Seit mehr als einem Jahrzehnt steht der Marathon-Weltrekord von Paula Radcliffe unangetastet in den Statistiken. 2:15:25 Stunden war die Britin 2003 in London gelaufen. Mittlerweile ist es nach vielen Verletzungen ruhig geworden um die 40-Jährige. Im Interview spricht Radcliffe darüber, wer ihren Rekord brechen könnte und welche Ziele sie selbst noch hat.
Paula Radcliffe, Ihr letzter Wettkampf liegt zwei Jahre zurück. Seitdem hatten Sie immer wieder Fußprobleme. Wie geht es Ihrem Fuß?
Paula Radcliffe:
Er ist okay. Er ist auf jeden Fall viel, viel besser als noch vor einem Jahr. Es wird auch immer besser. Immerhin kann ich schon wieder zweimal am Tag laufen gehen, und das jeden Tag. Ich bin wirklich glücklich darüber und kann jetzt auch an der Verbesserung des Tempos arbeiten.
Und wann sehen wir Sie wieder in einem Marathon?
Paula Radcliffe:
Das weiß ich noch nicht. Ich mache bei ein paar Veranstaltungen wie dem Frauenlauf „We Own The Night“ im Mai oder auch anderen 10-Kilometer-Rennen mit. Ich will mich langsam an das Niveau herantasten, mit dem ich wieder konkurrenzfähig für einen Marathon bin. Aber ich würde auf jeden Fall gern noch einmal in London laufen.
Im nächsten Jahr vielleicht?
Paula Radcliffe:
Ja, möglicherweise. Aber ich muss abwarten, ob mein Fuß mitspielt, wenn ich wieder schneller laufe. Im Moment bin ich sehr optimistisch. Aber ich muss wirklich abwarten, ob ich wieder so schnell laufen kann, wie ich es gern würde.
Sie haben ja gute Erinnerungen an London. Ihre Weltrekorde von 2:15:25 für ein gemischtes Rennen und 2:17:42 Stunden für ein reines Frauenrennen sind Sie 2003 und 2005 dort gelaufen. Während Ihre Bestzeiten immer noch aktuell sind, wurde der Männerrekord seit 2003 fünfmal gebrochen. Wieso beißen sich die Frauen an Ihrer Bestmarke die Zähne aus?
Paula Radcliffe:
Nun ja, ich glaube Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden, also wird das auch mit meinem passieren. Das macht mich schon nervös, und ich schaue mir die aktuellen Rennen an. Natürlich möchte ich meine Rekorde so lange wie möglich behalten. Als ich sie damals gelaufen bin, habe ich wirklich alles gegeben, um so schnell wie möglich zu laufen, damit die Rekorde möglichst lange bestehen bleiben.
Sehen Sie im Moment Läuferinnen, denen Sie zutrauen, Ihre Rekorde zu brechen?
Paula Radcliffe:
Ja natürlich gibt es Läuferinnen, die das Zeug dazu haben, schneller als ich zu laufen und das schon mit guten Halbmarathons gezeigt haben. Tirunesh Dibaba zum Beispiel oder auch Priscah Jeptoo, die letztes Jahr beim Great North-Halbmarathon 65:45 Minuten gelaufen ist.
Glauben Sie, Sie haben gegen diese aufstrebenden Läuferinnen eine Chance, wenn Sie zum Marathon zurückkehren?
Paula Radcliffe:
Ich glaube eher nicht. Ich bin jetzt 40 Jahre alt, und wenn ich zurückkomme und noch einmal im Bereich von 2:25 Stunden laufen kann, wäre ich sehr glücklich. Aber ich glaube kaum, dass ich noch einmal 2:15 Stunden laufen kann.
Aber Sie denken noch nicht an ein Karriereende, oder?
Paula Radcliffe:
Nein, dafür liebe ich das Laufen viel zu sehr.
Könnten Sie heute noch genauso trainieren wie damals, als Sie dafür trainiert haben, den Weltrekord zu brechen?
Paula Radcliffe:
Nein, definitiv nicht. Ich muss heute viel mehr auf meinen Körper hören. Mein Körper erholt sich heute nicht mehr so schnell, wie er es noch vor zehn oder elf Jahren getan hat. Wenn ich mal eine harte Einheit mache, dann kann die richtig gut sein. Aber statt einem Tag Erholung wie früher, brauche ich heute zwei oder drei bevor ich wieder richtig trainieren kann. Aber mein Engagement, wie ich bei der Sache bin, das ist nach wie vor das gleiche.
Neben Ihrer Lauf-Karriere arbeiten Sie sehr viel für das BBC-Fernsehen. Ist das etwas, was Sie sich als Karriere nach der Karriere vorstellen können?
Paula Radcliffe:
Ich plane sehr viele Dinge für die Zeit nach dem Laufen. Ich liebe die Arbeit für die BBC, wo ich viel mit Steve Cram zusammenarbeite, der sehr geduldig ist und mir viel beibringt. Ich denke, wenn man selbst nicht aktiv bei Wettkämpfen mitlaufen kann, ist es das nächstbeste, auf diese Weise dabei zu sein. So kann ich ganz nah an dem Sport sein, den ich so liebe, und gleichzeitig neues lernen. Ich liebe es aber auch, mit Kindern zu arbeiten und sie ans Laufen heranzuführen.
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