| Hinter den Kulissen

Die Meeting-Macher – Die Köpfe hinter den Highlights der Hallensaison II

Sie stehen meist im Hintergrund und haben doch ganz viel zu sagen. Denn ohne sie wäre die Leichtathletik in Deutschland kaum denkbar: die Macher der Meetings. Von Weinheim bis Cottbus, von Rochlitz bis Dortmund, von Karlsruhe bis Weinheim, von Erfurt bis Berlin, von Nordhausen bis Darmstadt: Hier stellen wir die Organisatoren der größten deutschen Hallen-Events 2023 mit ihrem oft ehrenamtlichen, aber immer hochprofessionellen Engagement genauer vor.
Ewald Walker

Martin Seeber (ISTAF Indoor Berlin / Düsseldorf)


Es ist das größte Hallen-Meeting der Welt: 12.000 begeisterte Zuschauer in der Halle, Licht, Musik und Pyro-Effekte verleihen hier der Leichtathletik neuen Glanz. Ein Meeting ohne Rundbahn aber mit hoher Konzentration auf die Athleten. Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden), Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) – das ISTAF Indoor Berlin bietet (fast) alles, was das Leichtathletik-Herz begehrt.

Seit 2014 hält Martin Seeber die Fäden in der Hand. 1987 lief Seeber im Olympiastadion von Berlin beim „großen ISTAF“ vor 40.000 Zuschauern gegen Dieter Baumann über 3.000 Meter. „Ich hatte das Gefühl, dass sie alle mich angefeuert haben“, erinnert sich Seeber mit einem lachenden Auge an seine aktive Zeit.

Die Rennschuhe hat er inzwischen unter den Schreibtisch gelegt und ist als Chef für die Agentur TOP Sport Berlin und als Meeting-Direktior für die Indoor und Outdoor ISTAF-Meetings verantwortlich. Seit 2021 firmiert auch das Düsseldorfer Meeting unter der Regie von Seeger als ISTAF-Indoor. Insgesamt 26 Meetings hat er seitdem verantwortlich durchgeführt. „Die Leichtathletik ist meine Sportart“, sagt Seeber, und diese will er weiterentwickeln. „Weniger ist dabei mehr“, lautet seine Devise, zu viele Disziplinen schadeten der Attraktivität.

Seebers Ziel ist eine zeitgemäße Präsentation der Leichtathletik, er setzt dabei auch auf Innovationen. Weltweit einmalig: Diskuswerfen in der Halle als besondere Attraktion. 6.000 Zuschauer strömten zuletzt auch beim ISTAF Indoor in Düsseldorf in den PSD Bank Dome, das ist schon eine Hausnummer – oder vielmehr das Ergebnis professionellen Sportmanagements „Marke Seeber“.
 


Georg "Yoshi" Müller (Sparkassen-Meeting Dortmund)


Die LG Olympia Dortmund gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Leichtathletik-Vereinen in Deutschland. Neben Topathleten zählt traditionell das Hallen-Meeting zu den herausragenden Leistungen des Vereins. Zehn Jahre (1995 bis 2004) lang sah man dort Weltklasse-Ergebnisse. So tobte 1999 die Helmut Körnig-Halle, als die Rumänin Gabriela Szabo über 5.000 Meter Hallen-Weltrekord lief. Am 11. Februar 2001 war das Publikum aus dem Häuschen, als Danny Ecker (Leverkusen) mit sechs Meter den bis heute gültigen deutschen Hallenrekord im Stabhochsprung aufstellte.

„Wir haben nach einer 14-jährigen Pause 2018 einen erfolgreichen Meeting-Neustart gewagt“, sagt Georg „Yoshi“ Müller. Die Veranstaltung wird als familiäres Event aufgezogen, mit 180 ehrenamtlichen Helfern. Zum neuen Konzept gehören auch innovative Elemente wie das 2.000-Meter-Hindernisrennen als Startgelegenheit für die zweimalige Europameisterin Gesa Felicitas Krause.

Müller hat dabei als Geschäftsführer der LGO die Fäden in der Hand. Nicht immer einfach sei die Finanzierung des Meetings. „Mit bescheidenen Mitteln ein großes Ergebnis erzielen“ ist das Ansinnen des Organisationsteams. „Damit Dortmund auch weiterhin Sportstadt mit großer Tradition bleiben kann." 100 Meter-Olympiasiegerin Annegret Richter und Olympia-Silbermedaillengewinner Frank Busemann (Zehnkampf) lassen grüßen.
 


Christian Sperling (Kugelstoß-Meeting Rochlitz)


Wer kennt Rochlitz? Ja, es sind die Leichtathletik-Fans, die wissen, dass in Rochlitz als kleinster sächsischer Stadt mit dem Status einer Großen Kreisstadt nördlich von Chemnitz jährlich ein leichtathletisches Highlight stattfindet. Der Anfang der Kugelstoß-Tradition in Rochlitz: Weil die Trainingsgruppe des zweimaligen Weltmeisters David Storl, zu der auch Sperling zählte, keinen Wettkampf gefunden hatte, organisierte man diesen einfach mal in Rochlitz. Aus dieser Idee wurde Tradition.

„Das war wieder eine richtig coole Sache“, stellte Christian Sperling Anfang Februar fest, als die 17. Auflage des Sparkassen-Kugelstoß-Meetings über die Bühne gegangen war. Nein, eine ruhige Kugel wurde nicht geschoben, in der mit 500 Zuschauer wie immer ausverkauften Turn- und Sporthalle. Und sie motivieren die Athleten immer wieder zu Bestleistungen. So stieß in diesem Jahr der spätere Deutsche Meister Simon Bayer mit 20,43 Metern seine neue persönliche Bestmarke.

