| Auf dem Weg zurück

Wer trainiert, wer laboriert?

Einige DLV-Athleten mussten die Sommersaison verletzungs- oder krankheitsbedingt vorzeitig beenden oder konnten erst gar nicht in Erscheinung treten. Wir haben zusammengestellt, wie weit Silke Spiegelburg, Martina Strutz, Matthias de Zordo, Fabienne Kohlmann und Maximilian Kessler auf dem Weg zum Comeback sind.
Jan-Henner Reitze

Sie gehört zu den größten Konstanten, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zu bieten hat. Stabhochspringerin Silke Spiegelburg war seit dem Titelgewinn bei der U18-WM 2001 in jedem Sommer immer bei mindestens einer großen internationalen Meisterschaft dabei - bis zum Jahr 2014. Erstmals musste die Leverkusenerin wegen einer Verletzung eine Saison früh abbrechen und unters Messer.

Nach einer Fuß-OP trug sie wochenlang einen Spezialschuh und trainierte alternativ - die Olympia-Vierte dokumentiert ihre Reha mit <link https: www.facebook.com silkespiegelburg photos_stream _blank>Fotos auf ihrer <link https: www.facebook.com _blank>Facebookseite. Der aktuellste Eintrag dort: "Ich jogge :-) :-) :-)." Die drei Smileys hinter dieser Wasserstandmeldung zeigen einerseits, wie groß die Freude darüber ist, den nächsten Schritt Richtung Comeback zu machen. Auf der anderen Seite stehen sie auch dafür, wie beschwerlich und lang eine Rückkehr sein kann.

Das Risiko von Verletzungen gehört zum Leistungssport, in dem man den Körper an seine Leistungsgrenzen treibt. Diese dann fernab vom Wettkampfruhm auszukurieren, verdient ebenso Respekt wie eine gute Leistung auf der Kunststoffbahn.

Martina Strutz hat in Schwerin wieder ein Dach über dem Kopf

Schon einen Genesungs-Schritt weiter als Stabhochsprungkollegin Silke Spiegelburg ist Martina Strutz. Ein Anriss der Plantarsehnenfaszie am linken Sprungfuß hatte die Saison der Neubrandenburgerin beendet, bevor sie richtig losgegangen war.

"Ich habe vor gut einem Monat ein MRT machen lassen. Das hat ergeben, dass die Entzündung so gut wie weg ist", erzählt die Vizeweltmeisterin von 2011. Seit dem Monatswechsel ist auch ein Praktikum bei der Polizei beendet und der Sport steht wieder im Mittelpunkt, das bedeutet zweimal Training pro Tag. Erlaubt ist alles, was keine Schmerzen bereitet. Erste Sprünge aus kurzem Anlauf und der normale Aufbau stehen momentan auf dem Plan.

Unter der Anleitung von Trainer Thomas Schult kann "Strutzi" auch im Winter wieder in Schwerin in der Halle trainieren - die wurde im März wiedereröffnet. Zwei Jahre zuvor war die Halle angezündet worden und abgebrannt. Die 32-Jährige musste in die Halle in Neubrandenburg ausweichen.

Beinmuskulatur von Matthias de Zordo wächst

Für Matthias de Zordo hat sich der Weg zurück in den Wettkampf nach seinem Achillessehnenriss im Mai 2013 als länger erwiesen, als zwischenzeitlich erhofft. Auch im vergangenen Sommer absolvierte der ehemalige Speerwurfweltmeister keinen Wettkampf. "Die Muskulatur an den Beinen hat sich sehr stark zurückgebildet. Damit ich beim Abwurf wieder voll stemmen kann, musste die Beinmuskulatur wieder, von Grund auf, ausgebildet werden", erzählt der 26-Jährige. Dieser Prozess läuft und es geht voran.

"Mein Trainer Ralf Wollbrück und ich sind sehr zuversichtlich, dass ich, wenn alles weiterhin so gut läuft, im Mai 2015 wieder an den Start gehen kann", blickt Matthias de Zordo voraus. "Die WM-Teilnahme 2015 wäre dann schon ein großer Erfolg. Mein großes Ziel bleibt die erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien."

Fabienne Kohlmann steigt wieder voll ein

"Meine Beine fühlen sich an, als ob sie nie verletzt gewesen wären." Diese frohe Botschaft verkündete Läuferin Fabienne Kohlmann schon Anfang September auf ihrer <link http: www.fabienne-kohlmann.de>Homepage. Trotz Schmerzen war die 24-Jährige bei der Team-EM über 800 Meter an den Start gegangen, kurze Zeit später kam die Diagnose und das Saisonende: Ermüdungsbruch im linken Wadenbein. Dabei war die Deutsche Hallenmeisterin gerade dabei, sich an ihre vier Jahre alte Bestzeit (2:00,72 min) heranzukämpfen.
 
Die Verletzungszeit nutzte die Karlstädterin, die in München lebt und trainiert, um im Studium voranzukommen. Um den Faden im Sport nicht zu verlieren, schrieb Fabienne Kohlmann jeden Tag auf, wie es ihrem Fuß geht. Mittlerweile steht dem Wiedereinstieg ins volle Training nichts mehr im Weg. Die Motivation ist groß, wieder durchzustarten.

Maximilian Kessler hat Ernährung umgestellt

Den mutigen Schritt vom Sprinter zu den 400 Metern wollte Maximilian Kessler in diesem Sommer vollziehen. Aus dem Trainingslager in Südafrika brachte er aber nicht nur vielversprechende Zeiten, sondern auch einen hartnäckigen Magen-Darm-Virus mit. So schnell wie möglich wollte der Berliner die Krankheit hinter sich lassen, um die Saison noch zu retten. Diese hohe Motivation erwies sich als kontraproduktiv. Nachdem sich der 25-Jährige mehr durchs Training gequält und Ende Juni zwei Rennen über 200 Meter absolviert hatte, verordnete sein Arzt acht Wochen Zwangspause vom Sport.

"Mir ging es echt dreckig", erzählt Maximilian Kessler, der sich noch einmal neu mit dem Thema Ernährung auseinandersetzte und die Versorgung mit Eiweiß umstellte. In der Pause lösten sich auch Probleme mit dem Beckenboden, der schon in der Hallensaison Schmerzen bereitet hatte. "Ich hatte endlich Zeit, meine Defizite zu finden und daran zu arbeiten." Unter anderem durch einen Umzug, näher heran an Trainingsstätten und Uni, hat der Athlet des SCC Berlin sein Umfeld noch weiter auf den Sport ausgerichtet. Seit vier Wochen läuft das Aufbautraining. In der Hallensaison soll es über 200 und 400 Meter rund gehen.

"Jetzt sind es nur noch anderthalb Jahre bis zu den Olympischen Spielen. Solche Ausfälle darf es nicht mehr geben", spricht der Deutsche Hallenmeister von 2013 ein Ziel an, dass viele Athleten antreibt. Auf die Karte Sport zu setzen birgt dabei auch finanzielle Risiken, gerade in Ausfallzeiten. "Prämien fallen weg und ich musste zittern, ob ich im Bundeskader bleibe", berichtet Maximilian Kessler, der trotz der Rückschläge zuversichtlich bleibt. "Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um dann wieder zwei nach vorne gehen zu können."

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