| DM U16/U23

Sonntag: U16 | Emotionale Achterbahnfahrt mit Sturzdrama und deutscher Bestleistung

Tamina Heller läuft über die Hürde. © Theo Kiefner
Der dritte Tag der Deutschen U16-Meisterschaften im Ulmer Donaustadion war von starken Leistungen über die Hürden geprägt – sowohl über 80 als auch über 300 Meter. Hier sprintete Tamina Heller im 15er-Rhythmus zu einer deutschen U16-Bestleistung. Für Wurftalent Clesio de Carvalho gab es den zweiten DM-Titel. Über 300 Meter ohne Hürden strauchelten die Führenden kurz vor der Ziellinie.
Jane Sichting
Weibliche U16

Bereits im Vorlauf hatte Tamina Heller (TV Langen) am Samstag ihre Titelambitionen über 300 Meter Hürden unter Beweis gestellt, als einzige Läuferin war sie am Vortag unter 43 Sekunden geblieben. Im Finale am Sonntag spielte die Favoritin dann bei den Deutschen Meisterschaften der U16-Altersklasse all ihr Können aus und sprintete sensationell in 42,01 Sekunden ins Ziel – so schnell wie keine andere U16-Athletin vor ihr. Die deutsche U16-Bestleistung stand seit 1983 bei 42,02 Sekunden, erzielt von Heike Tillack (SC Magdeburg).

„Diese Zeit zu knacken, das war mein Saisonziel und genau dafür habe ich trainiert“, verriet die Deutsche U16-Meisterin im Anschluss an ihr Rennen. Dass sie dabei allein an der Spitze vorwegrennt, stört sie nicht: „Klar würde es mehr pushen, wenn die Konkurrenz vorn mit dabei wäre. Aber so ist es auch okay.“ Was die Zeit von 42,01 Sekunden begünstigt hatte, war ein durchgängiger 15er-Rhythmus: „Das ist mir im Vorlauf noch nicht gelungen“, verrät sie. Mit Abstand auf Platz zwei und drei folgten mit Bestzeit Mara Steinbach (LSG Sbr.-Sulzbachtal; 43,67 sec) und Tessa Haacks (SC Rönnau 74; 44,37 sec).

Am schnellsten aus den Blöcken im Finale über 80 Meter Hürden der W15 kam die Deutsche U16-Meisterin über 100 Meter Lotta Rudolph (LC Jena). Doch nach den ersten Hürden war es dann die Drittplatzierte über 100 Meter sowie Vorlaufschnellste Amelie Giese (TSV Zirndorf), die immer besser in das Rennen fand und der Konkurrenz davonzog. In 11,20 Sekunden sicherte sie sich ihren ersten deutschen Meistertitel vor Lotta Rudolph und Michelle Kopietz (LG Rhein-Wied; beide 11,57 sec). Mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, entschied die Tausendstel über Silber und Bronze.

Pokerspiele im Stabhochsprung 

Mit Einstellung der Bestleistung zum ersten DM-Gold schwang sich im Stabhochsprung Mira Drißler (MTG Mannheim). Nachdem sie im zweiten Versuch 3,70 Metern überquert hatte, begann sie wie die Großen ein kleines Pokerspiel und ließ die 3,75 Meter aus. Ihr Mut wurde belohnt, ebenfalls im zweiten Versuch überquerte die Baden-Württembergerin 3,80 Meter. Und auch für 3,85 Meter sollten die Kräfte noch reichen – im dritten Anlauf passte alles zusammen und die Latte blieb liegen.

Trainingskollegin und Favoritin Eva Marie Weisbrodt (MTG Mannheim) musste bereits um den Sieg bangen, da die 3,90-Meter-Springerin die 3,80 Meter erst im dritten Versuch übersprang. Und so ließ sie die Höhe von 3,85 Metern aus und versuchte sich direkt an 3,90 Metern. Doch gelingen wollte ihr ein gültiger Versuch nicht mehr. In der Endabrechnung wurde es für Weisbrodt Silber, Bronze ging mit 3,50 Metern an Lany Jane Saguan (Schweriner SC).

„Ich war nicht sicher, ob es für mich reicht. Weil Eva mit einer höheren Bestleistung angereist ist. Ich hätte es ihr auch gegönnt, wenn sie gewonnen hätte. Jetzt bin ich super zufrieden – und Eva hat es auch super gemacht. Dass ich am Ende des Wettkampfes noch über 3,85 Meter springe, das war eine Überraschung, da ich auch schon ziemlich müde war“, sagt Siegerin Mira Drißler.

