Vier deutsche 5.000-Meter-Läufer blieben seit 2010 unter 13:30 Minuten: Richard Ringer, Arne Gabius, Florian Orth und Martin Sperlich. Der EM-Zehnte schaffte das gleich bei seinem 5.000-Meter-Debüt. Dabei war der gelungene Wechsel auf die Langstrecke nur der starken 1.500-Meter-Konkurrenz in Deutschland geschuldet.
Zwei Wohnorte, zwei Trainingsgruppen, zwei Strecken: So lässt sich das Leben von Martin Sperlich wohl in aller Kürze am besten zusammenfassen. Der Läufer vom VfB LC Friedrichshafen trainiert unter der Woche an seinem Studienort München. Athletik und Schnelligkeit werden dort in der Mittelstreckengruppe um Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) geschult. Am Wochenende stehen dann die „Kerneinheiten“, wie der 25-Jährige sagt, zu Hause bei Vater und Trainer Eckhardt Sperlich und seinem langjährigen Trainingspartner Richard Ringer auf dem Programm.
Zusammen mit seinem Vereinskameraden, der im Fotofinish zu Bronze stürmte, hatte Martin Sperlich im Juli seinen ersten Auftritt auf ganz großer Bühne. Über 5.000 Meter wurde er in Amsterdam (Niederlande) in 13:48,81 Minuten EM-Zehnter. Das Rennen war erst das vierte über die zwölfeinhalb Stadionrunden in der Karriere des Friedrichshafeners. 2015 debütierte er mit 13:29,54 Minuten.
Mittelstrecken-Konkurrenz war zu groß
In den vergangenen Jahren galt Sperlichs Hauptaugenmerk eigentlich den 1.500 Metern. Bis auf 3:37,18 Minuten steigerte er sich in diesem Jahr. Aber ist er nun Mittel- oder Langstreckler? „Beide Strecken werde ich in Zukunft laufen. Sogar die 800 Meter spielen in der Tempoentwicklung eine Rolle“, sagt der Maschinenbau-Student. Im 5.000-Meter-Versuch sah er vielmehr die Chance, 2016 international zu starten. „Die Konkurrenz auf den 1.500 Metern war mit Homiyu Tesfaye, Timo Benitz, Florian Orth und Sebastian Keiner enorm stark. Selbst wenn ich unter der entsprechenden Norm geblieben wäre, hätte es vielleicht nicht mit einem internationalen Einsatz geklappt“, sagt Martin Sperlich.
Dass es der richtige Schritt war, bestätigte der 25-Jährige gleich bei seiner Premiere. 13:29,54 Minuten wurden für ihn am 1. August 2015 in Ninove (Belgien) gestoppt. „Das war deutlich schneller als erwartet. Doch ich musste das Tempo am Ende des Feldes mitgehen, sonst wäre ich allein gewesen“, erinnert sich der 1,89 Meter große Läufer. Um die Zeit einzuordnen: Seit 2010 blieben nur vier deutsche 5.000-Meter-Läufer unter 13:30 Minuten: Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen; 13:10,94 min; 2015), Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg; 13:12,50 min; 2013), Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 13:23,67 min; 2016) und eben Martin Sperlich.
Auch ohne Olympia-Start zufrieden
Nach dem Top-Debüt schielte der 25-Jährige natürlich ein wenig auf die Olympia-Norm für Rio. Doch bei seiner einzigen echten Chance am 6. Juni in Bellinzona (Schweiz) war er in 13:33,84 Minuten als Sechster rund neun Sekunden zu langsam. Sein Pech: Er führte eine zweite Gruppe an, die Top Fünf waren enteilt und liefen zwischen 13:12 und 13:19 Minuten ins Ziel. „Mir war klar, dass für Olympia in diesem Rennen alles passen muss. Das hat’s nicht. Aber auch ohne Olympia habe ich zuletzt gleich mehrere Schritte nach vorn gemacht“, sagt der Student.
Die nächsten sollen folgen. Anstatt im Gelände seine Form auf die Probe zu stellen, setzt Martin Sperlich auf die Hallensaison mit dem Ziel EM-Start in Belgrad (Serbien). Dafür hatte er zuletzt erstmals ein vierwöchiges Höhentrainingslager in Flagstaff (USA) absolviert. Mit den 1.500 und 3.000 Metern hat er Richtung Hallen-EM zwei Strecken zur Auswahl, im Sommer soll es international dann wieder auf die 5.000 Meter gehen.
„2016 war mit EM und Olympia der Zeitplan ziemlich eng. Das ist 2017 besser, da kann man zwei, drei 5.000-Meter-Rennen vor dem Saisonhöhepunkt laufen und dazu noch einige 1.500-Meter-Starts absolvieren. Ich glaube, dass ich mich auf beiden Strecken noch deutlich verbessern kann“, blickt Martin Sperlich voraus.
Trainings-Duo ergänzt sich gut
Seine guten Zubringerwerte über 1.500 Meter – mit 3:37,18 Minuten ist er deutlich schneller als etwa Richard Ringer, Arne Gabius oder einst Jan Fitschen – will er in den kommenden Jahre weiter steigern, um sich so einen Puffer für die 5.000 Meter zu erarbeiten. Denn ein echter „Langstreckentyp“ ist der EM-Zehnte noch nicht. Zwar stehen am Wochenende momentan schon Dauerläufe von 20 Kilometern und mehr auf dem Programm, doch spielen auch Mittelstrecken-Programme im Training eine Rolle. In der Vorbereitung kommen so 160 bis 180 Wochenkilometer zusammen.
Bei den spezifischen Tempoeinheiten ist er meist seinem Trainingspartner Richard Ringer eine Nasenlänge voraus, bei den Ausdauerparts ist es dann umgekehrt. „Wir trainieren seit sechs, sieben Jahren zusammen und ergänzen uns gut“, weiß Martin Sperlich um die Vorteile des Trainings zu zweit.
Was er sich vom EM-Dritten dabei abschauen kann? „Ich bewundere Richards Konsequenz. Wir Läufer lassen es ja nach dem eigentlichen Lauftraining gern mal schleifen. Aber er zieht jede Athletik- und Gymnastikeinheit voll durch. Da ist er schon ein Vorbild.“ Nicht auszuschließen, dass die beiden Trainingspartner in den kommenden Jahren auch bei großen Wettkämpfen häufiger gemeinsam starten werden. Der EM-Start in Amsterdam hat Martin Sperlich auf jeden Fall Appetit auf mehr gemacht.