Matten, Flaschen, Fahrradreifen, kleine Hindernisse. Der Nikolaus-Lehrgang des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV) in Schwäbisch Gmünd bereitete den Kindern viel Spaß und brachte den 165 Teilnehmern, die aus ganz Baden-Württemberg gekommen waren, wertvolle Erkenntnisse.
„Genau so muss in Zukunft die Kinder-Leichtathletik aussehen“, zeigte sich ein Übungsleiter aus dem Stuttgarter Raum begeistert. Er sah, mit wie viel Freude die Kinder bei der Sache waren, als sie über die Plastikflaschen hüpften, diese versuchten zu balancieren und später im Kistenfüllerspiel die kompletten Sprudelkästen – an Seile gebunden – mit vollem Karacho durch die Halle zogen.
Selbst die Erwachsenen, die im Untergeschoss der großen Gmünder Sporthalle dieses heitere Spiel der Mädchen und Jungen, unter Leitung von Jutta Bryxi mit lächelnder Miene verfolgten, waren begeistert. Die Idee „Trainieren mit Alltagsmaterialien“ hatte voll eingeschlagen. Am Nachmittag dann durften die 165 Trainerinnen und Trainer selbst ausprobieren, welch große Freude es Kindern bereiten kann, sich vorzustellen, im vollen Sprint durch eine imaginäre Wasserpfütze durch einem Fahrradreifen zu laufen, „dass es nur so spritzt.“ „Macht euch nass, rein in die Pfütze“ forderte Dominic Ullrich (DLV Jugendlehrwart) sie auf.
Größter Trainer- und Fortbildungslehrgang im WLV
Seit vielen Jahren ist der Nikolaus-Lehrgang in Schwäbisch Gmünd der größte Trainer-Fortbildungslehrgang im WLV. Fred Eberle selbst hatte die Teilnehmer zu Beginn dieses Lehrgangs an den „Ur-Sprung der Leichtathletik“ entführt, als er eintauchte in die Geschichte des Hochsprungs und dessen technische Entwicklung. Dabei verstand er es geschickt, den Bogen zu schlagen von Gretel Bergmann bis heute. Der damals besten Hochspringerin der Welt wurde – weil Jüdin – vom Nazi-Regime die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 versagt.
„Spitzenathleten, Trainer und Verbandsmitarbeiter zeigen Beispiele und Möglichkeiten auf, wie sich die Leichtathletik inhaltlich, methodisch und organisatorisch weiterentwickeln muss und auch kann“, war bereits in der Ankündigung dieses Lehrgangs zu lesen. Fred Eberle, Vizepräsident Bildung und Wissenschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hatte nicht zuviel versprochen.
Mit Dr. Wolfgang Killing, dem einstigen Hochsprung-Europarekordler (2,28 m) und Olympiateilnehmer von Montreal (Kanada) 1976, außerdem Bronzemedaillengewinner bei der Halle-EM 1978, der später Bundestrainer war und heute die DLV-Trainerakademie in Mainz leitet, war es ein Leichtes, das Vorstellungsvermögen für die Teilnehmer bei einer Praxisdemonstration zu entfachen. Fred Eberle, Vizepräsident auch des WLV und Lehrwart des Deutschen und Württembergischen Leichtathletik-Verbandes, hätte für das Thema „Springen“ keinen besseren Referenten in seine Heimatstadt holen können.
Praxisdemonstration "Springen wie ein Känguru"
WLV-Bildungsreferent Rene Stauß (LAV Stadtwerke Tübingen), Deutscher Zehnkampf-Meister 2014, stellte seine Praxisdemonstration unter das Motto „Springen wie ein Känguru“. Eine gemischte Jugendgruppe zeigte die Entwicklung von den Mehrfachsprüngen zum Dreisprung. Die Landes- und Bundeskadermitglieder Lisa Maihöfer, Jara Ellinger, Anne Klebsch, Alexander Heidu und Joshua Engelke demonstrierten danach ein allgemeines Sprungkrafttraining auf höchstem Niveau.
„Beine ein bisschen höher. Oberkörper aufrecht.“ Wolfgang Killing wies nicht nur die Leistungssportler selbst, sondern damit auch die anwesende Trainerschar auf kleinste Mängel hin, die seinem geschulten Blick nicht entgingen. „Ich fand’s echt toll. Vieles kannte ich schon. Aber ich habe auch viele neue und interessante Dinge kennengelernt“, sagte LG Staufen-Athletin Lisa Maihöfer, die U18-WM-Vierte im Siebenkampf in diesem Jahr.
DLV-Projektleiter David Deister und der stellvertretende DLV-Jugendwart Dominic Ullrich zogen die Anwesenden am Nachmittag in ihren Bann. Und weil es wichtig ist, als Trainer selbst zu erfahren, was man mit den Kindern machen kann, durften die Erwachsenen zum Abschluss selbst ausprobieren, wie toll es sich anfühlt, mit voller Wucht in fiktive Pfützen zu springen. Dabei wurde das rhythmische Laufen über Matten, kleine Hindernisse und Hürden zu einer Technikschulung. Nach wenigen Trainingsschritten mehr wurde fast unmerklich ein professionelles Staffeltraining absolviert, um so ein wichtiges Element der Team-Leichtathletik zu erfahren.
Gelungene Weiterbildung
„Das gefällt mir gerade an diesem Lehrgang in Schwäbisch Gmünd, dass er sehr praxisbezogen ist und ich für meine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sehr viel mitnehmen kann“, sagte Anja Foller, die schon viele Jahre von Faurndau nach Schwäbisch Gmünd kommt. „Wie viele Möglichkeiten es gibt, den Spaßfaktor bei Kindern auf einfache Weise zu erhöhen, das hat auch mich sehr begeistert“, fügte Jessica Glaser von der TSG Schwäbisch Hall hinzu.
„Wir wollen eine vielseitige, pädagogisch orientierte Leichtathletik, als Basis für Kinder und Jugendliche vermitteln“, so Fred Eberle, was den Lehrkräften und dem Lehrteam mit Jutta Bryxi, Lena Bryxi, Anne Grimm, Eric Schmid und Thomas Weinöhrl mehr als gelungen ist. Dies wurde auch bei der Zusammenfassung des Tages nachhaltig als sehr gewinnbringende Weiterbildung für viele Leichtathletiktrainer, Lehrer und Betreuer, aber auch für die Kinder und jungen Athleten selbst ausgedrückt.