Positionswechsel bis zum letzten Versuch

Ein bis zum letzten Sprung spannender Wettkampf bot sich im Weitsprung. Starke Nerven bewies dabei vor allem Julia Malcharek (SV Halle), die nach drei ungültigen Versuchen das Brett im letzten Versuch noch einmal traf und einen Satz auf 5,69 Meter in die Grube zauberte. Damit schnappte sie sich mit Bestleistung noch die Goldmedaille von Clara Apfel (ART Düsseldorf; 5,59 m), die wie schon im Dreisprung Silber gewann. Auf Platz drei landete nach einer Steigerung im letzten Versuch Fiona Antonia Lucya (TV 87 Stadtoldendorf; 5,49 m). Die Viertplatzierte Isabella Katharina Libertus (TSV Bayer Dormagen; 5,45 m) konnte mit einem ungültigen Versuch in Runde sechs nicht mehr kontern.

Die Favoritin ist geschlagen: Im Finale über 800 Meter war es im Donaustadion von Ulm Valerie Fehlandt (LAV Zeven), die sich mit Bestleistung zur Deutschen U16-Meisterin krönte. Im Zweikampf mit Elena Guggemoos (LAG Garmisch-Partenkirchen; 2:15,14 min), der Ersten der Meldeliste, hatte Fehlandt das bessere Stehvermögen und spurtete ihr auf der Zielgeraden in 2:14,09 Minuten noch davon. Bitter für die Läuferin aus dem Süden: Auf den letzten Metern schob sich auch noch Carolin Graf (LAC Berlin; 2:14,69 min) vorbei.

Dramatisches Finale über 300 Meter

Wie nah Freud und Leid beieinander liegen können, zeigte sich am Sonntag im Finale über 300 Meter. Noch Schulter an Schulter aus der Kurve kommend, zog sich das Feld auf der Zielgeraden etwas auseinander. Klar in Führung liegend war es dann die Favoritin Victoria Keksel (Gothaer Leichtathletik Centrum), die Gold an der Spitze entgegenstürmte.

Doch dann der Schock: Die Landesmeisterin aus Thüringen über 300 Meter und 300 Meter Hürden stürzte wenige Meter vor dem Ziel und jegliche Titelträume waren dahin. Das Beste aus der Situation machte schließlich Lilly Sophie Streuber (VfL Waiblingen), die in 40,87 Sekunden nicht nur zur Bestleistung, sondern auch zu Gold sprintete. Ebenfalls mit Bestleistung auf Platz zwei und drei folgten Sara Kohli (ABC Ludwigshafen; 40,96 sec) und Emma Röhrdanz (Hünfelder SV; 41,17 sec). Mit Amelie Frick (TSV Bad Rodach) stürzte eine weitere Athletin kurz vor der Ziellinie.

Mit einem Lächeln auf den Lippen wirft es sich am besten. Die Goldmedaille im Speerwurf bereits in der Tasche strahlte Marie Sattler (TSV Meitingen) schon am Anlauf zu ihrem letzten Versuch über das ganze Gesicht und konnte sich sogar noch einmal auf 46,18 Meter steigern. Damit baute sie auch den Vorsprung auf die Zweitplatzierte Annabell Flizikowski (SV Halle) aus, die mit 42,20 Metern Bestleistung warf. Gleichermaßen wie auch Vereinskameradin Giséle Grosser, die den 500 Gramm schweren Speer auf 41,39 Meter beförderte.

Starke Weiten im Kugelstoßen

Einen starken Wettkampf zeigten die Kugelstoßerinnen der W15. Alle drei Medaillengewinnerinnen stießen ihr drei Kilogramm schweres Arbeitsgerät über die 13-Meter-Marke. Am weitesten hinaus flog die Kugel der Favoritin. Mit 13,61 Metern kam Merle Roßner (LV 90 Erzgebirge) zwar nicht an ihre Bestmarke (13,94 m) heran, distanzierte die Konkurrenz dennoch deutlich. Über Silber sowie eine Bestleistung freuen durfte sich Nadine Angermann (LG Chiemgau-Süd; 13,32 m), ebenfalls eine PB gab es für die Drittplatzierte Amelie Mayr (TSV Penzberg; 13,17 m).

