Im Fana Stadion von Bergen (Norwegen) finden vom 17. bis zum 20. Juli die U23-Europameisterschaften statt. Am Samstag stehen acht Vorrunden auf dem Programm, davon sieben mit deutscher Beteiligung. Außerdem starten die Siebenkämpferinnen in ihren Wettbewerb. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Athlet:innen in Bergen präsentiert haben.
Weibliche U23
200 Meter Halbfinale
Holly Okuku kämpft sich durch
Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal) steht drei Jahre nach ihrer U18-EM-Silbermedaille in ihrem zweiten internationalen Finale: In 23,33 Sekunden musste sie bei 1,5 Metern pro Sekunde Gegenwind nur Lokalmatadorin Henriette Jaeger (Norwegen; 23,03 sec), Olympia-Achte über 400 Meter, ziehen lassen. Etwas schneller war das erste Halbfinale, in dem die Britin Success Eduan (22,90 sec) als einzige Athletin des Vormittags unter 23 Sekunden blieb.
Die entscheidende Frage für das Finale am Abend wird sein, welche Athletin sich über Vorrunde und Halbfinale, bei Gegenwind und teils nach einer langen Saison noch die meisten Körner aufgespart hat. Für Holly Okuku wird es bereits das zwölfte 200-Meter-Rennen der Freiluft-Saison sein, die für sie in den USA schon im März begonnen hat. Das Potenzial für eine vordere Platzierung ist da, jetzt sind noch einmal frische Beine gefragt – so wie zwei Wochen zuvor bei der U23-DM in Ulm, wo sie in 22,88 Sekunden bis auf drei Hundertstel an ihre Bestleistung gesprintet war.
Weitsprung
Zwei Top-Weiten, drei Finaltickets
Durchweg gut gelaunt konnten die drei deutschen Weitspringerinnen am Vormittag das Fana Stadion verlassen. Als erste von ihnen packte Samira Attermeyer (LG Olympia Dortmund) ihre Sachen: Mit glänzenden 6,64 Metern, allerdings bei 2,6 Metern pro Sekunde Rückenwind, erzielte sie die beste Weite der Qualifikation. „Ich habe versucht auf den Wind zu achten, aber natürlich ist da auch ein bisschen Glück dabei“, erklärte sie. Erfahrungen damit hatte sie schon bei der U23-DM gesammelt, wo sie bei 3,5 Metern pro Sekunde Rückenwind 6,66 Meter gesprungen war.
„Ich freue mich riesig! Endlich das große Q, und ich konnte zeigen, was ich draufhabe“, strahlte Libby Buder (TSG Bergedorf), nachdem sie bei regulärem Rückenwind ihre Bestleistung um einen Zentimeter auf 6,50 Meter geschraubt hatte – Platz drei der Qualifikation. „Im Finale geht’s hoffentlich noch ein bisschen weiter, ich denke, um 65 herum braucht man für eine Medaille, das wird richtig eng.“ Finja Köchling (Eintracht Frankfurt) machte mit 6,18 Metern als Elfte das Finale klar: „Ich hatte ein paar Probleme am Anlauf, das Einspringen war besser, im Wettkampf konnte ich das nicht so umsetzen. Daher waren alle Sprünge vor dem Brett, im Finale ist also sicher noch mehr möglich.“
Diskuswurf
Keine Top-Weiten, aber drei Final-Tickets
Die Diskuswerferinnen taten sich am Donnerstag in der Qualifikation schwer. Das traf auf das DLV-Trio zu – aber auch auf die Konkurrenz. In einem Feld mit elf Athletinnen, die schon 55 Meter und weiter geworfen haben, reichten am Ende 48,43 Meter, um in die Runde der besten Zwölf einzuziehen. Die gute Nachricht: Alle drei deutschen Diskuswerferinnen konnten diese Marke überbieten. Und das dann doch teils deutlich. Besonders Katja Seng (Eintracht Frankfurt) wird ihre 51,42 Meter aus Qualifikationsgruppe A (Platz vier) noch einmal neu einsortieren, nachdem sie gesehen hat, dass in Gruppe B nur eine Athletin weiter werfen konnte.
Auch Lea Bork (LV 90 Erzgebirge) schaffte mit einem Wurf auf 50,74 Meter auf Platz acht der Gesamtwertung den recht sicheren Einzug ins Finale. Am meisten zittern musste Melina Wepiwé (TSG Wehrheim): Von 46,55 über 48,61 auf 49,12 Meter legte sie eine Steigerung hin, die schließlich mit Platz elf belohnt wurde. Bitter endete die Qualifikation dagegen für Europas Jahresbeste Marie Josee Bovele Linaka (Frankreich). Als einzige 60-Meter-Werferin angereist, schied sie mit 46,19 Metern aus.
