| Interview der Woche

Tobias Scherbarth: "In Kassel mit Olympia-Norm gewinnen"

Der Leverkusener Stabhochspringer Tobias Scherbarth hat am Sonntag beim Himmelsstürmer-Cup in Zweibrücken als erster DLV-Athlet die Olympia-Norm von 5,70 Metern geschafft. Damit ist er seinem großen Ziel, in Rio de Janeiro (Brasilien) erstmals bei Olympischen Spielen dabei zu sein, einen großen Schritt näher gekommen. Im Interview sprach er anschließend über seinen erfolgreichen Wettkampf und die Ziele für die Deutschen Meisterschaften in Kassel (18./19. Juni), wo er sich endgültig für Rio qualifizieren möchte.
Manuel Keil

Tobias Scherbarth, herzlichen Glückwunsch zum Sieg in Zweibrücken und zur Olympia-Norm. Wie lautet Ihr Fazit zum heutigen Wettkampf?

Tobias Scherbarth:

Dankeschön. Natürlich bin ich zufrieden erstmal. Mit dem Ziel die Olympia-Norm zu springen bin ich in die Saison gegangen, um gute Chancen zu haben, in Rio dann auch dabei zu sein. Jetzt ist der erste Schritt gemacht, und die Norm ist in der Tasche. Ich denke nun aber schon an die Deutschen Meisterschaften, wo ich mir dann hoffentlich das Ticket sichern kann.

War die Norm heute auch das erklärte Ziel?

Tobias Scherbarth:

Ja absolut. Ich meine, einen Wettkampf zu gewinnen ist auch erst einmal ein Ziel. So habe ich gleich zwei Ziele erreicht heute. Das war ein sehr schöner Wettkampf für mich.

In wieweit nimmt Ihnen das auch ein wenig den Druck, dass Sie jetzt mit bereits erfüllter Norm zu den Deutschen Meisterschaften nach Kassel fahren können?

Tobias Scherbarth:

Eigentlich nimmt mir das nicht viel Druck. Ich habe mir das Ziel gesetzt, bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel mit Olympia-Norm zu gewinnen. Daran will ich mich selbst messen. Wenn dann andere deutlich höher springen als ich, habe ich es nicht in der Hand. Den Druck mache ich mir immer selbst.

Also bleibt das Ziel in Kassel zu gewinnen und die Norm noch einmal zu bestätigen?

Tobias Scherbarth:

Ja, das ist das Ziel. Deutscher Meister zu werden ist etwas ganz Besonderes. Erst recht ab einer Höhe von 5,70 Metern. Aber wir haben in Deutschland viele gute Stabhochspringer, die es mir sicher nicht leicht machen werden. Ich freue mich auf einen spannenden Wettkampf.

Heute haben Sie sich mit dem Meetingrekord von 5,81 Metern ja schon zweimal an einer neuen Bestleistung versucht. Können die Zuschauer dann vielleicht am kommenden Wochenende eine Bestleistung sehen?

Tobias Scherbarth:

Das hängt natürlich davon ab, wie die Bedingungen sind. Erst einmal gilt es, egal bei welchen Bedingungen, um den Titel mitzuspringen. Dann schauen wir darauf, dass ich die Olympia-Norm auch springe, also noch einmal eine 5,70 anbiete. Und wenn dann noch Körner da sind, mal schauen. Es ist ja immerhin eine Meisterschaft, wo es immer zuerst um Platzierungen geht. Da geht es nicht darum schön zu springen oder besonders hoch, sondern darum den Titel zu holen. Und das möglichst mit Olympia-Norm.

Sie hatten bisher als einziger Deutscher die EM-Norm erfüllt und sind nun auch der Einzige mit Olympianorm. Hätten Sie bei der traditionell starken Konkurrenz im deutschen Stabhochsprung mit einer solchen Konstellation zum jetzigen Zeitpunkt kurz vor der DM gerechnet?

Tobias Scherbarth:

Natürlich nicht. Ich bin ein positiver Mensch und hätte damit gerechnet, dass mehr Leute zum jetzigen Zeitpunkt in einer guten Form sind. Ich glaube und hoffe, dass der Raphael [Anm. d. Red: Vize-Weltmeister Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken] in den nächsten Wochen dazu stoßen wird, genauso wie mein Trainingskollege Karsten Dilla. Dann haben wir noch einen Hendrik Gruber und Carlo Paech, die vielleicht noch eingreifen werden in den Kampf um die Tickets. Das kann noch mal spannend werden, denke ich.

Sie sind selbst zum Saisoneinstieg ja nicht mit den ganz großen Höhen gestartet, haben sich aber zuletzt auch bei schwierigen Bedingungen kontinuierlich gesteigert. Ist das nur gute Trainingsplanung Richtung Saisonhöhepunkt oder spielt da auch die Erfahrung, die Sie mittlerweile haben, eine wichtige Rolle?

Tobias Scherbarth:

Beides. Das ist Erfahrung und Trainingsplanung. Ich weiß natürlich ungefähr, wie mein Körper reagiert auf bestimmte Trainingsreize und wie ich mich vor Meisterschaften in Form bringe. Das mache ich eigentlich die letzten Jahre relativ ähnlich. Manchmal kommen hier und da dann kleine Verletzungen dazwischen, die muss man im Training umschiffen. Außerdem muss man sich gut versorgen lassen von den Physiotherapeuten. Da hilft mir die Erfahrung schon weiter.

Das Training läuft also insgesamt genau nach Plan im Moment?

Tobias Scherbarth:

Nach Plan würde ich nicht sagen. Man hofft natürlich immer noch ein bisschen weiter zu sein. Man würde auch zum jetzigen Zeitpunkt gerne schon höher springen oder die 5,70 Meter schon eher abgehakt haben. Aber ich bin im Soll, so würde ich es sagen. Und wir haben ja noch ein wenig Zeit bis zur EM und bis Olympia.

Und wie sieht Ihr weiterer Wettkampf-Fahrplan aus bis zu den internationalen Höhepunkten?

Tobias Scherbarth:

Für mich ist Wettkampf das beste Training überhaupt. Ich werde auch weiterhin relativ viele Wettkämpfe im Wochenrhythmus bestreiten. Nach den Deutschen Meisterschaften haben wir zum Beispiel bei uns in Leverkusen die Stabhochsprung-Classics am darauf folgenden Freitag, dann Landau, und danach steht auch schon die EM vor der Tür.

Das Ticket für die Höhepunkte haben Sie ja zumindest „halb“ in der Tasche, wenn nicht noch drei Kandidaten höher springen. Wie sehen denn Ihre konkreten Ziele für die Saisonhöhepunkte aus?

Tobias Scherbarth:

Eigentlich genau wie im letzten Jahr, das Finale erreichen. Ich will bei beiden Höhepunkten natürlich starten. Das heißt erst mal nominiert werden, und dann will ich ins Finale. Wenn man es ins Finale geschafft hat, ist vieles möglich. Darauf ist die Trainingsplanung in den nächsten Wochen ausgerichtet

Die Olympischen Spiele sind das große Ziel eines jeden Sportlers. Rio wäre Ihre erste Teilnahme. Macht es das noch mal mehr zu etwas Besonderem?

Tobias Scherbarth:

Ich will noch gar nicht zu sehr an Olympia denken. Da gehen noch ein paar Wochen ins Land. Dafür muss ich gesund bleiben, weiterhin konstant gute Leistungen bringen. Wenn die EM vorbei ist, dann können wir über Olympia reden. Aber natürlich wäre es etwas Besonderes.

Mehr:

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