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Wie Leichtathleten von Yoga profitieren können

Yoga ist eine sehr beliebte Sportart in Deutschland. Auch Leichtathleten können von der aus Indien stammenden Praxis und ihren positiven Wirkungen profitieren. Der TSV Bayer 04 Leverkusen bietet beispielsweise einmal wöchentlich eine Stunde für Kaderathleten an. Eine der DLV-Athletinnen, die Yoga-Übungen besonders häufig in ihren Trainingsalltag integrieren, ist Stabhochspringerin Katharina Bauer. Sie bringt sich vor Wettkämpfen mit Positionen wie dem „Krieger“ in den richtigen Fokus.
Pamela Ruprecht

Laut einer Umfrage des  Berufsverbandes der Yogalehrenden haben 16 Millionen Deutsche prinzipiell Interesse an Yoga und zwischen zwei und drei Millionen praktizieren die Dehn-, Gleichgewichts- und Stabilisationsübungen regelmäßig. Die positiven Effekte werden auch vermehrt für den Leistungssport entdeckt. „Yoga schützt vor Verletzungen“, nennt <link news:46914>Yogalehrerin und Buch-Autorin Christine Bielecki eines der wichtigsten Argumente, es in das Trainingsprogramm aufzunehmen.

Die meisten Leichtathleten haben eine verkürzte Muskulatur an den Oberschenkeln, Waden, dem Rücken und am Brustkorb. Yoga macht die Muskulatur geschmeidig, ohne dass die Kraft verloren geht. Im Zusammenspiel mit einer dabei praktizierten bewussten Atmung wird die Durchblutung der Muskulatur und inneren Organe gefördert. Muskeln, Sehnen und Bänder können sich entspannen. Deshalb hilft Yoga nach intensiven Einheiten, „komplett zu regenerieren“.

Gleichgewicht plus Stabilisation

In diesen Entspannungszustand begeben sich einmal wöchentlich für eineinhalb Stunden Kaderathleten des TSV Bayer 04 Leverkusen. Bunt gemischt nehmen Springer und auch Werfer daran teil. Seit zwei Jahren bietet Barbara Plaza, Mutter von Hochspringerin Alexandra Plaza (DSHS Köln), den Kurs an, der immer mehr Zuwachs fand. Die Yogalehrerin begleitet die deutsche Hockey-Nationalmannschaft bis auf Weltmeisterschaften und war zuletzt auch im Trainingslager in Stellenbosch (Südafrika).

Ein besonderer Fan des Yoga und seiner Wirkungen für ihren Leistungssport wurde durch den Kurs Katharina Bauer. Die Stabhochspringerin praktiziert Yoga täglich. Als Warm-up in den Tag startet die 25-Jährige mit dem „Sonnengebet“ – einer festgelegten Kette aufeinanderfolgender Positionen, die mehrmals wiederholt wird. „Der Körper fühlt sich danach super an“, sagt die EM-Teilnehmerin von Zürich (Schweiz).  

Neben der Beweglichkeit trimmt Yoga auch Gleichgewicht und  Stabilisation. Krafttraining mit schweren Gewichten spricht eher die großen Muskelgruppen an, Stabilisations-Übungen aus dem Yoga - rein mit dem eigenen Körpergewicht - trainieren auch die kleinen Muskeln. Eine weitere Prophylaxe vor Verletzungen und Überlastungen des Knochen-, Band- und Sehnenapparates.

Mentale Wirkungen

Aber Yoga hat auch eine mentale Komponente. „Es hilft dabei, sich besser konzentrieren zu können“, erklärt Christine Bielecki. Dies geschieht über bewusstes und ruhiges Atmen, das auch während der härtesten und kompliziertesten Übungen beibehalten werden soll. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, die Konzentration auch in Extrem-Situationen wie wichtigen Wettkämpfen aufrechterhalten zu können.  Und damit die Beherrschung der Situation.