„Rochlitz ist immer auch ein Treffen von Freunden“, sagt Sperling, der als Nachwuchs-Bundestrainer in „sein“ Meeting seine Kontakte einbringt. Unter dem 50-köpfigen Helferteam bestünde ein großer Zusammenhalt, ein internationaler Star wie Hallen-Weltmeisterin Auriol Dongmo (Portugal) im kleinen Rochlitz motiviert Zuschauer, Athleten und die Organisatoren für die größte Spitzensportveranstaltung im Landkreis Mittelsachsen.

Das Kugelstoß-Gen, das man benötigt, um eine solche Veranstaltung über Jahre zu organisieren, hat Christian Sperling ein Stück weit auch von Bundestrainer Sven Lang erhalten. Bei dem war er nämlich einst selbst als Athlet aktiv.
 


Thomas Schönlebe (Hallen-Meeting Chemnitz)


Ein ehemaliger Weltklasse-Athlet als Meeting-Organisator: das Chemnitzer Urgestein Thomas Schönlebe ist nach seiner Karriere der Leichtathletik treu geblieben und hat als Geschäftsführer des LAC Erdgas Chemnitz schon vor Jahren den Staffelstab seines Vorgängers Bernd Schubert übernommen. „Bernd Schubert hat hohe Maßstäbe gesetzt“, sagt der 57-Jährige „aber auch die Verpflichtung, das fortzusetzen, was er in all den Jahren in Chemnitz aufgebaut hat.“ 1999 haben die beiden Experten das Erdgas-Meeting in Chemnitz gemeinsam organisiert, seit 2005 ist Schönlebe verantwortlich.

Thomas Schönlebe gewann 1987 in Rom (Italien) als bislang einziger Europäer den Weltmeister-Titel auf der 400 Meter-Distanz. Seine Bestzeit von 44,33 Sekunden steht noch immer als Europarekord in den Bestenlisten. In Sindelfingen lief der ehemalige DDR-Athlet mit 45,05 Sekunden Hallen-Weltrekord, der bis heute als Europarekord in den Annalen steht. Der dreimalige Olympiateilnehmer (1988, 1992 und 1996) hat nach seinem Karriereende 1997 seinen Bezug zur Leichtathletik erhalten.

„Meetings in der Halle bieten immer ein schönes Ambiente, die Atmosphäre ist hier gut“, freut er sich bereits jetzt auf die 25. Auflage des Internationalen Chemnitzer Meetings. War früher im Chemnitzer Sportforum, wo die sportliche Heimat von Olympiasieger Lars Riedel und Weltmeister David Storl liegt, die Weltklasse zu Gast, hat sich die Ideologie des Meetings heute geändert. „Wir bauen heute stärker auf unsere einheimischen Athleten wie Corinna Schwab, Max Heß oder Maria Purtsa“, sagt Schönlebe, “und das macht viel Spass“.
 
Es hat sich eben manches geändert, bei den Meetings. Auch das: 1987 erhielt Schönlebe für seinen Weltrekord in Sindelfingen vom Meeting-Chef Herbert Bohr eine Video-Kamera. Armand Duplantis (Schweden) kassierte für seinen Stabhochsprung-Weltrekord bei der WM in Eugene 100.000 Dollar Prämie... 
 


Marco Buxmann (DLV / Deutsche Meisterschaften)


Redet man von den Highlights der Hallensaison in Deutschland, so gehören ganz sicher auch die Deutschen Hallenmeisterschaften mit dazu, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Landesverband ausrichtet. Der verantwortliche Mann für diese Titelkämpfe war hier zuletzt mit seinem Team aus DLV-Wettkampforganisation und DLV-Veranstaltungsmanagement Marco Buxmann.

Marco Buxmann kommt ursprünglich aus dem Fußball und ist in den 90er Jahren zur Leichtathletik und zum DLV gekommen. „Mein Einstieg war 2001 bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart“, erinnert er sich. Über ein Praktikum bei der Vermarktungsagentur des DLV und eine Stelle im Veranstaltungsmanagement ("2006 in Ulm habe ich erstmals mit unserem Team verantwortlich die nationalen Titelkämpfe organisiert“) übernahm er 2015 die Rolle als „Direktor Events“ beim DLV.

Insgesamt 33 Deutsche Meisterschaften hat er inzwischen vorbereitet und durchgeführt. „Vertragsabschlüsse, Verhandlungen mit den Ausrichtern, Gespräche mit den Stadtverwaltungen, Einladung der VIPs, Organisation des Rahmenprogramms und technischer Voraussetzungen sind bei dieser Tätigkeit die Anforderungen und Herausforderungen“, sagt Buxmann mit ruhiger Stimme, professionell, zuverlässig sein Anspruch. Auch die Ausgaben von „Berlin fliegt“ vor dem Brandenburger Tor oder die bei Meisterschaften ausgelagerten Wettbewerbe wie Weitsprung oder Kugelstoßen in den Städten Nürnberg und Berlin gestaltete Marco Buxmann mit.

Vielseitigkeit, Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen bis zum ersten Startschuss einer Veranstaltung – das seien die Qualitäten, die man für seinen Job mitbringen müsse. „Was mir in der Leichtathletik besonders gefällt, ist das familiäre Umfeld und die sportliche Vielfalt, genau das macht viel Spaß“, sagt Marco Buxmann. Die nächsten Deutschen Meisterschaften in Kassel (8./9. Juli) stehen längst auf seiner To-do-Liste – dann wieder auf eigenen Wunsch zurück in der Rolle "Senior Projektmanager Veranstaltungsmanagement", während Sven Schröder als DLV-Direktor Events in Buxmanns Fußstapfen tritt.

Mehr:

Die Meeting-Macher – Die Köpfe hinter den Highlights der Hallensaison I

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