| Olympische Spiele 2016

Favoriten-Sieg für Kipchoge, Pflieger mit Aufholjagd

Die letzte Disziplin der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Rio, den Marathon, hat der Weltjahresbeste aus Kenia Eluid Kipchoge in 2:08,44 Stunden gewonnen. Die DLV-Starter Philipp Pflieger und Julian Flügel sparten Kräfte für die Aufholjagd und belegten die Ränge 55 und 71.
Pamela Ruprecht

Die Vorentscheidung fiel nach rund eineinhalb Stunden: Weg vom großen Pulk, in dem man lange lief, verschärften die vorderen Läufer das Tempo. Die Ableckung an einer Getränkestationen im Flamengo Park, durch den ein Zehn-Kilometer-Rundkurs führte, den die Marathonis dreimal durchquerten, nutzte eine Vierergruppe, um sich weiter abzusetzen. Die beiden Äthiopier Feyisa Lilesa und Lemi Berhanu, der US-Amerikaner Galen Rupp und der Top-Favorit aus Kenia Eluid Kipchoge.

Der Weltjahresbeste und Marathonläufer des Jahres 2015 verschärfte das Tempo weiter, Lemi Berhanu musste abreißen lassen und aus dem Trio, das gemeinsam die 35-Kilometer-Marke durchschritten hatte, wurde schon bald ein Duo. Denn auch Galen Rapp, der über 10.000 Meter in Rio Rang fünf belegt hatte, konnte nach 1:48 Stunden nicht mehr folgen. Er wechselte zur Erfrischung regelmäßig seine weiße Kappe, wenn es Getränke gab. So stiefelte Eluid Kipchoge mit Feyisa Lilesa im Rücken Richtung Ziel.

DLV-Starter arbeiten sich mit defensiver Taktik vor

Im restlichen Feld von 150 Startern hatte sich nach 30 Kilometern in der Zwischenzeit Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) von Position 125 auf 72 vorgearbeitet. Die Zielstellung der beiden Deutschen war, defensiv angehen und mit den gesparten Kräften am Ende so viele Läufer wie möglich einsammeln. Julian Flügel (Team Memmert) hielt sich zu der Zeit ebenfalls unter den Top 100 auf.

An der Spitze hatte Eluid Kipchoge bei regnerischem Wetter schließlich auch seinen ärgsten Verfolger müde gelaufen. Feyisa Lilesa konnte im Kampf um Gold nicht mehr mithalten und musste den Kenianer ziehen lassen. Die Medaillen schienen fünf Kilometer vor Ende vergeben. Das Trio lief in seinen herausgelaufenen Abständen unter dem Jubel der Zuschauer auch durch das Ziel-Tor. Die Siegerzeit von Eliud Kipchoge betrug 2:08:44 Stunden. Er untermauerte seine starke Form mit dem sechsten Sieg in den letzten sieben Rennen. Lilesa Feyisa (2:09:54 h) kam mit gut einer Minute Rückstand an. Seine neue Bestzeit von 2:10:05 Stunden brachte Galen Rupp, Olympia-Zweiter über 10.000 Meter 2012, überraschend die Bronzemedaille ein.

Neun Minuten später durfte als bester Deutscher auch Philipp Pflieger über den geschafften Olympia-Marathon jubeln. Mit 2:18:56 Stunden belegte er den 55. Rang und hatte auf den letzten zehn Kilometern nochmal rund zwanzig Plätze gut gemacht. Für Team-Kollege Julian Flügel wurden 2:20:47 Stunden gestoppt. Der Schlusspunkt der Leichtathletik-Wettbewerbe und eine starke kämpferische Leistung der beiden DLV-Läufer. "Rio de Janeiro ist so wundervoll, das wird in meinen Gedanken bleiben", sagte der neue Olympiasieger Eluid Kipchoge.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regenburg):
Auf den ersten Blick waren die Bedingungen heute deutlich besser als bei den Frauen, wo es ein Glutofen war. Aber durch den Regen war es, sobald es ein bisschen wärmer geworden war, ein absolutes Dampfbad-Feeling. Man hat extrem viel Flüssigkeit verloren. Deswegen hat man auf der zweiten Hälfte wahnsinnig viele Leute eingeholt, die entweder am Streckenrand gestanden sind oder sich vollkommen übernommen haben und rückwärts gegangen sind. Eigentlich wird es in unserem Alter erst richtig interessant im Marathon. Es ist auf jeden Fall eine unbeschreibliche Motivation gewesen, sich heute mit den Besten der Welt messen zu können. Das war für uns beide eine Premiere. Das ist etwas anderes als beim City-Marathon nach seinen Plan durchzumarschieren. Heute war es ein Kampf Mann gegen Mann. Hier rennst du am Start los und denkst dir, was ist los, wir rennen 3:10 den ersten Kilometer. Es war eine wahnsinnig schöne Erfahrung hier.

Julian Flügel (Team Memmert):
Im Endeffekt war ich zufrieden. Es war ein sehr solides Rennen. Die Vorbereitungszeit war mit fünf Wochen natürlich doch ein bisschen kurz. Aber es ist natürlich ein riesen Ding, dass ich hier dabei sein konnte. Auch nochmal ein riesen Kompliment an Hendrik [Pfeiffer], der das sportlich fair gemacht hat und gesagt hat, ich bin nicht richtig fit und werde bis Rio nicht mehr auf die Beine kommen. Ich gebe dir die Chance, dich dort zu beweisen. Ein großes Dankeschön. Das Drumherum ist natürlich absolutes Gänsehaut-Feeling. Man bekommt von der Strecke, da ist der Zuckerhut, da die Christusstatue, natürlich nicht so viel mit. Das sieht man im Rennen nicht mehr. Da ist man wirklich am Limit, im Tunnel und in seiner eigenen Welt. Aber der Zieleinlauf entschädigt wirklich für die ganze Qual. Als ich im Ziel lag, das war wirklich absolutes Gänsehaut-Feeling. Wahnsinn.

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