzlich war der Rhythmus weg: Ab der fünften Hürde des Finals war für Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) das Rennen eigentlich schon zu Ende. Sie musste die Konkurrenz ziehen lassen und sich mit Rang acht in 58,14 Sekunden begnügen. Die Enttäuschung war ihr nach dem Lauf anzumerken. „Ich hatte mir deutlich mehr vorgenommen. Aber es war das härteste Rennen meiner Karriere“, sagte die 19-Jährige. Wenn der Frust irgendwann verflogen ist, wird sich Baumann trotzdem gern an die die Tage in Tallinn zurückerinnern. Denn mit 56,62 Sekunden im Halbfinale gelang ihr ein wahrer Leistungssprung.

Den Titel machten zwei Nordeuropäerinnen unter sich aus. Mit einem starken Finish setzte sich Elise Malmberg (Schweden) in 55,88 Sekunden vor der als Favoritin ins Rennen gestarteten Dänin Stina Troest (56,01 sec) durch. Drei Hundertstel dahinter folgte Aurelie Chaboudez (Frankreich) auf dem Bronzeplatz. Solche Zeiten sind vielleicht auch schon in zwei Jahren für Jackie Baumann möglich. 2017 in Bydgoszcz darf sie noch einmal bei einer U23-EM starten. Darauf angesprochen, huschte nach dem Finale dann doch noch ein Lächeln über die Lippen des Langhürden-Talents. 

Hochsprung

Jossie Graumann starke Vierte

Das erhoffte Top-Duell fiel aus: Für Hallen-Weltmeisterin Mariya Kuchina (Russland) war nach 1,71 Metern Endstation, 30 Zentimeter unter ihrer Bestleistung. So war der Weg frei für Titelverteidigerin Alessia Trost. Die Italienerin meisterte als einzige Springerin 1,90 Meter und holte wie 2013 in Tampere Gold. Dahinter folgten mit jeweils 1,87 Metern die belgische Siebenkampf-Spezialistin Nafissatou Thiam und Iryna Herashchenko (Ukraine). Direkt dahinter kam die Überraschung aus deutscher Sicht: Jossie Graumann. Die Berlinerin nahm alle Höhen einschließlich 1,84 Meter im ersten Versuch und verdiente sich damit Platz vier. Für sie war es kein undankbarer Rang: „Es hat alles gut geklappt. Für 1,87 Meter hätte ich schon einen technisch perfekten Sprung erwischen müssen. Das hat leider nicht geklappt.“

Früher als gedacht, war für Imke Onnen der Wettkampf zu Ende. Allerdings hatte die Hannoveranerin gespürt, dass am Sonntagnachmittag nicht alles nach Plan lief. „Die Spritzigkeit und das Tempo haben gefehlt. Aber ich habe das Finale erreicht. Das war mein Ziel“, sagte Onnen. Ihre 1,76 Meter bedeuteten am Ende Rang elf, damit lag sie einen Platz vor der amtierenden Hallen-Weltmeisterin.

Diskuswurf

<link http: www.leichtathletik.de news detail diskus-damen-machen-sweep-perfekt>Deutscher Diskus-Sweep

4x100 Meter

<link http: www.leichtathletik.de news detail gold-fuer-die-4x100-meter-sprinterinnen-bronze-fuer-viertelmeiler>Geglückte Titelverteidigung

4x400 Meter

Rang vier in finaler EM-Entscheidung

Der finale Frauen-Wettbewerb brachte für die deutsche Mannschaft noch einmal einen vierten Platz. Die 4x400-Meter-Staffel in der Besetzung Laura Müller (LSG Saarbrücken/Sulzbachtal), Luisa Valeske (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken), Anna-Sophie Bellerich (SC Rönnau 74) und Christina Hering (LG Stadtwerke München) verpasste den Podestplatz in 3:32,01 Minuten nur um rund 1,2 Sekunden. „Die Zeit geht schon in Ordnung“, sagte Schlussläuferin Hering, die am Samstag über 800 Meter Bronze mit Bestzeit gewonnen hatte.

Eine starke Vorstellung lieferte Luisa Valeske an Position zwei ab. „Auf der Gegengeraden dachte ich, dass ich fliegen würde. Auch die zweite Hälfte war supergut“, freute sie sich über das gelungene Rennen. Der deutsche „Vierer“ musste in Tallinn nur dem favorisierten Trio den Vortritt lassen. Es setzten sich die Britinnen in 3:30,07 Minuten vor den Staffeln aus Polen (3:30,24 min) und Russland (3:30,78 min) durch.

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