Das dritte Edelmetall für Clara Apfel: Gemeinsam mit ihren Staffelkolleginnen Milena Sandkrüger, Charlotte Apfel und Tamina Lüssem des ART Düsseldorf gewann das Sprungtalent nach Silber im Drei- und Weitsprung ihren ersten DM-Titel über 4x100 Meter. In 47,95 Sekunden setzte sich das Quartett vor der Sprintstaffel des TSV Bayer 04 Leverkusen (48,10 sec) auf Rang zwei und dem Quartett des SC DHfK Leipzig (48,46 sec) auf dem Bronzerang durch.
 

Männliche U16

Fünf der acht Finalisten über 80 Meter Hürden liefen am Sonntagvormittag zu einer neuen Bestleistung – allen vorweg sprintete der neue Deutsche M15-Meister Ole Jannis Gratz (Erfurter LAC). Der Mitteldeutsche Meister setzte sich in einem engen Rennen in 10,25 Sekunden vor dem Westfalenmeister und Vorlaufschnellsten Ilja Reimchen (TV Wattenscheid 01; 10,28 sec) durch. Platz drei ging nach einem Strauchler an der letzten Hürde an Adin Hadzic (TV Groß-Gerau; 10,42 sec), der am Samstag bereits im Finale über 100 Meter Fünfter geworden war.

Die Zeit von Ole Jannis Gratz bedeutete für den Thüringer nicht nur Gold, sondern auch die Einstellung der deutschen M15-Bestleistung von Adrian Becker (LAZ Gießen) aus dem Jahr 2002. „Mein Rennen war unglaublich. Ich bin unfassbar stolz. Meine PB lag vorher bei 10,48 Sekunden – mit so einer Verbesserung hätte ich selbst nicht gerechnet. Die starke Konkurrenz hier ist der eine Prozentpunkt, der auf Landesebene fehlt und den Unterschied ausmacht. Zu Beginn der Saison habe ich auf den Zettel meines Trainers als Ziel eine 10,60 Sekunden geschrieben. Die Zeit heute übertrifft all meine Erwartungen“, sagt der Sieger glücklich zu seinem Erfolg.

Zweiter Wettkampf, zweites Gold

Wie schon am Vortag im Diskuswurf waren auch im Kugelstoßen nur drei seiner sechs Versuche gültig. Doch verunsichern ließ sich Clesio de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) davon nicht. Im Gegenteil: Mit einer Siegesweite von 18,49 Metern stieß er sogar Bestleistung und knapp einen Meter weiter als die Konkurrenz. So hatte der Zweitplatzierte Arvid Ziemann (SC Neubrandenburg) trotz Bestweite von 17,73 Metern keine Chance auf den Titel. Nach Bronze im Diskuswurf war es auch für den Werfer aus dem Norden das zweite Edelmetall an diesem DM-Wochenende. Platz drei ging an Felix Bäumer (LG Coesfeld; 17,26 m).

„Mit dem Wochenende bin ich sehr zufrieden, es war sehr erfolgreich. Auch wenn gestern im Diskus die Serie etwas besser hätte laufen können. Dass ich vorher der Favorit war, hat mich eher motiviert, als dass ich Druck hatte. Im Ring kam dann aber doch die Nervosität. Vor allem gestern im Diskus“, sagte der zweifache Deutsche U16-Meister Clesio de Carvalho. In Zukunft sieht er sich vor allem als Diskuswerfer, hat aber für die laufende Saison noch ein klares Ziel im Kugelstoßen: „Ich will gern den WLV-Rekord stoßen, der liegt bei einer hohen 18 oder knapp über 19 Meter.“

Mit Bestleistung aufs Podium

Er war der große Favorit und wurde seiner Rolle gerecht: Ben Seifert (Dresdner SC 1898) gewann am Sonntag über 300 Meter Hürden seinen ersten deutschen Meistertitel. Mit einem deutlichen Vorsprung bog der Mitteldeutsche Meister auf die Zielgerade ein und zog sein Rennen unbeirrt bis ins Ziel durch. Am Ende standen 38,86 Minuten auf der Anzeigetafel: Bestleistung! Gleiches galt auch für das Ergebnis von fünf weiteren Athleten, darunter der Zweitplatzierte Rafael Ziegler (Eintracht Frankfurt; 40,29 sec) sowie der Bronzemedaillengewinner Eddi Kresser (TSG Wittenberg; 40,57 sec).

Es braucht nicht immer das schnittigste Wettkampfdress, um schnell unterwegs zu sein. In T-Shirt und luftiger Sportshorts sprintete Eike Schaal (MTV Heide) im Finale über 300 Meter allen davon. In 34,76 Sekunden standen für ihn am Ende nicht nur eine Bestzeit, sondern auch der erste DM-Titel zu Buche. Auf den Silberrang sprintete der Schnellste der Meldeliste Eugen Pölitz (Erfurter LAC; 35,03 sec) und Bronze sicherte sich der Deutsche U16-Meister über 100 Meter Fabian Wüst (Eintracht Duisburg; 35,55 sec).

