Kürzlich starb Wolfgang Kucklick, umtriebiger Multi-Funktionär, „Vater“ des Hamburg-Marathons und Carl-Diem-Schild-Träger, im Alter von 89 Jahren. 1995 war er einer der Gründungsväter von German Road Races.
Wenn am 28. April 2024 zum 38. Mal der Startschuss für den jetzigen Haspa Marathon fällt, wird ein Platz auf der Ehrentribüne in Hamburg leer bleiben. Wolfgang Kucklick, von 1977 bis 1992 Vorsitzender des Hamburger Leichtathletik-Verbandes (HHLV) und in dieser Funktion 1986 auch „Macher“ des ersten City-Marathons mit Start und Ziel an den Messehallen, verstarb am 8. November nach schwerer Krankheit. Mitte der 1980er Jahre – die „Jogging-Welle“ hatte die Republik vollends erfasst – äußerten Spitzenpolitiker den Wunsch, einen imagefördernden Marathon mitten in der Elbmetropole zu veranstalten. Zu diesem Zeitpunkt gab es lediglich den Süderelbe-Marathon an der Landesgrenze zu Niedersachsen.
Die Politik suchte und fand ein Organisationstalent, das zum einen in der Sportszene bestens vernetzt war, zum anderen als Staatsdiener seine Verlässlichkeit mehrfach unter Beweis gestellt hatte: Wolfgang Kucklick, 1. Kriminal-Hauptkommissar an der berühmten Davidwache auf St. Pauli (1982 bis1991).
Akribischer Polizist und Multi-Funktionär
Von Beginn an war der ambitionierte Leichtathlet und Hamburger Meister im Weitsprung 1958 fest davon überzeugt, dass die Kombination aus Breiten- und Leistungssport ein erfolgversprechendes Modell sein könnte. Recht sollte er behalten. Von 1986 bis 1996 verantwortete Kucklick als Veranstaltungsleiter das zunächst unter dem Namen „hanse-Marathon“ ins Leben gerufene Lauf-Event.
Gleich im Premierenjahr meldeten sich 8.309 Teilnehmer aus 40 Ländern an. Heute genießt der größte deutsche Frühjahrsmarathon auch auf der „Weltbühne“ des Sports hohes Ansehen und lockt aufgrund der schnellen Strecke und hervorragenden Organisation viele Top-Stars an.
Dabei konnte der in Königsberg geborene Multi-Funktionär stets auf die Unterstützung seiner 2018 im Alter von 83 Jahren verstorbenen Ehefrau Irmgard vertrauen, die etliche „Road-Runner“ unter ihre Fittiche nahm. Wie zum Beispiel 1989 den Brasilianer Osmiro de Souza Silva, der aufgrund des für ihn ungewohnten Vogelgezwitschers unter heftigen Schlafstörungen litt und vor dem Rennen um seine Form bangte. Irmgard Kucklick ging mit ihm in die Apotheke und kaufte eine Packung Ohrstöpsel. Begeistert von dieser persönlichen Betreuung reiste Osmiro im folgenden Jahr gern wieder nach Hamburg und brachte einige laufstarke Landsleute mit.
Ehrenplatz in der Hamburger Sportgeschichte
Doch Wolfgang Kucklick allein mit dem Marathon und HHLV in Verbindung zu bringen, würde seiner Leistung für den Sport in der Hansestadt kaum gerecht werden. Auch an der Basis setzte er in Tausenden von Stunden ehrenamtlicher Arbeit viele Akzente.
So zählte der Mann aus dem Stadtteil Farmsen-Berne 1962 zu den „Gründungsvätern“ der Leichtathletik-Abteilung im Walddörfer SV, die sich 1970 der Startgemeinschaft LAV Hamburg-Nord anschloss. Unter seiner Ägide lief, sprang und warf die Frauen-Mannschaft in der damaligen Leichtathletik-Bundesliga. Mehr als 40 Jahre stand er als Trainer auf dem Sportplatz; darüber hinaus gehörte er zu den Initiatoren des Volksdorfer Silvesterlaufes „Rund um die Teichwiesen“, der 2023 zum 38. Mal das Sportjahr im Norden beschließen wird.
Mehrfach publizierte der akribische „Spurensucher“ Bücher über die Leichtathletik, darunter eine „Ewige Bestenliste“ für alle Disziplinen mit rund 6000 Leistungen Hamburger Athleten aus mehr als 100 Jahren. Für seine Verdienste zeichnete ihn 1992 der DLV mit dem renommierten Carl-Diem-Schild aus. Vom HHLV erhielt er 2010 den „Ehrenring“. Über den Tod hinaus wird Wolfgang Kucklick einen Ehrenplatz in der Sportgeschichte der Hansestadt einnehmen.