| Nikolaus-Lehrgang

Top-Kugelstoßer leben Inklusion auf hohem Niveau

Zum 44. Mal hat Fred Eberle als Lehrwart des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV) und Vizepräsident für Bildung und Wissenschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) am Samstag den Nikolaus-Lehrgang veranstaltet. Das hochkarätige Fortbildungsseminar für Leichtathletik-Trainer, Lehrer und Übungsleiter befasste sich in der Römersporthalle in Straßdorf mit dem Thema Inklusion. Das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderung lebt vorbildlich die Kugelstoß-Trainingsgruppe von Peter Salzer mit Tobias Dahm, Lena Urbaniak, Alina Kenzel und Niko Kappel.
wh/pr

In seinem Eingangsreferat beleuchtete Fred Eberle in der Römersporthalle in Straßdorf die pädagogischen Konzepte zum Werfen im Spiegel der Inklusion. Die Faktoren der Leistungsentwicklung, dargestellt in einem Regelkreis, wurden sehr anschaulich. Kompetent vermittelten anschließend die Referenten die verschiedenen inhaltlichen Aspekte. Theorie und Praxis wurde den über 150 Teilnehmern erfrischend kurzweilig geboten. Dazu zeigten Spitzensportler wie Paralympics-Sieger Niko Kappel und Kugelstoßer Tobias Dahm, dass sie Inklusion längst in ihrem Trainings- und Wettkampf-Alltag leben.

Höhepunkt des Lehrgangs war das von Ewald Walker moderierte Gespräch mit der Kugelstoß-Trainingsgruppe von Peter Salzer, zu der die Olympia-Teilnehmer Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) und Lena Urbaniak (LG Filstal) sowie die U20-Weltmeisterin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) gehören, und in welcher der 1,40 Meter kleine Niko Kappel spätestens seit seinem Sieg bei den Paralympics am 8. September 2016 ein ganz Großer ist. Der Welzheimer hat bei allen Erfolgen seine Bodenhaftung nicht verloren und versprüht immer gute Laune – und hält mit seiner klaren Meinung zu gesellschaftlichen und sportpolitischen Themen nicht hinterm Berg.

Niko Kappel nimmt Weltrekord seiner Klasse ins Visier

Niko Kappel hat große sportliche Ziele: Bei den World ParaAthletics Championships im Juli 2017 in London will er den Weltrekord von 13,64 Metern knacken – seine persönliche Bestleistung liegt bei 13,57 Metern. In die Salzer-Trainingsgruppe ist er als vollwertiges Mitglied integriert. „Ich bin wie ich bin", sagte der Spaßvogel über sich. Sein Vorbild Tobias Dahm muss ihn zwar bisweilen bremsen, „aber was Wettkampf-Einstellung und Ehrgeiz anbetrifft, können wir uns von ihm einiges abschauen", erzählte der Deutsche Vizemeister und Hallen-WM-Achte.

Natürlich könne Niko Kappel nicht alle Übungseinheiten wie seine Schützlinge ohne Behinderung absolvieren, erklärte Peter Salzer. „Wir müssen schon auf die körperlichen Voraussetzungen schauen." Hervorzuheben sei bei Kappel im Gegensatz zu anderen Kleinwüchsigen seine gerade Struktur der Wirbelsäule: „Das ist auf den guten Trainingszustand zurückzuführen." Deshalb beherrsche Kappel beim Kugelstoßen auch die schwierige Drehtechnik.

Wertvolle Tipps für Trainingsprogramme

Wertvolle Tipps für Trainingsprogramme mit Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen gab Thomas Strohm, der Landestrainer des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes: „Trainer müssen auf wesentliche Unterschiede in der verbalen Kommunikation, im Bewegungsverhalten, in der Konzentration und in der Motivation achten." Ein gemeinsames Training mit Nichtbehinderten sei stets möglich. Strohm hat dazu ein Wettkampf-Punktesystem ausgearbeitet, das am 13. März bei den Württembergischen Hallenmeisterschaften 2017 in Schwäbisch Gmünd getestet werden soll.

"Mit dem Gesamtgefüge des Fortbildungsseminars bin ich sehr zufrieden", bilanzierte Fred Eberle am Ende der Veranstaltung. "Viele Aspekte der Inklusion wurden angesprochen und haben erfolgreich ineinander gegriffen. Besonders die inhaltliche Vielfalt, von der Kinderleichtathletik zum Leistungssport, und die methodischen Vermittlungsaspekte in Theorie und Praxis fand ich sehr gelungen."

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