| Ausblick

Die fünf Herbst-Marathon-Klassiker: Von Berlin bis New York

In Berlin beginnt traditionell die Serie der hochklassigen Herbst-Marathonläufe. Fünf Klassiker, die binnen fünf Wochen gestartet werden, rücken dabei besonders in den Blickpunkt: Nach Berlin folgen Chicago, Amsterdam, Frankfurt und New York. Wir beleuchten die Starter-Felder und Favoriten.
Jörg Wenig

Eine Woche nach dem Spektakel in New York kehrt der Marathon zudem an seinen Ursprung zurück: Der Athen-Marathon kann spitzensportlich zwar nicht mithalten, ist aber natürlich einmalig bezüglich der Geschichte und zieht inzwischen bereits 20.000 Läufer an. Daneben fallen drei andere Rennen in diesem Jahr in die Herbst-Marathonzeit: Am 12. Oktober will Kenias Weltrekordler und Olympiasieger Eliud Kipchoge in Wien die Zwei-Stunden-Barriere durchbrechen. Das Rennen, das bei ungünstigem Wetter auch an einem späteren Termin stattfinden kann, ist nicht rekordkonform, weckt aber trotzdem weltweites Interesse. Bei den aufgrund der Hitze in Doha spät stattfindenden Weltmeisterschaften werden die Marathonrennen am 27. September (Frauen) und 5. Oktober (Männer) nachts gestartet.

Für eine Reihe von nationalen Läufern geht es in Berlin und in Frankfurt um die Normen für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio, die der internationale Leichtathletik-Verband IAAF auf 2:11:30 (Männer) beziehungsweise 2:29:30 Stunden (Frauen) festgesetzt hat. Gespannt sein darf man diesbezüglich auch auf die Ergebnisse bei zwei anderen Rennen: der Deutsche Marathon-Rekordler Arne Gabius läuft in New York und Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) geht in Köln (13. Oktober) an den Start.
 

BERLIN am 29. September

Das Rennen in Berlin ist der schnellste Marathon der Welt. Bereits elf Weltrekorde wurden beim spektakulärsten deutschen Straßenlauf gebrochen. Alleine in den vergangenen zwölf Jahren fielen ein halbes Dutzend globale Bestzeiten bei den Männern. Nachdem Eliud Kipchoge vor einem Jahr beim BMW Berlin-Marathon neue Dimensionen erreicht hat – der Kenianer steigerte den Weltrekord auf 2:01:39 Stunden –, ist am Sonntag nicht mit einer Rekordjagd zu rechnen. Zwar startet mit Kenenisa Bekele (Äthiopien) der Mann, dem man derartige Zeiten eigentlich auch zutrauen kann, doch der dreifache Langstrecken-Olympiasieger war schon jahrelang nicht mehr in Bestform. Es könnte aber ein sehr spannendes Rennen geben, denn Kenenisa Bekele trifft auf eine Reihe von Läufern, die mit Weltklasse-Bestzeiten an den Start gehen.

Die Olympia-Norm zu unterbieten, das ist das Ziel von Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg). Er hatte sich in Berlin vor vier Jahren auf 2:12:50 Stunden gesteigert und damit für die Spiele in Rio 2016 qualifiziert. Bei den Frauen steht die Titelverteidigerin Gladys Cherono im Fokus. Die Kenianerin, die im vergangenen Jahr den Streckenrekord auf 2:18:11 Stunden verbesserte, will das Rennen zum vierten Mal gewinnen. Anna Hahner (SCC-Events Pro-Team Berlin) und die Debütantin Melat Kejeta (Laufteam Kassel) wollen sich an der Olympia-Norm versuchen.

Daten und Fakten:
Abbott World Marathon Majors-Rennen
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: 46.983
Anmeldungen noch möglich: nein
Internet: www.berlin-marathon.com
TV: Live in der ARD
Siegprämie: 40.000 Euro
Gesamtpreisgeld: 237.000 Euro

Streckenrekorde:
2:01:39 – Eliud Kipchoge (KEN), WR
2:18:11 – Gladys Cherono (KEN)

