Der Weltverband IAAF erläutert in seiner Regel 141, die vom Internationalen Sportgerichtshof als rechtmäßig anerkannt worden ist und ab dem 8. Mai gelten soll, die Startrechtbestimmungen für "Athleten mit unterschiedlicher Sexualentwicklung". Vor Inkrafttreten der Regel startet die betroffene Südafrikanerin Caster Semenya am Freitag kurzfristig beim Diamond League-Meeting in Doha.
Die Regel 141 des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF mit den Startrechtbestimmungen für "Athleten mit unterschiedlicher Sexualentwicklung" ist vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) als rechtmäßig anerkannt worden. Sie wird am 8. Mai in Kraft treten. Danach dürfen bei internationalen Läufen von 400 Meter bis zu einer Meile (1.609 m) nur Frauen an den Start gehen, die einen Grenzwert von 5 Nanomol körpereigenes Testosteron pro Liter Blut nicht überschreiten.
Was diese "Relevant Athletes", wie sie in der Regel genannt sind, machen müssen, um in den ausgewählten Lauf-Disziplinen antreten zu dürfen, ist in den Bestimmungen festgeschrieben. "Ein Athlet, der glaubt oder vermutet, dass er ein relevanter Athlet ist, muss den Medizin-Manager der IAAF benachrichtigen, damit sein Fall beurteilt werden kann", heißt es in Regel 141. Zudem habe der entsprechende nationale Verband "die gleiche Verpflichtung". Ebenso kann der medizinische Manager selbst "jederzeit Nachforschungen anstellen" und dabei Blut- und Urinproben von Athleten analysieren lassen.
"Würde jedes Einzelnen muss respektiert werden"
"Die Würde und die Privatsphäre jedes Einzelnen muss zu jeder Zeit respektiert werden", heißt es in der Regel. "Jegliche Verletzung der Vertraulichkeit sowie jegliche Form von Missbrauch oder Belästigung sind verboten." Es dürfe "keine Stigmatisierung oder unangemessene Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der geschlechtsspezifischen Identität" geben.
Die IAAF trägt laut Regel die Kosten für die Beurteilung und Diagnose des Athleten gemäß diesen Bestimmungen. Die Sportlerin müsse die Kosten ihres Arztes und für ihre Behandlung zahlen. Um bei höheren Werten eine Angleichung an das Testosteron-Limit von 5 Nanomol pro Liter Blut zu erreichen ist die Einnahme von Hormonpräparaten notwendig.
Überraschung: Semenya startet zum Diamond-League-Auftakt in Doha
Noch vor Inkrafttreten der neuen Regel wird 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya zwei Tage nach dem CAS-Urteil überraschend zum Auftakt der Diamond-League-Serie in Katars Hauptstadt Doha starten. Die 28-jährige Südafrikanerin steht erst seit Donnerstag auf der Startliste des hochkarätig besetzten Leichtathletik-Sportfestes. Der Start des 800-Meter-Rennens am Freitagabend ist für 20:07 Uhr MEZ angesetzt.
In Top-Form hat Semenya im vorigen Jahr sogar den Uralt-Weltrekord der Tschechin Jarmila Kratochvilova (1:53,28 min) aus dem Jahr 1983 angegriffen. In Paris (Frankreich) kam sie der Bestmarke am 30. Juni 2018 mit persönlicher Bestzeit von 1:54,25 Minuten am nächsten.
Südafrikas Verband erwägt Einspruch gegen CAS-Urteil
Über die zwei Stadionrunden hat Semenya seit 2009 ihre größten Erfolge erzielt. In Doha wird sie ihr vorerst letztes Rennen bestreiten, bevor am 8. Mai die neue IAAF-Regel in Kraft tritt. Die Mittelstreckenläuferin muss dann ihren natürlichen Testosteron-Wert durch Medikamente senken, damit sie an der WM in Doha (27. September bis 6. Oktober) teilnehmen kann.
Der Südafrikanische Leichtathletik-Verband (ASA) prüft einen Einspruch gegen das CAS-Urteil. Man sei "völlig geschockt darüber, wie eine Institution mit so hohem Ansehen wie der CAS eine Diskriminierung gutheißen kann, ohne mit der Wimper zu zucken", teilte die ASA zur Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs in Lausanne im Streit um Testosteron-Grenzwerte für Frauen mit. Man werde "in Kürze" entscheiden, ob das Urteil angefochten wird oder nicht. Ein Einspruch gegen CAS-Urteile ist innerhalb von 30 Tagen vor dem Schweizer Bundesgericht möglich.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)