| Interview

Gesa Krause: “Ich höre auf mein Körpergefühl”

Hindernis-Ass Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) erwartet ihr erstes Kind. Beim Silvesterlauf Trier absolvierte die 30-Jährige ihren letzten Wettkampf vor der Geburt ihrer Tochter. Im Interview erzählt die zweimalige Europameisterin, wie für sie die Kombination Schwangerschaft und Hochleistungssport funktioniert, wie ihr Plan als Mama aussieht und welches sportliche Ziel sie sich setzt.
Christian Ermert

Gesa Krause, Sie sind beim Silvesterlauf in Trier fünf Kilometer im 3:30er-Schnitt pro Kilometer gelaufen. Das Tempo ist für die meisten Hobbyläuferinnen unerreichbar, Sie rennen das mal eben im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft …

Gesa Krause:
… ja, ich bin ja auch schwanger, nicht krank. Das hat sich gut angefühlt, was natürlich daran liegt, dass ich bis vor ein paar Wochen noch ambitioniert trainiert habe und auch schnelle Intervalle gelaufen bin. Dass ich Silvester noch 17:30 Minuten über fünf Kilometer laufen konnte, spiegelt natürlich auch die harte Arbeit der vergangenen Jahre wider. Seit Weihnachten machen sich allerdings die zusätzlichen Kilos verstärkt bemerkbar. In Trier bin ich locker ins Rennen gegangen. Ich wollte eine ordentliche Leistung zeigen, ohne ans Maximum zu gehen. Der Lauf gibt mir Zuversicht für die weitere Schwangerschaft, aber auch für die Zeit nach der Geburt.

Wer berät Sie eigentlich, was die Kombination von Schwangerschaft und Hochleistungssport angeht?

Gesa Krause:
Es gibt in diesem Bereich nur wenige Menschen, die sich zu hundert Prozent auskennen. Das Thema ist kaum erforscht, es gibt fast keine Studien. Außerdem verläuft jede Schwangerschaft anders. Ich vertraue vor allem meiner Frauenärztin, die mir das Okay gegeben hat, weiter aktiv zu sein, und meinem Trainer Wolfgang Heinig. Der hat Erfahrung mit dem Thema: Es ist zwar schon ganz schön lange her, aber seine Frau Katrin Dörre-Heinig hat in den 90ern ja ihre größten Marathonerfolge erzielt, nachdem sie ihre Tochter Katharina zur Welt gebracht hat. Außerdem lege ich Wert auf mein Körpergefühl, höre viel in mich hinein und richte meine Belastungen auch danach. Das mache ich, seitdem ich Leistungssportlerin bin. Ich glaube auch, das ist ein Grund dafür, dass ich bislang von Verletzungen weitgehend verschont geblieben bin.

Nehmen Sie das Laufen jetzt anders wahr als vor der Schwangerschaft?  

Gesa Krause:
Also dieser Silvesterlauf in Trier war einer der schönsten für mich. Das Wetter war schön, es waren superviele Menschen an der Strecke, deren positive Resonanz mich beflügelt hat. Ich konnte ohne Druck laufen und habe einfach den Sport genossen. Zumal das nicht immer so war, seit ich schwanger bin. Der Anfang war schon sehr beschwerlich. Mir war oft übel, ich hatte Kreislaufbeschwerden und war müde. Seit der zwölften Woche geht es mir aber gut. Es ist neu und schön, so viel Zeit zu Hause zu verbringen und mit Familie und Freunden etwas zu unternehmen.  

Aber aufs Training verzichten Sie sicher nicht ganz, oder?

Gesa Krause:
Nein, im Gegenteil. Ich trainiere schon noch zehnmal pro Woche. Das Training sieht aber anders aus. Ich reduziere die Laufkilometer, die zwischenzeitlich noch bei über 100 pro Woche waren, und bin dafür mehr auf dem Crosstrainer und beim Schwimmen. Zeitlich wird dadurch der Umfang eher größer, weil dieses semispezifische Training ja nicht so intensiv ist wie das Laufen.  

Haben Sie einen Plan oder trainieren Sie nach Gefühl?

Gesa Krause:
Mein Coach hat schon einen Plan gemacht, aber der lässt mir große Freiheiten. Wenn sich das Training nicht gut anfühlt, lasse ich es auch schon mal sein oder mache etwas anderes.  

Wissen Sie eigentlich schon, ob Ihr Baby ein Junge oder ein Mädchen ist?

Gesa Krause:
Ein Mädchen.

Haben Sie Vorstellungen davon, wie es mit Ihnen als Sportlerin weitergehen wird, wenn das Mädchen auf der Welt ist?

Gesa Krause:
Der Plan ist natürlich, durchweg fit zu bleiben und angepasst an die Schwangerschaft zu trainieren, so dass ich auch nach der Geburt zügig wieder zurück ins Training komme. Aber ob so ein Plan funktioniert, weiß man nie. Das Kind ist das Wichtigste. Ich möchte Wert auf Rückbildungsgymnastik legen und anfangs stramme Spaziergänge absolvieren. Sobald von meiner Ärztin das Go fürs Laufen kommt, werde ich wieder damit anfangen. Mein Ziel es, im Herbst mit meiner Frankfurter Gruppe ins Training einzusteigen und mit den Vorbereitungen auf die Olympiasaison 2024 zu beginnen.

Ihr Trainingsalltag wird sich sicher auch verändern, wenn das Kind da ist …

Gesa Krause:
… es wird nicht alles genauso sein wie vorher, ich werde aber weiterhin in Trainingslager reisen, auch wenn ich mehr Zeit zu Hause trainieren werde. Ich bin da mittlerweile optimal ausgerüstet. Mein Partner und ich werden als Team so agieren, dass wir beide auch unsere beruflichen Ziele erreichen. Und bei mir ist eben das Laufen der Beruf. Vor allem baue ich auf die Unterstützung meiner Familie. Meine Eltern wohnen ja ganz in der Nähe.

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