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Johannes Trefz – Motivation tanken im Sand

In einer Serie stellt leichtathletik.de wieder die Athleten vor, die bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel erstmals national ganz oben standen. Heute: 400-Meter-Läufer Johannes Trefz (LG Stadtwerke München).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail johannes-trefz>Johannes Trefz
LG Stadtwerke München

*7. Juni 1992
Größe: 2,00 Meter
Gewicht: 92 Kilo

400 Meter

Bestleistung: 46,02 sec (2016)
Deutscher Meister 2016
8. EM 2016 (Staffel)
4. U23-EM 2013 (Staffel)
3. U20-EM 2011 (Staffel)

Nachdem er seine Saison auf der Stadionrunde Anfang August beendet hatte, verbrachte Johannes Trefz viel Zeit im Sand. Einerseits beim Beachvolleyball. „Darauf habe ich während der Saison verzichtet, weil es langsam macht und die Spritzigkeit verloren geht“, erzählt der 24-Jährige. Außerdem versuchte er sich bei einem Sportfest in Dachau im Weitsprung und landete bei überraschend starken 7,37 Metern. Im Alter von um die 14 Jahre hatte er vor seiner Spezialisierung auf den Langsprint Erfolge in der Grube gefeiert, aufgrund von Knieproblemen orientierte sich der Athlet der LG Stadtwerke München dann aber um.

Zeit für die „sandigen“ Ausflüge blieb allerdings nur, weil sich ein großer Traum in der zurückliegenden Saison nicht erfüllte - der von Olympia. Die DLV-Staffel hatte die Qualifikation verpasst. Und so verfolgte Johannes Trefz in der gewonnenen Freizeit die Spiele von Rio de Janeiro (Brasilien) mit gemischten Gefühlen. Dazu trugen auch die pfeilschnellen Zeiten der Weltbesten bei, angeführt von Olympiasieger und Weltrekordler Wayde van Niekerk (Südafrika; 43,03 sec). Zur Weltspitze fehlt dem Münchner trotz großem Trainingsaufwand immer noch gut eine Sekunde. Anderseits wurde die Motivation angefacht, auch einmal beim größten Sportereignis überhaupt dabei sein zu wollen.

Erster nationaler Titel und erster Härtetest bei der EM

Obwohl es mit Olympia nicht klappte, kann 2016 einiges auf der Habenseite verbucht werden. Seitdem Johannes Trefz 2009 auf die 400 Meter setzte, konnte er seine Bestzeit jedes Jahr steigern. Mit 46,02 Sekunden ist ihm im zurückliegenden Sommer endgültig der Sprung in die nationale Spitze gelungen. Bei den Deutschen Meisterschaften lief er als Sieger durchs Ziel.

„Ich wollte in Kassel unbedingt gewinnen. In den Jahren davor habe ich bei der DM meine Erwartungen nicht erfüllen können. Es waren immer extra viele Freunde angereist. Diesmal habe ich meinem eigenen Druck standgehalten und konnte nachher mit ihnen feiern“, blickt Johannes Trefz auf seinen ersten nationalen Einzeltitel zurück.

Es folgte der erste Einsatz im Nationaltrikot bei den Erwachsenen mit gleich vier Rennen bei den Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande), jeweils zweimal im Einzel und in der Staffel. Im Jahresrückblick hat sich dennoch bisher keine vollständige Zufriedenheit eingestellt, weil seine Gedanken neben Olympia auch der angestrebten und knapp verpassten Zeit unter 46 Sekunden nachhängen. Das zeigt, dass der Langsprinter lange noch nicht am Ende seiner persönlichen Ziele angekommen ist. „In mir und auch in der Staffel steckt noch mehr.“

Erste Erfahrungen in Weilheim

Seine ersten Wettkämpfe bestritt der heutige Leistungssportler im Trikot des Vereins seines Heimatortes südwestlich von München. Beim TSV Weilheim war er schon im Alter von sechs Jahren in der Kinderleichtathletik aktiv. Als der Leistungsgedanke mehr in den Mittelpunkt rückte, schloss er sich der LG Würm Athletik an, wo schon damals der 2016 schnellste 400-Meter-Hürden-Läufer Deutschlands, Tobias Giehl, seine Runden drehte. Von dort war es für beide nur noch ein kleiner Sprung zur LG Stadtwerke München, wo beide bis heute einer starken Langsprintergruppe angehören, zu der zum Beispiel auch noch Laurin Walter gehört.

