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Caterina Granz: Im Training schon mittendrin in der Weltklasse

2019 war das bislang beste Jahr von Caterina Granz (LG Nord Berlin). Doch die 1.500-Meter-Läuferin ruht sich auf ihren Erfolgen nicht aus, sie will sich der Vier-Minuten-Marke weiter annähern. Dafür hat sie sich Unterstützung im Ausland geholt.
Philip Häfner

Neulich hat Caterina Granz auf Instagram ein Foto von sich gepostet. Oder besser gesagt: das Foto eines Fotos von sich. Die Berlinerin war gerade am Hackeschen Markt unterwegs, als sie im Schaufenster dortigen des Nike Stores auf einmal ein Bild von sich entdeckte. Am Rande der Weltmeisterschaften in Doha (Katar) hatte sie im vergangenen Jahr an einem Fotoshooting ihres Ausrüsters teilgenommen. Damals ahnte sie noch nicht, dass sie bald nicht nur in Berlin hängen würde, sondern auch in den Filialen in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) oder New York (USA).

„Das ist einfach krass, dass ich neben all den internationalen Stars dabei sein durfte. Das ist eine große Chance, um auch international bekannter zu werden“, sagt die Mittelstrecklerin. Sportlich mischt sie momentan im Weltvergleich zwar noch nicht ganz vorn mit. Doch auch auf der Bahn hat sich Caterina Granz dank der Erfolge im Vorjahr einen anderen Status erarbeitet.

Gold auf nationaler und internationaler Ebene

Das Jahr 2019 war das bislang beste in ihrer Karriere. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin holte Caterina Granz souverän die Goldmedaille und damit ihren ersten nationalen Bahntitel bei den Erwachsenen; bei der Team-EM in Bydgoszcz (Polen) belegte sie Rang zwei.

Mit dem Sieg bei der Universiade in Neapel (Italien) über 1.500 Meter feierte die Psychologie-Studentin zudem ihren zweiten internationalen Titel im Kreise der Studierenden nach dem Erfolg im Cross 2018. Am Ende der Saison wurde sie dafür sogar als Hochschulsportlerin des Jahres ausgezeichnet.

Die erstmalige WM-Teilnahme in Doha war die Krönung, auch wenn sie dort bereits im Vorlauf die Segel strich. Beim Meeting in Stettin (Polen) hatte Granz zuvor die geforderte Norm unterboten – mit 4:05,60 Minuten gelang der 25-Jährigen eine neue persönliche Bestzeit. Ihren alten Hausrekord unterbot sie dabei noch einmal um mehr als zwei Sekunden.

Neue Unterstützung und alte Wegbegleiter

All diese Erfolge haben neue Türen geöffnet. Im Herbst wurde Caterina Granz von Tomasz Lewandowski kontaktiert, Trainer und Bruder des WM-Dritten und früheren Europameisters Marcin Lewandowski sowie weiterer polnischer Weltklasse-Läufer. „Er hat starke Leute für seine Trainingsgruppe gesucht und mich angesprochen, weil er bei mir noch viel Potenzial sieht. Er hat das Gefühl, dass ich mein Leistungsvermögen noch längst nicht ausgereizt habe“, berichtet Granz.

Sie empfand die Anfrage als große Ehre und stimmte zu. Bereits im Winter war sie das erste Mal mit Lewandowskis internationaler Trainingsgruppe in Südafrika, weitere Trainingslager werden folgen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich eine Veränderung brauche“, meint die Athletin der LG Nord Berlin.

Sie hat deshalb die Umfänge erhöht und trainiert seitdem noch härter als bisher. Auch zwischen den Trainingslagern wird sie von Tomasz Lewandowski aus der Ferne betreut. Daneben arbeitet sie zu Hause in Berlin aber weiterhin auch mit ihrem bisherigen Coach Detlef Müller zusammen. Seit zwölf Jahren sind die beiden ein eingespieltes Team. „Es ist schön, jemanden an seiner Seite zu wissen, der einen so gut kennt“, sagt sie.

Top fünf bei der EM und unter 4:03 Minuten

Durch die Zusammenarbeit mit Lewandowki hat sich für Caterina Granz eine ganz neue Perspektive ergeben. „Der Vergleichspunkt ist auf einmal ein ganz anderer. Es geht nicht mehr nur darum, sich in Deutschland zu vergleichen, sondern international. Ich schaue mir an, wie die Läuferinnen trainieren, die bereits die vier Minuten unterboten haben“, sagt sie.

Mittelfristig will sie sich dieser Marke ebenfalls annähern. Bereits im Sommer lautet das Ziel, unter 4:03 Minuten zu laufen. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) ist ebenso angepeilt wie die anschließenden Europameisterschaften in Paris (Frankreich). „Dort kann man mit einer solchen Zeit durchaus in die Top fünf laufen“, sagt sie.

Die Halle lief nicht wie geplant

In der abgelaufenen Hallensaison hatte die Deutsche Meisterin allerdings Pech. Eine Teilnahme an der Hallen-WM in Nanjing (China) fiel wegen des Corona-Virus und der Absage der Veranstaltung frühzeitig aus. Vor den Deutschen Hallenmeisterschaften absolvierte Granz lediglich ein Rennen: in Karlsruhe, wo sie allerdings überhaupt nicht in Fahrt kam. Bei den nationalen Titelkämpfen in Leipzig sprang am Ende immerhin zwei Mal Silber heraus – über 1.500 Meter als auch über 3.000 Meter musste sie sich dabei jeweils nur Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) geschlagen geben, deren Endspurt sie beide Male nichts entgegenzusetzen hatte.

„Leipzig hat mir gezeigt, dass noch nicht alles bei hundert Prozent ist“, sagt sie. „Aber ich bin trotzdem zufrieden. Es ist keine Schande, gegen Hanna zu verlieren, sie ist im Moment einfach extrem stark. Ich habe zwei ganz gute Rennen gezeigt. Das war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Immerhin hat sie in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, dass die Freiluftsaison umso besser läuft, wenn es in der Halle noch etwas holpert. Das sollte auch im Sommer 2020 möglich sein, wenn die Veränderungen in ihrem Umfeld so richtig greifen.

Im Video:

1.500 Meter-Finale Hallen-DM Leipzig
3.000 Meter-Finale Hallen-DM Leipzig

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