| ISTAF Indoor 2020

7,07 Meter! Malaika Mihambo kommt auch in der Halle ins Fliegen

Im vergangenen Winter fehlte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) in der Halle nur ein Zentimeter zur Sieben-Meter-Marke. Die knackte die Weltmeisterin am Freitag beim ISTAF Indoor. Mit ihrem Satz auf 7,07 Meter sorgte sie für den Höhepunkt beim weltgrößten Indoor-Meeting, bei dem am Ende Shanice Craft mit 64,03 Metern auch noch eine Weltbestleistung im Hallen-Diskuswurf der Frauen aufstellte.
Philip Häfner

Video-Clips vom ISTAF Indoor

Malaika Mihambo tanzte ausgelassen am Rand der Sandgrube, während hinter ihr die Feuerwerks-Fontänen flackerten. Irgendwer reichte ihr einen Blumenstrauß, den die Weitspringerin der LG Kurpfalz aber schnell wieder ins Publikum warf. Sie wollte die Hände frei haben, um ihren Trainer Ralf Weber in den Arm zu nehmen, der zusammen mit den 12.500 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena in Berlin soeben Zeuge eines weiteren Meisterstücks seines Schützlings geworden war.

Die Weltmeisterin siegte am Freitagabend beim ISTAF Indoor mit neuem Meetingrekord von 7,07 Meter (der Sprung im Video). Damit hat Mihambo nun auch in der Halle die magische Sieben-Meter-Marke übertroffen, nachdem sie im Vorjahr an gleicher Stätte mit 6,99 Metern noch einen Zentimeter darunter geblieben war.

Drittweitester Sprung in diesem Jahrtausend

Es war die herausragende Leistung beim zuschauerträchtigsten Hallenmeeting der Welt, das auch bei seiner siebten Auflage erneut ausverkauft war. Weltweit waren in der Halle erst neun Athletinnen noch weiter gesprungen, davon aber nur zwei in diesem Jahrtausend: Die Serbin Ivana Spanovic kam 2017 auf 7,24 Meter, Brittney Reese (USA) 2012 und 2016 auf 7,23 Meter beziehungsweise 7,22 Meter.

Es hatte allerdings eine Weile gedauert, bis Malaika Mihambo so richtig ins Fliegen kam. Nach dem Vorkampf standen für sie lediglich 6,68 Meter zu Buche, mit denen sie aber ebenfalls schon in Führung lag. Erst im vierten Versuch steigerte sie sich auf 6,84 Meter. „Der Wettkampf war nicht leicht für mich. Ich war oft viel zu weit weg vom Brett, musste lange Schritte machen und kam deshalb nicht richtig ins Steigen“, sagte sie.

Doch nach dem letzten Sprung war all das vergessen. „Letztes Jahr bin ich beim ISTAF Indoor 6,99 Meter gesprungen, draußen dann 7,30 Meter. Ich würde also sagen, die Tendenz geht immer noch steil bergauf“, so die strahlende Siegerin. Hinter ihr belegte die WM-Dritte Ese Brume (Nigeria) mit 6,79 Metern Platz zwei. Platz drei belegte knapp dahinter die Weißrussin Nastassia Mironchyk-Ivanova (6,75 m).

Heimsieg für Lokalmatadorin Lisa Marie Kwayie

Es blieb nicht der einzige deutsche Erfolg an diesem Abend. Über 60 Meter stürmte auch Lisa Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde) ganz nach vorn (das Finale im Video), sie wurde nach mäßigem Start immer schneller und schob sich auf den letzten Metern noch um eine Hundertstelsekunde an Klara Seidlova (Tschechische Republik; 7,26 sec) vorbei.

„Für mich als Berlinerin ist es natürlich immer wieder der Hammer, hier starten zu dürfen. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich“, jubelte sie. Das Rennen beim ISTAF Indoor war ihr erstes in diesem Winter und zugleich das letzte vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (22./23. Februar). Dort will Kwayie ihren Vorjahrestitel verteidigen. Die Chancen stehen gut, denn mit ihrer Siegerzeit von 7,25 Sekunden steht sie schon wieder an der Spitze der DLV-Jahresbestenliste.

Auch Yasmin Kwadwo kommt in Form, Lisa Mayer ratlos

Zweite in der DLV-Bestenliste 2020 ist nach ihrer Steigerung in Berlin auf 7,32 Sekunden nun Yasmin Kwadwo (LC Paderborn). Die bisherige Jahresbeste Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; SB: 7,33 sec) scheiterte dagegen im Vorlauf – 7,40 Sekunden waren nicht schnell genug für den Einzug ins Finale.

„Ich bin ratlos. Es hat sich viel besser angefühlt, als es die Zeit aussagt. Das ist eben die Rennerfahrung die ich wieder sammeln muss nach dieser langen Verletzungspause. Das ist ein Prozess, ich brauche offensichtlich noch Zeit“, sagte sie.

