| Marathon-Projekt

Wien und nicht London: Eliud Kipchoges Jagd auf die Zwei-Stunden-Barriere

Bei der Jagd von Eliud Kipchoge auf die Zwei-Stunden-Traumbarriere im Marathon gab es einen sensationellen Ortswechsel. Im Wiener Prater und nicht im Londoner Battersea Park wird der Kenianer am 12. Oktober versuchen, die derzeit größte Barriere in der Leichtathletik zu durchbrechen.
Jörg Wenig

Eliud Kipchoge (Kenia) möchte am 12. Oktober in Wien (Österreich) als erster Mensch überhaupt die Marathondistanz in unter zwei Stunden absolvieren. Gelingt es dem 34-Jährigen, die 42,195 Kilometer unter 2:00:00 Stunden zu laufen, wäre dies eine absolut spektakuläre Leistung, allerdings trotzdem kein Weltrekord. Denn das Rennen wird, wie schon der erste Versuch von Eliud Kipchoge, unter Bedingungen stattfinden, die keine offizielle Anerkennung als Weltrekord erlauben. Als Veranstalter in Wien fungiert das erfahrene Team des Vienna City-Marathons.

„Vor uns steht das faszinierendste Sportprojekt unserer Zeit. Es ist ein ,Once in a lifetime’-Ereignis. Ein Marathon unter zwei Stunden elektrisiert die Sportinteressierten weltweit. Mit der Prater Hauptallee als einzigartiger Strecke, mit der Organisationskraft unseres Teams und der Stadt Wien als hervorragendem Gastgeber werden wir die idealen Rahmenbedingungen dafür schaffen", sagte Wolfgang Konrad.

Der Race-Direktor des Vienna City-Marathons und sein Team sind stolz darauf, als lokaler Veranstalter dieses Vorhaben nach Wien geholt zu haben. „Ich bin überzeugt, dass Österreich dem größten Marathonläufer aller Zeiten einen fantastischen Empfang bereiten wird. Die ,Ineos 1:59 Challenge’ ist eine riesige Chance für den Vienna City-Marathon und ein Antrieb für den Laufsport. Das Rennen wird Jung und Alt begeistern.“

„Hasen“ im Einsatz

„Eine zweite Chance zu bekommen, die Zwei-Stunden-Barriere zu durchbrechen, ist außergewöhnlich aufregend. Ich sage immer, dass es kein Limit gibt und ich weiß, dass es für mich möglich ist, diese Barriere zu durchbrechen“, hatte Eliud Kipchoge erklärt, als vor knapp zwei Monaten bekannt wurde, dass er einen zweiten Anlauf auf die Zwei-Stunden-Barriere starten würde.

Im Frühjahr 2017 war der kenianische Ausnahmeläufer auf dem Formel-1-Kurs im italienischen Monza 2:00:25 Stunden gelaufen. Dies war deutlich schneller als fast alle erwartet hatten. Kipchoge profitierte dabei von ständig wechselnden Tempomachern, die bei einem regulären Rennen nicht erlaubt sind. Ein derartiger Einsatz von „Hasen“ ist auch in Wien geplant.

"Der Welt zeigen, dass alles möglich ist"

Im vergangenen September hatte Eliud Kipchoge in Berlin unter regulären Bedingungen den Weltrekord auf 2:01:39 Stunden verbessert. Damit kam er bis auf 100 Sekunden an eine erste Zeit von unter zwei Stunden heran. Und es gibt Einige, die ihm zutrauen, die Traum-Marke auch in einem regulären Rennen zu erreichen.

In Wien setzt der Marathon-Olympiasieger nun aber zunächst noch einmal auf die Unterstützung von wechselnden Tempomachern, die sicherstellen, dass er vom Start bis ins Ziel geführt wird. „Ich habe bei meinem ersten Versuch viel gelernt und glaube wirklich, dass ich 26 Sekunden schneller laufen kann als vor zwei Jahren in Monza. Ich will der Welt zeigen, dass alles möglich ist, wenn du dich auf ein Ziel konzentrierst, hart arbeitest und an dich glaubst“, erklärte Eliud Kipchoge.

Zeitfenster von neun Tagen

Finanziert wird das Projekt von dem britischen Chemie-Unternehmen „Ineos“, das im Radsport auch das erfolgreiche britische Team Sky übernommen hat. Insofern hatten sich die britischen Organisatoren zunächst auf London als Austragungsort festgelegt. Doch es gab in der Metropole Schwierigkeiten, eine geeignete, flache Rundstrecke zu finden, die zudem über ein längeres Zeitfenster zur Verfügung stehen musste, um bestmögliche Wetterbedingungen zu nutzen.

Nachdem klar war, dass dies in London nicht gewährleistet ist und zudem auch das Wetterrisiko im Oktober dort nicht zu unterschätzen ist, kamen andere Städte ins Gespräch. Darunter war auch Berlin. Doch nun fiel die Entscheidung zugunsten der österreichischen Hauptstadt, die Eliud Kipchoge ein neuntägiges Zeitfenster für das Rennen bereit hält. Sollten die Wetterbedingungen am 12. Oktober ungünstig sein, könnte der Kenianer noch bis zum 20. Oktober in Wien laufen.

„Wir haben lange nach der bestmöglichen Strecke in Europa gesucht und am Ende war klar, dass wir nach Wien in den Prater gehen müssen. Wichtig war auch, dass das Team des Vienna City Marathons und der Bürgermeister der Stadt sofort bereit waren, bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen“, erklärte Tom Crotty, der Pressesprecher von Ineos. Mit ausschlaggebend: die 4,3 Kilometer lange, völlig gerade und flache Prater Hauptallee.

Vorbereitungen laufen

„Eliud Kipchoge ist der größte Marathonläufer aller Zeiten und der einzige Athlet der Welt, der eine Chance hat, die Zwei-Stunden-Marke zu durchbrechen. Bisher war niemand dazu in der Lage. Es ist ein bisschen wie die Landung auf dem Mond. Wenn Eliud 1:59 läuft, wird es das erste Mal sein, dass ein Mensch diese Barriere durchbrochen hat“, sagte Ineos-Chef Jim Ratcliffe.

Eliud Kipchoge, der sich derzeit in seinem Trainingscamp in Kaptagat, Kenia, auf das Rennen vorbereitet, erklärte: „Ich habe erfahren, dass Wien einen schnellen und flachen Kurs hat, der durch Bäume sehr gut geschützt ist. Die Strecke liegt im Herzen der Stadt, sodass viele Zuschauer Teil dieses historischen Ereignisses sein können.“

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