Zentimeter-Krimi im Weitsprung

Es war eine Zentimeter-Entscheidung – und das gesamte Podium im Weitsprung packte die Wettkampftasche in Ulm mit einer neuen Bestleistung. Den weitesten Sprung setzte Florian Hahn (LAC Erdgas Chemnitz) in die Grube. Mit 6,80 Metern überraschte Sachsens Rekordhalter im Block Lauf die Konkurrenz und verwies Julian Löcher (Solinger LC; 6,73 m) und Alexander Meier (ABC Ludwigshafen; 6,69 m) auf die Ränge zwei und drei. Nach Silber im Dreisprung verpasste der Favorit Anton Schoenmakers (SSV Lichtenrade) das Podium als Vierter nur um drei Zentimeter.

Gutes Flugwetter bot sich am Sonntag für die Speerwerfer. Gleich im ersten Versuch legte Augustin Grünwald (SWC Regensburg) mit seinem ersten 60-Meter-Wurf vor, konnte diese Weite aber im Verlauf des Wettkampfes nicht mehr steigern und wurde mit 60,10 Metern Dritter. Denn sowohl der Deutsche M15-Meister Louis Jungblut (TSV Unterhaching; 60,91 m) als auch der Zweiplatzierte Aron Tepel (ASV Landau; 60,20 m) warfen den 600 Gramm schweren Speer noch weiter hinaus. Für Louis Jungblut war es ebenfalls Bestleistung, Aron Tepel rettete sich als Favorit erst im letzten Versuch auf das Podium.

Stabhochsprung – zwischen Ausdauer und Höhenflug

Knapp vier Stunden dauerte der Wettkampf im Stabhochsprung der M15. Am besten hatte sich die Kräfte und Nerven Favorit David Könsgen (LAZ Zweibrücken) eingeteilt. Nachdem 4,10 Meter kurz zu einer Zitterpartie für ihn wurden und er für diese Höhe drei Anläufe benötigte, ging es mit zwei ausgelassenen Höhen weiter, bevor er als einziger Athlet 4,35 Meter übersprang. Über die nächste Höhe durfte er frei entscheiden und probierte sich an 4,62 Metern.

Mit einer PB von 4,52 Metern angereist, schienen nach einem langen Wettkampftag die Kräfte aber nicht mehr zu reichen, um am Ende noch einmal in einen wahren Höhenrausch zu kommen. Die Latte fiel bei allen drei Versuchen, sodass er sein erstes Gold bei nationalen Titelkämpfen mit 4,35 Metern gewann. Das Podium komplettierten Tim Behovits (LG Olympia Dortmund), der erstmals über 4,25 Meter sprang, und Johann Fichtner (SC Rönnau 74; 4,20 m).

Sprintstaffeln beenden langes DM-Wochenende

Mit einer Zeit von 1:58,41 Minuten war Jaron Diehr (VfL Wolfsburg) nach Ulm gereist, mit 2:01,75 Minuten verabschiedete er sich als Deutscher U16-Meister über 800 Meter wieder in Richtung Heimat. In einem engen Rennen hatte er am Ende das beste Stehvermögen und setzte sich auf der Zielgeraden gegen Jonas Stümpfig (SSF Bonn; 2:02,98 min) und Jonas Hörnke (ASC Düsseldorf; 2:03,22 min) durch. Für Hans Kobmann (Braunschweiger Laufclub; 2:07,74 min), der in dieser Saison schon unter zwei Minuten geblieben war, reichte es am Sonntag nur für Rang sieben.

Zum Abschluss der Titelkämpfe in der U16 standen traditionell die Staffeln über 4x100 Meter an. Und es bot sich ein Bild aus lauten Anfeuerungsrufen von den Rängen, guten Wechseln aber auch dem einen oder anderen Patzer. Das Staffelholz am schnellsten ums Rund brachten vier Sprinter des Erfurter LAC. In der Besetzung Oskar Schmidt, dem Deutschen M15-Meister über die Kurzhürde Ole Jannis Gratz, Arne Otto und Eugen Pölitz gewann das Team aus Thüringen vor dem Quartett des SC DHfK Leipzig (43,72 sec) in 43,25 Sekunden. Bronze ging an die Staffel des LAC Berlin (44,44 sec).

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