| Beschluss

Suspendierung aufgehoben: WADA nimmt RUSADA wieder auf

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA wie erwartet wieder aufgenommen. Den entsprechenden und weltweit kritisierten Beschluss der Exekutive gab die WADA am Donnerstag nach ihrer Sitzung auf den Seychellen bekannt.
SID / pam

"Heute hat das Exekutivkomitee der WADA mit großer Mehrheit entschieden, die RUSADA unter strikten Voraussetzungen wieder aufzunehmen", teilte WADA-Chef Craig Reedie nach der Sitzung mit. Die Exekutive soll mit 9:2 Stimmen für eine Wiederaufnahme gestimmt haben.

"Die Entscheidung ist verbunden mit einem klaren Zeitplan, nach dem der WADA Zugang zum Moskauer Anti-Doping-Labor und den darin vorhandenen Proben gewährt werden muss", führte Reedie aus. Sollte dieser Zeitplan nicht eingehalten werden, würde es die Exekutive unterstützen, die RUSADA wieder zu suspendieren.

Krasses Unverständnis für Entscheidung

Auf krasses Unverständnis stieß die Entscheidung bei der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA). Deren Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann erklärte: "Die Entscheidung der WADA, die RUSADA zum jetzigen Zeitpunkt als compliant, also regelkonform arbeitend, einzustufen, ist ein herber Rückschlag für uns. Die Entscheidung setzt ein falsches Signal. Weiter sagte Gotzmann: "Das Vertrauen in die WADA ist massiv erschüttert. Die Vision von einem unabhängigen Regelungsgeber ist mit der heutigen Entscheidung des WADA-Exekutiv-Komitees zerstört worden."

Vorausgegangen war der WADA-Entscheidung ein Vorschlag des unabhängigen Compliance-Prüfungskomitees CRC, das für die Aufhebung der seit November 2015 geltenden Sanktionen plädiert hatte. Wegen der Suspendierung waren russische Leichtathleten und Behindertensportler aus ihren Weltverbänden IAAF beziehungsweise IPC ausgeschlossen. Sie durften 2016 nicht an den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) teilnehmen.

Jürgen Kessing: „Schlag ins Gesicht für Athleten, die für einen sauberen Sport kämpfen“

„Als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission im DLV kann ich in keinster Weise nachvollziehen, dass die Welt Anti-Doping-Agentur, WADA, heute die Suspendierung der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, nach drei Jahren aufgehoben hat", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Klare Vorgaben seien von der russischen Seite nicht eingehalten worden, "denn es gibt bis heute weder einen Zugang für die WADA zu den russischen Laboren, noch wurde der McLaren-Report, der systematisches Doping nachgewiesen hat, von Russland bisher anerkannt". Dies sei Voraussetzung für eine mögliche Rückkehr von Russland auf die Weltbühne des Sports gewesen.

"Die WADA hat nicht nur ein immenses Glaubwürdigkeitsproblem, sondern sie hat mit ihrem Beschluss dem Anti-Doping-Kampf weltweit einen schweren Schaden zugefügt. Nicht zuletzt für die Athleten/innen, die für einen sauberen Sport kämpfen, ist diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht. Daran ändern auch die neuen Auflagen, die mit der Begnadigung verbunden sind, nichts“, kommentierte Jürgen Kessing die Entscheidung weiter.

Kriterien zur Wiederaufnahme aufgeweicht

Die WADA hatte zuvor entscheidende Forderungen für die Wiederaufnahme der RUSADA urplötzlich per Handstreich aufgeweicht. Das geht aus mehreren Schreiben zwischen Reedie, WADA-Generaldirektor Olivier Niggli und dem russischen Sportminister Pawel Kolobkow hervor, der 2016 Strippenzieher Witali Mutko abgelöst hatte.

So müssen die Russen offenbar nicht mehr den McLaren-Report, sondern nur noch den weniger strikt formulierten IOC-Report des Schweizers Samuel Schmid anerkennen, der unter anderem die direkte Beteiligung der Regierung und des Geheimdienstes FSB ausklammert. Davon war in der Mitteilung am Donnerstag nicht die Rede.

In Moskau wurde das Ergebnis der Abstimmung naturgemäß mit Freude vernommen. "Wir begrüßen die Entscheidung der WADA", teilte die stellvertretende Premierministerin Olga Golodez mit und bescheinigte ihrem Land "harte Arbeit": "In den vergangenen Jahren hat Russland enorm dafür gearbeitet, transparente und nachvollziehbare Maßnahmen zu ergreifen, um Doping zu verhindern."

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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