Schnellster Sprinter bei den Männern wurde der gebürtige Jamaikaner Emre Zafer Barnes (Türkei) in 6,60 Sekunden. Aleksandar Askovic (LG Augsburg) und Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) stürmten zeitgleich (6,68 sec) auf die Ränge zwei und drei.

Cindy Roleder verzichtet nach Vorlaufsieg auf das Finale

Über 60 Meter Hürden hatte sich auch Cindy Roleder (SV Halle) einiges ausgerechnet, die bereits drei Mal beim ISTAF Indoor gewonnen hatte und sich auch diesmal im Vorlauf mit 8,00 Sekunden in starker Form präsentierte. Zum Endlauf trat die Vize-Weltmeisterin von 2015 dann allerdings nicht mehr an.

Mit Tränen in den Augen erklärte sie: „Ich habe unterhalb des Pos Schmerzen und war vor dem geplanten Start beim Physiotherapeuten, der alles eingetaped hat. Ich wollte beim Aufwärmen über die erste Hürde gehen und hatte deutliche Schmerzen. Dass ich nicht gestartet bin, ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.“ Ob auch der Start bei der Hallen-DM in Leipzig am kommenden Wochenende gefährdet ist, konnte die 30-Jährige noch nicht sagen.

Pamela Dutkiewicz mit Steigerung, Gregor Traber genervt

Nach dem Verzicht von Cindy Roleder war der Weg frei für Tobi Amusan aus Nigeria: Die Zweite der Weltjahresbestenliste gewann mit 7,89 Sekunden. Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01), die ihre Saisonbestzeit im Vorlauf um eine Zehntel auf 8,04 Sekunden gedrückt hatte, wurde in 8,18 Sekunden Fünfte. Nach ihrer Muskelverletzung, wegen der sie im Vorjahr die Freiluftsaison vorzeitig abbrechen musste, braucht die WM-Dritte von 2017 noch einige Rennen, bis sie wieder ihre gewohnten Stärken ausspielen kann.

Bei den Männern konnte Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) aus einem guten Start im weiteren Rennverlauf nicht den gewünschten Profit ziehen. Der Deutsche Meister kam nach 7,72 Sekunden als Dritter ins Ziel, es siegte der Grieche Konstantinos Douvalidis (7,67 sec).

„Die 7,72 Sekunden sind gar nicht das, was ich mir erhoffte. Das nervt mich gewaltig. Meine Zubringerwerte sind so gut wie nie, lassen sogar Raum für eine Bestleistung. Genau deswegen bin ich so enttäuscht“, sagte Gregor Traber.

Salto Nullo des Olympiasiegers

Enttäuschend verlief auch der Auftritt von Thiago Braz da Silva im Stabhochsprung: Der Brasilianer, Olympiasieger von 2016, blieb bei seiner Einstiegshöhe von 5,51 Metern drei Mal ohne gültigen Versuch und musste seine Stäbe danach wieder zusammenpacken.

Den Sieg schnappten sich Rutger Koppelaar (Niederlande) und Valentin Lavillenie (Franzose) mit jeweils 5,61 Metern, die sich bis zu dieser Höhe keinen Fehlversuch leisteten. Die beiden deutschen Teilnehmer Torben Blech und Bo Kanda Lita Baehre (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) belegten mit der gleichen Höhe, aber mehr Fehlversuchen, die Plätze vier und sechs.

Hallenweltbestleistung für Shanice Craft

Das abschließende Diskusduell der Geschlechter entschieden in diesem Jahr die Männer für sich, die damit erfolgreich Revanche für 2019 nahmen, als die Frauen triumphierten. Jede Frau trat einmal gegen jeden Mann an, und dann wurden Punkte vergeben.

Für die stärkste Leistung sorgte trotzdem eine Frau. Shanice Craft (MTG Mannheim) ließ die Scheibe auf 64,03 Meter fliegen und verbesserte damit die inoffizielle Hallenweltbestleistung von Trainingskollegin Nadine Müller (SV Halle) aus dem Vorjahr um 14 Zentimeter (der Wurf im Video). „Natürlich war das hier ein Spaßwettkampf. Aber das Ergebnis zeigt mir, dass ich mit Blick auf Olympia auf einem guten Weg bin“, so Craft. Auch draußen hatte die 26-Jährige seit 2016 nicht mehr so weit geworfen.

Nadine Müller (SV Halle; 60,44 m), Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 60,29 m) und Kristin Pudenz (SC Potsdam; 58,98 m) lagen deutlich hinter der dreimaligen EM-Dritten. Bei den Männern erzielte der Gast aus Rumänien Alin Alexandru Firfirica (62,27 m) die größte Weite vor Martin Wierig (SC Magdeburg; 62,07 m), Christoph Harting (SCC Berlin; 61,28 m) und David Wrobel (SC Magdeburg; 60,94 m).

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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