| Road to Rio

Sechs DLV-Läufer für den Olympia-Marathon

Deutschland wird mit großer Sicherheit zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung mit drei Männern im olympischen Marathonrennen an den Start gehen. Das steht kurz vor Ende des Qualifikationszeitraumes und nach Ende der großen Frühjahrs-Marathons fest. Auch der Olympia-Marathon der Frauen wird in Rio (Brasilien) mit drei deutschen Frauen besetzt sein.
Jörg Wenig / sim

Für den deutschen Laufsport sind sechs Marathon-Starter in Rio ein enormer Erfolg, an den vor zwei Jahren noch nicht zu denken war. Möglich wurde dies, nachdem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Abstimmung mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) – auch nach dem entsprechenden Einsatz der großen deutschen Marathon-Veranstalter für die Athleten – die Normen im Januar abgeschwächt hatte. Statt 2:12:15 Stunden reichten bei den Männern dann 2:14:00 Stunden, bei den Frauen wurde die Norm von 2:28:30 auf 2:30:30 Stunden herabgesetzt.

Klar sind die Verhältnisse bei den Männern: Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) war nach seinem deutschen Rekordlauf von 2:08:33 Stunden in Frankfurt als Deutscher Meister gesetzt. Er erbrachte beim Berliner Halbmarathon Anfang April mit einer Zeit von 62:45 Minuten den geforderten Leistungsnachweis. Dass er am vergangenen Sonntag beim London-Marathon ausstieg, spielt keine Rolle mehr – zufällig hatte er dabei die Halbmarathonmarke kurz vor der Aufgabe nach 66:30 Minuten erreicht, also genau in der Zeit, die als Leistungsnachweis gefordert wurde.

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) ist die Nummer zwei im deutschen Marathon-Team. Er lief im vergangenen Jahr in Berlin 2:12:50 Stunden und erbrachte beim Berliner Halbmarathon den Leistungsnachweis mit einem Resultat von 64:58 Minuten. Dieser Nachweis gelang auch Julian Flügel (Asics Team Memmert), der in Berlin 65:29 Minuten erreichte, nachdem er im vergangenen Herbst beim Berlin-Marathon 2:13:57 Stunden gelaufen war. Gehandikapt durch eine Muskelverletzung, konnte sich Julian Flügel dann beim Hamburg-Marathon im April nicht mehr steigern (2:17:10 h). Mit einem famosen Debüt entriss ihm eine Woche später Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) noch das Rio-Ticket. Er lief in Düsseldorf 2:13:11 Stunden und ist damit zurzeit der schnellste Deutsche im Olympiajahr.

Julian Flügel als Ersatzmann

Sollte einer der drei verletzungsbedingt ausfallen, könnte Julian Flügel doch noch in Rio starten. Denn die Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig erklärte dazu: „Ich will Julian als Ersatzläufer vorschlagen - auch wenn die Erfahrung nicht dafür spricht, dass er zum Einsatz kommen wird.“

Man muss weit zurückblättern in den Ergebnislisten des olympischen Männer-Marathons, um ein Rennen mit drei deutschen Startern zu finden: Als 1980 bei den Spielen in Moskau (Russland) Waldemar Cierpinski seinen Olympiasieg wiederholte, waren noch zwei weitere Läufer im DDR-Trikot dabei – Hans-Joachim Truppel lief auf Platz elf, Jürgen Eberding belegte Rang 21.

Anja Scherl steigert sich um achteinhalb Minuten

Für die große Überraschung bei den Frauen sorgte im Marathon-Frühjahr Anja Scherl. Die Läuferin der LG Telis Finanz Regensburg steigerte sich um mehr als achteinhalb Minuten und wurde in Hamburg mit 2:27:50 Stunden zur schnellsten deutschen Frau im Olympia-Qualifikationszeitraum.

Anja Scherl ist ebenso für Rio gesetzt wie Lisa Hahner (run2sky.com), die als Deutsche Meisterin in Frankfurt im vergangenen Oktober 2:28:37 Stunden lief. Ihr schwächeres Rennen in Hannover im April, wo sie nicht über 2:34:56 Stunden hinauskam, hat keinen Einfluss auf die Nominierung. Den Halbmarathon-Leistungsnachweis hatte Lisa Hahner zuvor mit 1:14:28 Stunden beim Bienwald-Halbmarathon erbracht.

DOSB nominiert am 31. Mai

Anna Hahner zählte neben ihrer Zwillingsschwester Lisa vor wenigen Tagen zu jenen Athleten, die in Düsseldorf die deutsche Olympia-Kleidung präsentierten. Mit 2:30:19 Stunden war sie im vergangenen Herbst in Berlin knapp unter der später angepassten Norm gelaufen. In Hannover konnte sich die 26-Jährige im April nicht verbessern und lief 2:30:35 Stunden. Immerhin erbrachte sie aber dabei den Halbmarathon-Leistungsnachweis mit einer Zwischenzeit von 1:13:48 Stunden.

Ein Fragezeichen steht hinter der gebürtigen Äthiopierin Fate Tola (LG Braunschweig), deren deutsches Einbürgerungsverfahren läuft. Sie war im September 2015 beim Berlin-Marathon 2:28:24 Stunden gelaufen und hatte im April beim Paderborner Osterlauf als Leistungsnachweis den Halbmarathon in 69:51 Minuten gewonnen. Am vergangenen Samstag musste die Läuferin einen finalen Einbürgerungstest absolvieren, bei dem es um politische und soziale Fragen ging. Der Zeitpunkt des Abschlusses des Verfahrens ist offen.

Die definitive Nominierung des DOSB im Bereich Marathon erfolgt nach einem Vorschlag des DLV am 31. Mai. Fest steht: Sechs Marathonläufer werden dann die ersten deutschen Leichtathleten sein, die sicher mit ihrem Start in Rio planen können.

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