Im deutschen Hammerwurf-Lager der Frauen kündigt sich ein Umbruch an. Die zehnmalige Deutsche Meisterin Betty Heidler hört nach diesem Olympiasommer auf und schließt damit eine persönliche Ära ab. Auch ihre Frankfurter Vereinskollegin Kathrin Klaas ist sich noch nicht sicher, ob sie weitermacht.
„Das ist mein letztes Jahr“, bestätigte Betty Heidler am Donnerstag beim World Challenge-Meeting in Ostrava (Tschechien). Den Abschluss ihrer großartigen Laufbahn werden die Sommerspiele in Rio de Janeiro (Brasilien) bilden: „Dass man die Chance hat, zum vierten Mal dabei zu sein, das bestätigt einen, dass es hoffentlich ein schönes Ende nimmt.“
Dort wird die 32-Jährige, die das deutsche Frauen-Hammerwerfen als Weltrekordlerin, Olympia-Medaillengewinnerin, Weltmeisterin und Europameisterin bestimmt hat wie keine andere, noch einmal angreifen. Sogar einen Favoritensturz hat sie im Sinn. Die Frage, ob in diesem Jahr an der aktuellen Weltrekordhalterin und Weltmeisterin Anita Wlodarczyk (Polen) ein Weg vorbeiführt, beantwortete sie selbstbewusst mit einem unmissverständlichen „Ja“.
Betty Heidler widmet sich dem Studium
Nach ihrem großen Olympia-Finale wird sich Betty Heidler ganz auf das Jura-Studium konzentrieren: „Ich will dann voll studieren. Ich steige im Herbst wieder ein und muss erst einmal kucken, wo ich stehe und was ich noch kann.“
Ein Rollentausch ist somit auch für die Europameisterschaft 2018 in Berlin fest geplant: „Dann werde ich neben Michael Deyhle [Trainer und Bundestrainer] sitzen und die Mädels anfeuern, die dabei sind.“ Es sollte nicht überraschen, wenn in zwei Jahren neue Gesichter aus dem eigenen Lager wie die junge Berlinerin Charlene Woitha in den Ring gehen und den Generationenwechsel vollziehen.
Ob dann die Olympia-Fünfte Kathrin Klaas, die wie Betty Heidler 32 Jahre alt ist, nach wie vor zur DLV-Nationalmannschaft gehören wird, ließ diese offen. Für dieses Jahr will sie aus dem Vollen schöpfen und eine neue Bestleistung werfen. Aber sie schließt nicht aus, dass ebenfalls nach 2016 Schluss ist.
Kathrin Klaas: „Kein junges Küken mehr“
„Ich bin auch kein junges Küken mehr. Ich werde es von der Saison abhängig machen, wie es vom Körperlichen und vom Gefühl her ist und ob das noch alles gut funktioniert. Ich sage aber nicht kategorisch, dass ich nach Rio nicht mehr werfe.“
Zum Weitermachen gibt es zumindest gute Gründe. Kathrin Klaas weiß nicht nur, dass sie technisch nach wie vor dazugelernt hat, sondern auch, dass es mit der Heim-EM 2018 in Berlin und davor mit der WM in London (Großbritannien) durchaus noch reizvolle Aufgaben gibt. „Das sind noch schöne Ziele und zwei Orte, an die ich gute Erinnerungen habe. Das wäre noch einmal eine Motivation wert. Ich lasse mir das aber offen.“
Fest steht: Der Umbruch im deutschen Frauen-Hammerwerfen naht! Nachdem Betty Heidler und Kathrin Klaas jahrelang deutschlandweit das Geschehen bestimmt und international Akzente gesetzt haben, ist eine neue Generation gefragt, die sich im Hammerwurf-Ring den großen Fußstapfen stellt.