Topathleten und Bestzeiten:
Männer: Kenenisa Bekele (ETH/2:03:03), Leul Gebrselassie (ETH/2:04:02), Sisay Lemma (ETH/2:04:08), Birhanu Legese (ETH/2:04:15), Felix Kandie (KEN/2:06:03), Jonathan Korir (KEN/2:06:51), Yohanes Gebregergish (ERI/2:08:14), Kenta Murayama (JPN/2:09:50), Kennedy Naibei (KEN/2:09:54), Shogo Kanezane (JPN/2:10:19), Willy Ngelel (KEN/2:10:31), Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg/2:12:50), Valentin Pfeil (AUT/2:12:55), Jens Nerkamp (Laufteam Kassel/2:17:00), Simon Stützel (LG Region Karlsruhe/2:17:51), Abel Kipchumba (KEN/Debüt), Bethwel Yegon (KEN/Debüt)

Frauen: Gladys Cherono (KEN/2:18:11), Mare Dibaba (ETH/2:19:52), Haftamnesh Tesfay (ETH/2:20:13), Helen Tola (ETH/2:21:01), Ashete Bekere (ETH/2:21:14), Sally Chepyego (KEN/2:23:15), Meseret Defar (ETH/2:23:33), Rahma Tusa (ETH/2:23:46), Zhixuan Li (CHN/2:26:15), Sara Hall (USA/2:26:20), Anna Hahner (SCC-Events Pro-Team Berlin/2:26:44), Andrea Deelstra (NED/2:26:46), Maja Neuenschwander (SUI/2:26:49), Sally Kipyego (USA/2:28:01), Martina Strähl (SUI/2:28:07), Krista Duchene (CAN/2:28:32), Adriana Nelson (USA/2:28:52), Virginia Moloney (AUS/2:29:14), Stefanie Doll (SV Kirchzarten/2:38:02), Melat Kejeta (Laufteam Kassel/Debüt).
 

CHICAGO am 13. Oktober

Beide Titelverteidiger werden beim Chicago-Marathon an den Start gehen. Mo Farah gewann das Rennen vor einem Jahr mit einer Europarekordzeit von 2:05:11 Stunden. Der Brite trifft in Chicago unter anderen auf den äthiopischen Dubai-Marathon-Sieger Getaneh Molla (2:03:34 h) sowie die Kenianer Lawrence Cherono (2:04:06 h), der zuletzt in Amsterdam und Boston siegte, und Bedan Karoki (2:06:48 h), der das Potenzial hat für eine deutliche Steigerung.

Während Mo Farah angesichts der starken Konkurrenz einer von mehreren Favoriten ist, ist das bei den Frauen anders: Vorjahressiegerin Brigid Kosgei ist die Läuferin, die es zu schlagen gilt. Auf der schnellen Strecke siegte sie im vergangenen Jahr mit 2:18:35 Stunden. In London steigerte sich die Kenianerin in diesem Frühjahr auf 2:18:20 Stunden. Vieles spricht dafür, dass Brigid Kosgei in Chicago noch deutlich schneller laufen kann. Denn vor kurzem erzielte sie beim britischen Great North Run mit 64:28 Minuten die schnellste je gelaufene Halbmarathonzeit. Da die Strecke nicht rekordkonform ist, kann das Ergebnis jedoch nicht als Weltrekord anerkannt werden.

Daten und Fakten:
Abbott World Marathon Majors (WMM)-Rennen
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: ca. 50.000
Anmeldungen noch möglich: nein
Internet: www.chicagomarathon.com
Siegprämie: 100.000 Dollar
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 841.500 Dollar

Streckenrekorde:
2:03:45 – Dennis Kimetto (KEN)
2:17:18 – Paula Radcliffe (GBR)

Topathleten und Bestzeiten:
Männer: Getaneh Molla (ETH/2:03:34), Herpasa Negasa (ETH/2:03:40), Lawrence Cherono (KEN/2:04:06), Dickson Chumba (KEN/2:04:32), Hassan El Abbassi (BRN/2:04:43), Mo Farah (GBR/2:05:11), Kenneth Kipkemoi (KEN/2:05:44), Galen Rupp (USA/2:06:07), Bedan Karoki (KEN/2:06:48), Bashir Abdi (BEL/2:07:03), Minato Oishi (JPN/2:10:39), Ryoma Takeuchi (JPN/2:11:20), Yuta Takahashi (JPN/2:11:25), Tsubasa Hayakawa (JPN/2:12:01).

