| Analyse

Der große Disziplin-Check 2019 – Gehen Frauen

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: das Gehen der Frauen.
Svenja Sapper

Fazit des Bundestrainers

Ronald Weigel, wie fällt Ihre Bilanz für die Saison 2019 aus?

Ronald Weigel:

Für den kleinen Frauenkader, bestehend aus drei Geherinnen, gab es sowohl positive Leistungsentwicklungen als auch Rückschläge. Unsere Wunschvorstellung, mit drei Starterinnen an der WM und der U23-EM teilzunehmen, wurde leider nicht erfüllt. Dafür gab es unterschiedliche Gründe. Erfreulich war natürlich die Leistungsentwicklung von Saskia Feige, die mit ihrem elften Platz bei der WM und der Erfüllung der Olympianorm eine tolle Entwicklung vollzog. Auch wenn Teresa Zurek 2019 bei den Wettkämpfen keine zeitliche Verbesserung nachweisen konnte, kann man ihre Leistungen bei der U23-EM mit dem achten Platz und der Bronzemedaille bei der Militär-WM als gut einstufen.

Pech dagegen hatte Emilia Lehmeyer, die bei der Deutschen Meisterschaft in Naumburg die WM-Norm unterbot, jedoch durch eine Verletzung Ende Mai die Saison abbrechen musste. Im Nachwuchsbereich erzielte die junge Hoffnungsträgerin Mathilde Frenzl einen guten sechsten Platz beim EYOF in Baku.

Ein Dankeschön geht an die Trainer, Volker Umlauft-Berger, Manja Berger und Peter Selzer, für die gute geleistete Arbeit und die gelungene Zusammenarbeit.

Was war Ihr ganz persönliches Highlight?

Ronald Weigel:

Die Leistungsentwicklung von Saskia Feige war beeindruckend. Besonders ihr couragiertes und kämpferisches Auftreten im WM-Wettkampf ohne Respekt vor den weitaus besseren Konkurrentinnen fand ich toll. Sich so in der Spitzengruppe zu präsentieren, war aus meiner Sicht das Highlight. Wie sie bei Schneefall in Naumburg die Olympianorm gegangen ist, hat mich ebenfalls beeindruckt. 

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio?

Wenn alle drei [Anm. d. Red.: Saskia Feige, Emilia Lehmeyer, Teresa Zurek] fit sind, möchte ich schon, dass die auch alle drei zu Olympia fahren. Dafür besteht eine realistische Chance. Dementsprechend wollen wir auch konsequent den Jahresaufbau umsetzen. Ich denke schon, dass es gelingt, die Athletinnen auf ein höheres Leistungsniveau zu bringen. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, die Athletinnen optimal vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass jede ihre Leistungsreserven ausschöpft.

Wir wollen das Niveau im deutschen Gehen erhöhen und den Abstand zur Weltspitze verkürzen. Natürlich liegt auch ein Schwepunkt auf der Nachwuchsentwicklung, die wir weiter vorantreiben wollen. Darüber hinaus peilen wir ein solides Team-Ergebnis beim Weltcup [Anm. d. Red:. am 2./3. Mai in der weißrussischen Hauptstadt Minsk] an.

Internationale Erfolge

  Medaillen (Weitere)
Final-Platzierungen
WM 11. Saskia Feige (20 km)
U23-EM 8. Teresa Zurek (20 km)
U20-EM
EYOF 6. Mathilde Frenzl (10.000 m)

Die deutschen Top Ten 2019 (20 Kilometer)

Zeit Name Jahrgang Verein
1:30:40 h Saskia Feige 1997 SC Potsdam
1:32:45 h Emilia Lehmeyer 1997 Polizei SV Berlin
1:35:03 h Teresa Zurek 1998 SC Potsdam
1:47:48 h Kathrin Schulze 1981 ASV Erfurt
1:53:11 h Julia Henze 1998 ASV Erfurt
1:54:28 h Katrin Schusters 1997 Alemannia Aachen
1:56:05 h Bianca Schenker 1974 LG Vogtland
2:16:18 h Antje Köhler 1961 TV Bühlertal
2:21:15 h Yvonne Markgraf 1975 LG Süd Berlin
2:22:29 h Diana Obermeyer 1980 LAC Langenhagen

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 20 Kilometer Gehen

Jahr

<1:31:30 h
(WM-Norm 2017)