Neben der starken Trainingsgruppe bieten die kurzen Wege zu den Trainingsstätten – Johannes Trefz wohnt im ehemaligen Olympischen Dorf am Olympiapark – gute Rahmenbedingungen für den Sport. Geblieben ist das Trainergespann aus den Zeiten bei der LG Würm Athletik. Korbinian Mayr ist für alles rund um Kraft und Stabilisierung zuständig, Peter Rabenseifner für die Planung rund um Sprint und Tempoläufe.

Neben dem Sport studiert Johannes Trefz Biologie im Masterstudiengang. Nach einem Urlaubssemester möchte er im Winter wieder etwas mehr für die Uni tun und ist unter anderem auf der Suche nach einem Praktikum. Die Biomedizin mit Zell- und Krebsforschung haben sich für ihn als besonders interessant herauskristallisiert und könnten in der beruflichen Zukunft eine Rolle spielen.

2017 ein Zwischenjahr vor dem nächsten Highlight Berlin 2018

Im kommenden Jahr soll die stetige Entwicklung bei Johannes Trefz weitergehen – dann endlich mit einer Zeit unter 46 Sekunden und das möglichst nicht nur einmal. Wie schon in den vergangenen Jahren spielt die Hallensaison keine Rolle. Nicht nur weil der Zwei-Meter-Mann seine Leistungsfähigkeit in den engen Kurven der 200-Meter-Bahnen nicht entfalten kann. „Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass ein langfristiger Trainingsaufbau sinnvoller ist.“ Damit die Schnelligkeit nicht verloren geht, sind im Laufe des Winters Trainingsaufenthalte in wärmeren Gefilden vorgesehen.

Das Jahr 2017 sieht Johannes Trefz auch als ein Übergangsjahr in Richtung des nächsten Highlights – der <link http: www.berlin2018.info _blank link zur webseite der em in>Heim-EM 2018 in Berlin. „Ich möchte mit etwas mehr Lockerheit rangehen.“ So plant er, sich auch mal wieder über 400 Meter Hürden ausprobieren, um seine Bestzeit aus dem Jahr 2011 (53,53 sec) zu drücken. Wenn dieser Ausflug so gut läuft, wie zuletzt der in die Weitsprung-Grube, dürfte auch hier ein positives Erlebnis für weitere Motivationsschübe sorgen.

Das sagt Bundestrainer Marco Kleinsteuber:

Johannes hat eine sehr gute Saison absolviert, auch wenn er sein persönliches Ziel, unter 46 Sekunden zu laufen, knapp verpasst hat. Er konnte seine stetige Entwicklung der vergangenen Jahre fortführen. Er hat sich hervorragend ins Staffel-Team eingefügt, zum Beispiel im Trainingslager in Florida. Er ist ein angenehmer, sympathischer und offener Athlet. Er konnte seine maximale Schnelligkeit und Beschleunigung verbessern, insgesamt ist er sehr ausgeglichen und konnte über die Saison stabile Leistungen zeigen. Auch eine neue Bestzeit ist ihm wieder gelungen. Das ist sehr wertvoll auf den 400 Metern, wo es auch große Schwankungen geben kann. Seine Stärke ist die Schnelligkeitsausdauer, die er weiter ausbauen kann. Die EM in Amsterdam mit vier Rennen war ein Härtetest aber auch ein Lernprozess. Davon kann er bei der Heim-EM 2018 profitieren. Schon in der zurückliegenden Saison hatte Johannes das Potenzial, unter 46 Sekunden zu laufen. Diese Marke ist für die Zukunft nur ein Zwischenschritt. Ziel ist es, in den Bereich von 45,50 Sekunden vorzustoßen.

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