Frauen: Brigid Kosgei (KEN/2:18:20), Jordon Hasay (USA/2:20:57), Betsy Saina (KEN/2:22:56), Madai Pérez (MEX/2:22:59), Lisa Weightman (AUS/2:25:15), Laura Thweatt (USA/2:25:38), Emma Bates (USA/2:28:19), Stephanie Bruce (USA/2:29:20), Lindsay Flanagan (USA/2:29:25), Fionnuala McCormack (IRL/2:30:38), Anke Esser (Ostbevern/2:43:14).
 

AMSTERDAM am 20. Oktober

Wenn die Wetterbedingungen sehr gut sind, können auf der windanfälligen Strecke des Amsterdam-Marathons Weltklassezeiten gelaufen werden. Das war im vergangenen Jahr der Fall, als gleich drei Männer Ergebnisse von unter 2:05 Stunden erreichten und fünf weitere Zeiten von unter 2:07 Stunden. Titelverteidiger und Streckenrekordler Lawrence Cherono, der das Rennen zuletzt zweimal in Folge gewann, wird nicht laufen. Bekannt gegeben wurde bisher lediglich der Start des holländischen Rekordhalters Abdi Nageeye, der sich in Rotterdam im Frühjahr auf 2:06:17 Stunden verbessert hatte.

Daten und Fakten:
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: 17.000
Anmeldungen noch möglich: nein
Internet: www.amsterdammarathon.nl
Prämien: nicht bekannt

Streckenrekorde:
2:04:06 – Lawrence Cherono (KEN)
2:21:09 – Meseret Hailu (ETH)

Topathleten und Bestzeiten:
Abdi Nageeye (NED/2:06:17) weitere noch nicht bekannt
 

FRANKFURT am 27. Oktober

Deutschlands zweiter Top-Marathon im Herbst hat regelmäßig Weltklasse-Resultate produziert. Während der Prozess der Verpflichtungen für das Rennen am letzten Oktober-Sonntag noch nicht abgeschlossen ist, steht fest, dass Mark Kiptoo zum Mainova Frankfurt-Marathon zurückkehren wird. Der Kenianer bescherte den Veranstaltern des ältesten deutschen City-Marathonlaufes – in Frankfurt wurde 1981 erstmals durch eine deutsche Innenstadt gelaufen – im vergangenen Jahr den ersten Weltrekord der Veranstaltungsgeschichte: Mark Kiptoo stellte mit 2:07:50 Stunden einen Masters-Weltrekord (Altersklasse ab 40 Jahre) auf, den er durchaus noch weiter verbessern kann. Mit einer Bestzeit von 2:06:00 ist Kiptoo zurzeit der schnellste Läufer auf der Startliste.

Bei den Frauen kam der Frankfurt-Marathon im vergangenen Jahr mit einem Streckenrekord von 2:20:36 Stunden durch Meskerem Assefa (Äthiopien) schon recht dicht an die 2:20-Barriere heran. Diese Zeit zu knacken, ist ein großes Ziel für die Veranstalter. Die Kenianerin Valary Aiyabei und die Äthiopierin Megertu Kebede könnten das Potenzial dafür haben. Drei europäischen Läuferinnen ist ein sehr gutes Rennen zuzutrauen: Ana Dulce Felix (Portugal), Stephanie Twell (Großbritannien) und Katharina Steinruck. Die Frankfurterin sollte – nach persönlichen Bestzeiten über 10 Kilometer und im Halbmarathon in der Vorbereitung – unter normalen Umständen die Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden deutlich unterbieten können.

Daten und Fakten:
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: rund 14.000
Anmeldungen noch möglich: ja
Internet: www.frankfurt-marathon.com
TV: Live im hr und Live-Stream im Internet
Siegprämie: 30.000 bzw. 20.000 Euro (zeitabhängig)
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 152.000 bzw. 109.300 Euro (zeitabhängig)

Streckenrekorde:
2:03:42 – Wilson Kipsang (KEN)
2:20:36 – Meskerem Assefa (ETH)    

Topathleten und Bestzeiten (soweit bisher bekannt):
Männer: Mark Kiptoo (KEN/2:06:00), Bernard Kipyego (KEN/2:06:19), Fikre Tefera (ETH/2:06:27), Amos Mitei (KEN/2:07:28), Kenneth Keter (KEN/2:07:34).

Frauen: Valary Aiyabei (KEN/2:20:53), Megertu Kebede (ETH/2:22:52), Ana Dulce Felix (POR/2:25:15), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt/2:28:34), Stephanie Twell (GBR/2:30:14).
 