Schnitt Top 3 Schnitt Top 5
2005 2 1:33:35 1:36:08
2006 2 1:32:57 1:37:04
2007 2 1:34:02 1:38:50
2008 2 1:33:37 1:42:42
2009 2 1:39:01 1:45:45
2010 1 1:38:08 1:44:59
2011 2 1:32:43 1:37:36
2012 2 1:35:49 1:43:07
2013 1:46:50 1:49:27
2014 1:45:09 1:46:10
2015 1:46:03 1:48:36
2016 1:38:21 1:41:04
2017 1:37:57 1:42:36
2018 1:33:01 1:41:06
2019 1 1:32:50 1:39:58

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 1:29:07 (S. Zimmer) 1:25:41 (Ivanova/RUS) 3:26 1:25:41 (Ivanova/RUS) 3:26
2006 1:29:15 (M. Seeger) 1:26:02 (Kaniskina/RUS) 3:13 1:26:02 (Kaniskina/RUS) 3:13
2007 1:29:32 (M. Seeger) 1:26:47 (Kaniskina/RUS) 2:45 1:26:47 (Kaniskina/RUS) 2:45
2008 1:29:40 (S. Zimmer) 1:25:11 (Kaniskina/RUS) 4:29 1:25:11 (Kaniskina/RUS) 4:29
2009 1:29:03 (S. Krantz) 1:24:56 (Kaniskina/RUS) 4:07 1:24:56 (Kaniskina/RUS) 4:07
2010 1:29:20 (M. Seeger) 1:25:11 (Kirdyapkina/RUS) 4:09 1:25:11 (Kirdyapkina/RUS) 4:09
2011 1:29:20 (M. Seeger) 1:25:08 (Sokolova/RUS) 4:12 1:25:08 (Sokolova/RUS) 4:12
2012 1:30:44 (M. Seeger) 1:25:02 (Lashmanova/RUS) 5:42 1:25:02 (Lashmanova/RUS) 5:42
2013 1:44:46 (B. Schenker) 1:25:49 (Lashmanova/RUS) 18:57 1:25:49 (Lashmanova/RUS) 18:57
2014 1:43:39 (B. Schenker) 1:26:31 (Kirdyapkina/RUS) 17:08 1:26:31 (Kirdyapkina/RUS) 17:08
2015 1:41:40 (L. Dederichs) 1:24:47 (Alembekova/RUS) 16:53 1:24:38 (Liu/CHN) 17:02
2016 1:36:25 (E. Lehmeyer) 1:28:03 (Rigaudo/ITA) 8:22 1:25:56 (Liu/CHN) 10:29
2017 1:34:24 (E. Lehmeyer) 1:25:18 (Lashmanova/ANA) 9:06 1:25:18 (Lashmanova/ANA) 9:06
2018 1:32:36 h (E. Lehmeyer) 1:23:39 h (Lashmanova/ANA) 8:57 1:23:39 h (Lashmanova/ANA) 8:57
2019 1:30:40 (S. Feige)  1:24:31 (Lashmanova/ANA) 6:09 1:24:31 (Lashmanova/ANA) 6:09

Das fällt auf:

  • Erstmals seit 2012 hat eine deutsche Geherin 1:31:30 Stunden unterboten. Saskia Feige machte darüber hinaus mit einem starken elften Platz bei der WM in Doha auf sich aufmerksam.
  • Und auch in der Breite ist die Disziplin stark besetzt: Der Top-Drei-Schnitt ist der zweitschnellste seit Beginn der Aufzeichnungen, der Durchschnitt der Top Fünf liegt erstmals seit 2011 wieder unter 1:40 Stunden.
  • Die Top Drei der deutschen Rangliste waren 2019 alle noch in der U23-Kategorie startberechtigt. Teresa Zurek belegte bei der U23-EM in Gävle den achten Platz und konnte zudem bei der Militär-WM mit Bronze eine internationale Medaille gewinnen.
  • In den Top Ten der deutschen Bestenliste sind Athletinnen aller Altersklassen vertreten. Zwischen der ältesten Geherin Antje Köhler und den jüngsten, Teresa Zurek und Julia Henze, liegen 37 Jahre.
  • Mit ihrer starken Bestzeit hat Saskia Feige den Abstand zur europäischen und Weltspitze auf den niedrigsten Wert seit 2012 verkürzt. Elena Lashmanova, die bereits zum fünften Mal die Weltjahresbestleistung innehat, wurde in diesem Jahr die Starterlaubnis unter neutraler Flagge verwehrt.

Die Disziplin-Analysen 2019 im Überblick

Sprint Männer
Sprint Frauen
Langsprint Männer
Langsprint Frauen
Mittelstrecke Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Langstrecke Frauen
Hürdensprint Männer
Hürdensprint Frauen
Langhürden Männer
Langhürden Frauen
Hindernislauf Männer
Hindernislauf Frauen
Gehen Männer

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024