„Ein Athlet kann vieles im Wettkampf nicht beeinflussen: die Gegner, die äußeren Bedingungen, das Kampfgericht. Aber die Entscheidung, wie wir atmen, bleibt immer uns selbst überlassen“, meint die Yogalehrerin. „Je besser wir das parasympathische Nervensystem unter Kontrolle haben, desto schneller reagiert unser Körper und desto schneller ist er wieder in der Lage Leistung zu bringen.“ Für  kurze Momente die Gedanken beruhigen, schöpft Energie und befreit.

Om-Tattoo

„Ich mache Yoga vor jedem Wettkampf, um eine gewisse Spannung aufzubauen“, erklärt Katharina Bauer. Am Abend vorher stehen auf dem Programm: Krieger, Fisch, Brücke und Kopfstand. Unmittelbar vor dem Wettkampf: der „Sonnengruß“ als Auftakt. So sind alle Körperpartien gut vorbereitet, ihr Körpergefühl verbessert sich: „Es gibt im Stabhochsprung so viele Bewegungsabläufe, wo man gespannt sein oder über eine sehr lange Zeit den Fokus aufrecht erhalten muss.“

Für sie hat Yoga positive Aspekte für Körper und Kopf. Atem-Übungen und Meditation bedeuten gleichzeitig mentales Training, unter dem Begriff der Achtsamkeit auch eine anerkannte Methode in der Sportpsychologie. Für die passende Atmosphäre hat Katharina Bauer ein Yogi-Kissen und  Räucherstäbchen zuhause. Die indische Lebensphilosophie hat sie sogar mit einem Tattoo des heiligen Om-Symbols auf der Innenseite ihres linken Oberarms verewigt.

Tätowierung und Yoga-Praxis werden sie auch durch den Olympia-Sommer begleiten. Nach den ausgeheilten Fußproblemen (Stressödem) und der ausgelassenen Hallensaison springt sie im Training wieder aus dem Wettkampf-Anlauf. Am 8. April geht es ins Trainingslager nach Belek (Türkei). Ihre Ziele danach: zur EM nach Amsterdam fahren und sich eines der drei Olympia-Tickets holen („Alles geben und alles reinhauen“ lautet ihr Motto für 2016).

Wattenscheid bietet Kurs

Ebenfalls hoch hinaus in dieser Saison will Disziplin- und Vereinskollegin Silke Spiegelburg, die vor langer Zeit durch Zufall zum Yoga kam. Als 18-Jährige entdeckte die U20-Europameisterin von 2003 und 2005 vor einem Wettbewerb einen Zeitschriften-Artikel über die Sportart und probierte die Übungen „Just for Fun“ sogleich aus. „Der Wettkampf lief dann auch ganz gut und irgendwie bin ich danach dabei geblieben“, erinnert sich die 30-Jährige.

Seitdem macht die EM-Zweite von 2010 vor ihren Starts eine Yoga-Sequenz.  „Für mich ist es ein festes Ritual am Wettkampftag.“ Es bringt sie in den richtigen Fokus. Ihr Wissen hat sie aus Büchern und früheren Yoga-Kursen. In der  kommenden Saison („Ich bin wieder komplett gesund, es läuft alles nach Plan“) ist es ihr Wunsch, stabil hohe Höhen zu springen und beim Höhepunkt in Rio noch einen draufzupacken.  

Während der vielen Reisen, die bald anstehen, dient die fließende Bewegung für Silke Spiegelburg als Regeneration und Ausgleich. Eine Zauberformel ist Yoga natürlich nicht, aber für einige Athleten eine alternative Wettkampf-Vorbereitung oder sinnvolle Ergänzung im Trainingsplan. Auch beim TV Wattenscheid 01 heißt es in der Aufbauphase: „Donnerstag ist Yoga-Tag!“

Mehr:

laufen.de: <link https: www.laufen.de wie-yoga-laeufern-beine-macht _blank link zum artikel auf>Wie Yoga Läufern Beine macht
Buchvorstellung: <link news:46914>"Yoga ist ein Arschloch - Warum es uns trotzdem so guttut"

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