| ARD Forum Sport

Starke Athleten-Vertretung im Spitzensport notwendig

„Der Sportverband – Zukunftsfähige Organisation oder Auslaufmodell?“ lautete das Motto beim ARD Forum Sport in Berlin. Die ARD-Programmredaktion und die Universität Tübingen hatten zahlreiche Protagonisten geladen, unter anderem aus der Leichtathletik DLV-Präsident Jürgen Kessing und Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler.
Peter Schmitt

Silke Kassner sowie Johannes Herber – beide vom Verein „Athleten Deutschland“ –  diskutierten das Verhältnis zu den Verbänden aus Athleten-Sicht mit der DOSB-Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker und dem Präsidenten des Deutschen Basketball-Bundes, Ingo Weiss. „Mit Athleten Deutschland und unserem Geschäftsführer Johannes Herber haben wir ein unabhängiges hauptamtliches Gremium geschaffen, das die Interessen der Athleten gegenüber dem DOSB vertritt. Das kann eine ehrenamtliche DOSB-Athletenkommission einfach nicht leisten“, sagte die frühere Wildwasserkanutin Silke Kassner.  

Veronika Rücker sieht vor allem ein Defizit in der Information und Kommunikation zu den Sportlern. „Uns ist es bisher nicht ausreichend gelungen, darzustellen, was wir alles für die Athleten leisten. Gleichzeitig werden auch nicht alle Beteiligungsmöglichkeiten, die von uns angeboten werden, wahrgenommen. Niemand im DOSB hinterfragt eine starke Athletenvertretung, die notwendig ist.“  Für Ingo Weiss ist es wichtig, den Dialog mit den Athleten weiter zu verbessern und die Transparenz zu steigern. „Die richtige Kommunikation ist am wichtigsten. Dazu hätte es aber keines eigenen Vereins 'Athleten Deutschland' gebraucht, denn das wäre auch im DOSB möglich gewesen.“

Sportler brauchen finanzielle Sicherheit

Für den früheren Basketballprofi Herber muss künftig vor allem die finanzielle Situation der Spitzensportler verbessert werden. „Beim IOC gibt es Gelder, die aus unserer Sicht anders verteilt werden müssten. So werden zig Millionen für einen Olympic Channel investiert, aber bei den Athleten kommt nichts an.“ Dabei gehe es laut Kassner nicht darum, dass der Athlet reich werden möchte, sondern um die Versorgung und das Ausüben des Leistungssports ohne Sorgen. “Wir benötigen ein Konzept für die Zukunft, das diese Punkte berücksichtigt.“

Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) als Vertreter der World Athletics Athletenkommission, sieht „die Lockerung der IOC-Werberichtlinien als Schritt in die richtige Richtung, denn der Sportler braucht Sponsoren für seine finanzielle Sicherheit und eine transparente Struktur".

Begeisterung von allen für das TV-Format „Die Finals“

Nach der Sicht aus Athletenperspektive war die Sicht von Verbänden gefragt. Dabei waren Vertreter vom Handball, Basketball, der Schützen und der Leichtathletik vor Ort, die zusammen mit Athleten die aktuelle Situation erörterten. Ein Schwerpunkt war dabei das neue TV-Format "Die Finals", das im Sommer erfolgreich mit Millionen-TV-Quote in Berlin stattgefunden hat.

Thomas Röhler outete sich als Fan der Finals. „Ich war bereits bei den European Championships 2018 begeistert und die Finals in Berlin haben bewiesen, dass es auch auf nationaler Ebene funktioniert. Vor allem der Kontakt zu den Fans hat mir gefallen.“ Auch im kommenden Jahr werden die Finals wieder stattfinden. Diesmal in Rhein-Ruhr mit den Städten Düsseldorf, Aachen, Duisburg und Oberhausen sowie Braunschweig, wo am 6./7. Juni die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften stattfinden.

Vorhandene Leichtathletik-Stadien erhalten

„Berlin hat gezeigt, dass unsere anfänglichen Bedenken unbegründet waren, denn wir hatten an zwei Tagen im Berliner Olympiastadion 60.500 Zuschauer, was Rekord bedeutete“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. „Die Finals sind ein tolles TV-Format für die Sommersportarten. Da spielt es nicht die entscheidende Rolle, ob alles an einem Ort stattfindet. Auch in Rhein-Ruhr haben wir ja im kommenden Jahr kein One-City Konzept. Für unsere Landesverbände ist es wichtig, dass die vorhandenen Stadien genutzt und erhalten werden. Denn wenn es dort keine DM mehr gibt, ist die Gefahr groß, dass weitere Leichtathletik-Stadien verloren gehen.“

Das ARD Forum Sport war auch bei seiner siebten Auflage ein wertvoller Gedanken-Austausch zwischen Funktionären und Athleten aus verschiedenen Sportarten und wurde von Jessy Wellmer und Alexander Bommes souverän moderiert.

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