NEW YORK am 3. November

Dass beide Titelverteidiger beim New York-Marathon starten, hat Tradition. So ist es auch in diesem Jahr: Der Äthiopier Lelisa Desisa und die Kenianerin Mary Keitany, die den größten Marathonlauf der Welt bereits viermal gewonnen hat, kehren zurück. Bei den Männern sind auch die Zweit- und Drittplatzierten des vergangenen Jahres wieder dabei: Shura Kitata (Äthiopien) und Geoffrey Kamworor (Kenia), der den New York-Marathon 2017 gewonnen hatte und zuletzt absolute Topform zeigte. Kamworor gewann den Kopenhagen-Halbmarathon mit der Weltrekordzeit von 58:01 Minuten und ist in New York der Favorit.

Gespannt sein darf man, wie sich der Deutsche Marathon-Rekordler Arne Gabius auf dem nicht leichten, welligen Kurs schlägt. Die Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden in New York zu erreichen, dürfte sehr schwierig werden. Aber eine gute Platzierung könnte auch helfen auf dem Weg nach Tokio 2020: Wer bei einem World Marathon Majors-Rennen – dazu zählt der New York-Marathon ebenso wie das Rennen in Berlin – eine Platzierung unter den ersten Zehn erreicht, der hat für den internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) die Nominierungs-Voraussetzung erfüllt.

Mary Keitanys Form in diesem Jahr war nicht überzeugend: Die Afrika-Rekordlerin war Fünfte in London im April und kam Anfang September nicht über Platz vier beim Great North Run hinaus. Bei dem Halbmarathon in England lief sie 67:58 Minuten. Deutlich stärker waren dagegen die Leistungen von Worknesh Degefa. Die Äthiopierin steigerte sich als Zweite in Dubai auf 2:17:41 Stunden und gewann dann den Boston-Marathon.

Daten und Fakten:
Abbott World Marathon Majors (WMM)-Rennen
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: über 60.000
Anmeldungen noch möglich: nein
Internet: www.tcsnycmarathon.org
TV: Live vorauss. in Eurosport
Siegprämie: 100.000 Dollar
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 700.000 Dollar

Streckenrekorde:
2:05:06 – Geoffrey Mutai (KEN)
2:22:31 – Margaret Okayo (KEN)

Topathleten und Bestzeiten:
Männer: Tamirat Tola (ETH/2:04:06), Lelisa Desisa (ETH/2:04:45), Shura Kitata (ETH/2:04:49), Geoffrey Kamworor (KEN/2:06:12), Albert Korir (KEN /2:08:03), Yassine Rachik (ITA/2:08:05), Arne Gabius (Therapie Reha Bottwartal/2:08:33), Abdi Abdirahman (USA/2:08:56), Jared Ward (USA/2:09:25), Michel Butter (NED/2:09:58), Yoshiki Takenouchi (JPN/2:10:01), Daniel Mesfun (ERI/2:10:06).

Frauen: Mary Keitany (KEN/2:17:01), Worknesh Degefa (ETH/2:17:41), Ruti Aga (ETH/2:18:34), Nancy Kiprop (KEN/2:22:12), Desiree Linden (USA/2:22:28), Sinead Diver (AUS/2:24:11), Kellyn Taylor (USA/2:24:29), Sara Hall (USA/2:26:20), Ellie Pashley (AUS/2:26:21), Belaynesh Fikadu (ETH/2:26:41), Yinli He (CHN/2:27:35), Diane Nukuri (USA/2:27:50), Buze Diriba (ETH/2:28:06), Allie Kieffer (USA/2:28:12), Mary Ngugi (KEN/2:28:33), Joyciline Jepkosgei (KEN/Debüt).

WEITERE HERBST-MARATHON-TERMINE:

29. September – Warschau
29. September – Budapest
6. Oktober – Kosice
13. Oktober – Köln
13. Oktober – München
13. Oktober – Eindhoven
20. Oktober – Lissabon
20. Oktober – Toronto
27. Oktober – Lausanne
27. Oktober – Ljubljana
27. Oktober – Venedig
3. November – Istanbul
3. November – Seoul
10. November – Athen
17. November – Shanghai
24. November – Florenz
30. November – Singapur
1. Dezember – Fukuoka (Männer-Eliterennen)
1. Dezember – Valencia
6. Dezember – Abu Dhabi
8. Dezember – Saitama (Frauen-Eliterennen)
8. Dezember – Honolulu

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