Am 1. Juli 2012 war Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt) überraschend EM-Sechste über 1.500 Meter geworden. Am 25. Februar 2016 ist die 25-Jährige plötzlich Medaillengewinnerin. Durch die Dopingsperre - die dritte des EM-Finals - von Anna Mishchenko rückt Diana Sujew auf den Bronzeplatz nach vorn. Die Neuvergabe der Medaillen muss allerdings noch offiziell bestätigt werden.
Die gute Nachricht erreichte Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt) mitten im Vormittagstraining: Durch die am Donnerstag von der IAAF veröffentlichte Dopingsperre der Ukrainerin Anna Mishchenko rückt die 25-Jährige im 1.500-Meter-Finale der EM 2012 in Helsinki (Finnland) von Platz vier auf drei nach vorn. Die Ukrainerin wurde aufgrund von Unregelmäßigkeiten im Biologischen Pass vom 18. August 2015 bis zum 17. August 2017 gesperrt. Außerdem wurden der 32-Jährigen alle Ergebnisse seit dem auffälligen Test am 28. Juni 2012 aberkannt. Das EM-Finale in Helsinki über 1.500 Meter wurde drei Tage später ausgetragen.
„Ich hatte Freudentränen in den Augen, als ich es über Twitter erfahren habe“, sagt Diana Sujew. Im EM-Finale vor dreieinhalb Jahren war die Frankfurterin ursprünglich mit 4:09,28 Minuten auf Platz sechs gelaufen. „Für mich war das schon so etwas wie das Rennen meines Lebens“, erinnert sich die 25-Jährige an ihren starken Auftritt im Olympiastadion von 1952. Doch wie sich jetzt herausstellt, wurde Diana Sujew im Finale von drei Betrügerinnen geschlagen.
Auch Corinna Harrer rückt vor
Denn neben der ursprünglich drittplatzierten Anna Mishchenko (4:07,74 min) waren schon zuvor die Europameisterin und spätere Olympiasiegerin Asli Cakir Alptekin (Türkei; 4:05,31 min) sowie die viertplatzierte Russin Yekaterina Ishova (4:08,63 min) wegen Dopingverstößen disqualifiziert worden. Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), die zweite Deutsche im EM-Finale von Helsinki, rückt nach dieser Entscheidung von Platz sieben auf sechs nach vorn. Mit 4:10,38 Minuten war sie ursprünglich auf Platz neun ins Ziel gelaufen.
„Es ist gut, wenn die Betrüger aus dem Verkehr gezogen werden“, sagt Diana Sujew über die erneute Korrektur der Ergebnislisten. „Außerdem gibt das weitere Motivation für den Sommer“, blickt die EM-Dritte auf die Olympiasaison. Bei der Hallen-DM in Leipzig wird sie an diesem Wochenende hingegen nicht starten. „Aufgrund einer leichten Fußverletzung soll ich keine engen Kurven laufen“, sagt Diana Sujew.
Sujews Wunsch: Medaille vor Publikum
Trotz der Freude über die verspätete EM-Medaille ist der Frankfurterin bewusst, dass sie vermutlich um einen der emotionalsten Momente ihrer Karriere gebracht worden ist: die Siegerehrung bei einer internationalen Meisterschaft. „Wenn es so weit ist, wäre es schön, die Medaille vor Publikum überreicht zu bekommen. Beispielsweise bei Deutschen Meisterschaften wie 2015 bei Markus Esser“, sagt die Mittelstrecklerin. Der Leverkusener Hammerwerfer hatte vergangenes Jahr in Nürnberg nachtäglich EM-Bronze für 2006 erhalten. Die Siegerehrung war einer der emotionalsten Momente der Meisterschaften. Rund 20.000 Zuschauer hatten Markus Esser mit Standing Ovatios gefeiert.
Mit „verspäteten“ Medaillen kennt sich auch eine andere 1.500-Meter-Läuferin aus: Denise Krebs. Der Wattenscheiderin war vergangenen Sommer nachträglich Universiade-Silber von 2011 zugesprochen worden. In Shenzhen (China) war Denise Krebs beim Sieg von Asli Cakir Alptekin Fünfte geworden. Mittlerweile wurden neben der Türkin auch die russischen Mittelstrecklerinnen Yekaterina Ishova und Yelena Arzhakova disqualifiziert. In den Ergebnislisten steht lediglich noch eine Läuferin vor der 28 Jahre alten Wattenscheiderin: ausgerechnet Anna Mishchenko. Die rückwirkende Disqualifikation schließt die Universiade 2011 allerdings nicht mit ein.