Siebenkampf
DLV-Starterinnen: Marie Jung (Eintracht Frankfurt), Serina Riedel (SV Halle)
Zusammenfassung folgt am Ende des Tages
Männliche U23
3.000 Meter Hindernis Vorläufe
Hindernisläufer problemlos weiter
Der erste von zwei Vorläufen war der langsamere, und so musste Robin Müller (LC Top Team Thüringen), als Nummer zwei der Meldeliste angereist, hellwach sein, um sich mit einem Platz in den Top Fünf für das Finale zu qualifizieren. In 8:42,10 Minuten machte er auf der Zielgeraden mit einem letzten Antritt das Finalticket klar. „Ich habe mich wunderbar gefühlt, ich hatte permanent die Kontrolle und habe immer eine gute Position gesucht. Manchmal war ich eingekesselt, aber ich habe versucht ruhig zu bleiben. Über den letzten Wassergraben wollte ich kontrolliert drüber, ich wusste, dann kann ich auf den letzten 150 Metern noch überholen.“
Dass die Läufer im zweiten Rennen direkt ein schnelleres Tempo anschlugen, kam Silas Zahlten (LG Brillux Münster; 8:40,32 min) und Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg; 8:41,48 min) zugute: Sie konnten sich Richtung Renn-Ende relativ sicher sein, dass es sowohl über die Top Fünf als auch über die Zeitregel für fünf weitere Finalplätze reichen würde – und am Ende sprangen sogar noch zwei neue Bestleistungen heraus.
„Am Anfang ging es noch recht langsam los, das war eher überraschend, wir hatten uns auf ein schnelles Rennen eingestellt“, berichtete Silas Zahlten. „Dass wir morgen am Vormittag direkt unser Finale haben ist ungewohnt, aber da müssen alle durch, und so können wir unseren Tagesrhythmus von heute wieder durchziehen.“ – „Ich habe mich sehr gut gefühlt, hintenraus wurde ich ein bisschen müde, weil ich viel in eine gute Position investiert hatte, aber das war auch so geplant. Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr alles, alles reingeben muss, und hoffe, ich habe morgen noch ein paar Körner. Dass wir zu dritt im Finale stehen unterstreicht, wie stark wir in Deutschland gerade im Hindernislauf sind.“
Dreisprung
Steven Freund zittert sich ins Finale
Mit sieben Wochen Wettkampfpause aufgrund eines Muskelfaserrisses im Beuger war Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz) in die Dreisprung-Qualifikation gestartet. Dementsprechend groß war die Unsicherheit bei dem 20-Jährigen, der zuletzt auch auf den Start bei der U23-DM verzichtet hatte. Nach zwei ordentlichen Sprüngen auf 15,58 und 15,50 Meter war der dritte Versuch ungültig – und Steven Freund musste zittern. Denn er war zu diesem Zeitpunkt Neunter, aber starke Athleten folgten noch. Drei davon konnten schließlich am Chemnitzer vorbeiziehen, der auf Platz zwölf der Qualifikation als letzter Dreispringer im Finale steht.
"Die Qualifikation musste ich dazu nutzen, um wieder in den Wettkampf reinzufinden. Ich bin vor allem froh, dass alles hält, das ist das Wichtigste. Im Finale muss ich jetzt versuchen, den Anlauf wieder richtig hinzubekommen", blickte Steven Freund auf seinen nächsten Auftritt voraus. Mit seiner Saison-Bestmarke von 16,09 Metern ist er in diesem Jahr Europas Nummer acht der U23.
Kugelstoßen
Ein großes Q und drei souveräne Final-Tickets
Ein erster Sicherheitsstoß, der bei 18,96 Metern landete. Und dann ein bisschen mehr Risiko für einen Stoß auf 19,25 Meter – mit zwei Versuchen hatte Favorit und Titelverteidiger Tizian Lauria (VfL Sindelfingen) das Ticket für das Finale in der Tasche. Genau das war sein Plan für die Qualifikation gewesen.
„Jetzt ab ins Hotel, kalt duschen, ausruhen – und heute Abend kommen die weiten Stöße“, fasste er den weiteren Plan für den Tag zusammen, denn schon um 19:50 Uhr geht’s um die Medaillen. „Ich bin super vorbereitet, fit, habe gute Stöße gezeigt und kann selbstbewusst sein. Ab dem zweiten Stoß wird alles riskiert!“
Tizian Lauria war der einzige Athlet, der am Vormittag die direkte Qualifikationsweite von 19,00 Metern übertraf. Gefordert war schließlich nur eine Leistung von 17,12 Metern – eine Marke, die auch die weiteren DLV-Athleten souverän meisterten: Auf den Plätzen drei und sechs der Qualifikation können auch U20-Europameister Lasse Schulz (TV Plieningen; 18,48 m) und Philipp Thomas (SV Halle; 18,02 m) selbstbewusst in das Finale starten.
Hammerwurf
Zitterpartie ohne Happy End
Kai Hurych (KSV Fürth 09) und Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim), in dieser Saison beide in den Kreis der 70-Meter-Werfer aufgestiegen, sind in Deutschlands U23 eine Klasse für sich und duellieren sich in dieser Saison regelmäßig um die nationale Krone. International fehlt noch ein wenig zur Spitze, das mussten sie am Samstag in der Qualifikation der U23-EM erleben, in die sie auf Rang neun und 14 der Meldeliste gestartet waren.
Kai Hurych beendete die erste Qualifikationsgruppe mit 66,20 Metern auf Platz acht. Schon da war absehbar, dass dies für den Einzug ins Finale wohl nicht reichen würde – in der Endabrechnung beider Gruppen landete er auf Rang 17. Tim Steinfurth konnte sich mit dem dritten Versuch auf 67,72 Meter kurzzeitig mit einem Vorsprung von zwei Zentimetern auf den zwölften Qualifikationsrang nach vorne schieben. Doch ein Athlet zog in der letzten Runde noch vorbei, und es blieb der undankbare 13. Rang. Somit findet das Finale am Sonntag ohne DLV-Starter statt.