| Rezension „SPORT – schön und wertvoll“

Helmut Digel und der Sport als gesellschaftliches Phänomen

DLV-Ehrenpräsident Professor Dr. Helmut Digel ist als Wissenschaftler für Soziologie bekannt dafür, dass er oft Betrachtungen über den Sport mit kritischer Distanz verfasst. In seinem jüngsten Buch „Sport – schön und wertvoll“, das 2020 im Hofmann-Verlag erschienen ist, dominiert das Positive und damit verbunden der Mehrwert für all diejenigen, die den Sport lieben.
Peter Schmitt

Auf seiner umfassenden Literatur-Reise begeistert Helmut Digel die Leser und Leserinnen auf rund 300 Seiten in 24 gut strukturierten Kapiteln für die ästhetische Welt des Sports. Ob der Verein als Ort der Gemeinschaft im Kleinen oder die Förderung des Leistungssports im Großen – bei nahezu allen Essays wird deutlich, dass Professor Dr. Helmut Digel ein profunder Kenner der Szene ist.

Für einen Wissenschaftler von Rang fällt auf, dass das Buch „Sport – schön und wertvoll“ nicht kompliziert, sondern aus sprachlicher Sicht verständlich und klar geschrieben ist. Ganz ohne Kritik geht es natürlich auch diesmal nicht, denn sonst wäre Digel nicht Digel. So moniert er, dass gerade in Corona-Zeiten dem Sport zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, denn gerade Bewegung in allen Altersklassen wäre ein gutes Rezept gegen die Tristesse während der Pandemie gewesen. Allerdings gab es gesetzliche Verordnungen, die den Breitensport zum Stillstand zwangen, was vor allem Vereine hart getroffen hat.

Lobeshymne auf die Olympischen Spiele 1972

Eine große Lobeshymne gibt es für die Olympischen Spiele 1972 in München, die bis heute durch ihre Nachhaltigkeit und ihre architektonische Einzigartigkeit nicht nur in Deutschland für Bewunderung sorgen – auch wenn die Spiele damals vom schrecklichen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft überschattet wurden. Zum 50-jährigen Jubiläum werden die European Championships in München ausgetragen. Für Helmut Digel hatten die Spiele 1972 Modellcharakter für Olympia. Auch wenn es danach mehrere Anläufe für eine weitere Olympia-Bewerbung Deutschlands gegeben hat, geklappt hat es nicht mehr.

Immer wieder wird an den verschiedensten Beispielen dargelegt, welchen Wert der Sport in all seinen Facetten national und international hat und wie wichtig dabei Fairplay, ethische Werte und Gerechtigkeit sind. Im Gegensatz zu Betrug, Korruption oder systematischem Doping wie im Fall von Russland.

Texte durchgehend bebildert

Vor allem die Rolle von Professor Ommo Grupe als Sport-Pädagoge mit hohem Ansehen wird in einem eigenen Beitrag über den bekannten Sportwissenschaftler beleuchtet, der mit seiner pädagogischen Qualität als Wegbereiter für den Sport und insbesondere für die gesellschaftliche Bedeutung des Sports gesorgt hat.

Die einzelnen Texte sind durchgehend bebildert und auf einer Fotostrecke von mehreren zusammenhängenden Seiten (160 bis 185) wird die ganze Schönheit des Sports visuell eindrucksvoll präsentiert. Überhaupt zeichnet sich das Buch dadurch aus, dass es in seinen 24 Kapiteln, die eingeteilt sind in die großen Bereiche „Wünschenswerte Sportpolitik – Sport und kulturelle Verständigung – sowie der Verein als heimatlicher Ort“, dem Leser die Freiheit lässt, je nach Interesse aus der großen Palette des Sports auszuwählen.

Nicht nur Bestandsaufnahme, sondern Vision in 20 Punkten

Dabei bleibt es nicht nur bei einer Bestandsaufnahme und einem Status quo, sondern Helmut Digel macht zum Beispiel gezielt Vorschläge, wie der Schulsport effizienter gestaltet werden kann, bei gleichzeitiger Beibehaltung der Attraktivität. So heißt es im Kapitel Sport als gesellschaftliches Phänomen: „Der Sport ist somit in jeder Hinsicht ein äußerst schillerndes Phänomen. Er ist wie kein anderes Kulturgut global, lokal weist er jedoch viele spezifische Merkmale und Eigenschaften auf. Er fasziniert im Augenblick und erreicht höchste Aufmerksamkeit und dennoch ist bereits morgen nahezu jedes Sportereignis eine schnell vergessene Geschichte.“ Auch was die oft umstrittene Sportförderung betrifft, die oft zu sehr nach Medaillen schielt, schlägt er sieben Orientierungspunkte für eine Förderung vor und legt eine Vision in 20 Punkten für einen besseren Sport fest.

Schlecht weg kommen in Digels Buch die Medien, die aus Sicht des DLV-Ehrenpräsidenten oft zu oberflächlich recherchieren und dann gewisse Sport-Funktionäre ganz besonders kritisch beäugen wie zum Beispiel den IOC-Präsidenten Dr. Thomas Bach. Diese Wertung wirkt eindeutig zu pauschal, denn im Detail gibt es durchaus sehr fundierte und gut recherchierende Journalisten, auch in Zeiten von Social Media, die den Medienbereich im Laufe der Jahre extrem verändert haben.

Insgesamt bietet „Sport – schön und wertvoll“ eine umfangreiche Sammlung von Essays in Bezug auf die Vielfalt des Sports mit all seinen Werten, auch im Bereich der internationalen Verständigung. Allemal lesenswert – nicht nur für Freunde der Soziologie. Und das zu einem außergewöhnlich günstigen Preis für wissenschaftliche Literatur von 19,90 Euro im Hofmann-Verlag.

Helmut Digel, SPORT schön und wertvoll
Erschienen im Hofmann-Verlag (Schorndorf)
Preis: 19,90 Euro
ISBN-Nr: 978-3-7780-9093-0

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024