| Stabhochsprung

Lisa Ryzih: Erst Promotion, dann Olympia Nummer drei?

Stabhochspringerin Lisa Ryzih verfolgt zurzeit gleich zwei große Ziele: Die 31-Jährige hält sich für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio fit – und arbeitet an ihrer Promotion im Fach Psychologie. Davon berichtet am Donnerstag die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Silke Bernhart

"Ich hatte ein Jahr verloren. Jetzt kriege ich ein Jahr zurück." Mit diesen Worten blickt Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Donnerstag) auf ihre aktuelle Situation. Im sportlichen Wettkampf-Betrieb herrscht in fast allen Sportarten Stillstand, die Olympischen Spiele in Tokio (Japan) wurden um ein Jahr auf 2021 verschoben. Für viele Athleten eine fast schon unerträgliche Phase des Wartens. Für Lisa Ryzih eine Chance: Sie kann ihre Promotion im Fach Psychologie vorantreiben.

Mit Sportpsychologie habe sie sich trotz ihrer Sportkarriere während des Studiums nicht beschäftigt, betont sie, aber ihre Doktorarbeit dreht sich nun doch um den Sport: Mit der "Construal Level Theorie" als theoretischem Unterbau will sie herausfinden, inwiefern zeitliche Distanz zu einer sportlichen Leistung deren Einordnung und Wahrnehmung beeinflusst. Auch die Leichtathleten hat sie bei ihrer Studie mit insgesamt 360 Teilnehmern aus unterschiedlichen Sportarten einbezogen: 2019 bei der Hallen-DM in Leipzig befragte sie die Athletinnen und Athleten direkt nach dem Wettkampf nach deren Zufriedenheit mit ihren Resultaten – drei Monate später stellte sie dieselbe Frage noch einmal.

Dritte Olympische Spiele in Reichweite

Lisa Ryzih selbst machte 2019 in Leipzig ihren vierten von mittlerweile fünf deutschen Hallentiteln klar, auch im Freien war sie schon viermal Deutsche Meisterin. Seit mehr als zehn Jahren zählt die Stabhochspringerin national wie international zu den Besten, ihre Hausrekorde stehen bei 4,75 Metern in der Halle und 4,73 Metern im Freien. Die Olympischen Spiele in Tokio könnten bereits ihre dritten werden, schon im Alter von 19 Jahren war sie 2008 als DM-Fünfte mit 4,40 Metern nicht weit weg vom Olympia-Ticket für Peking (China).

In den vergangenen Jahren jedoch wurde es für die zweimalige Vize-Europameisterin schwerer, die Höhenflüge und die Leichtigkeit von einst mit in die Wettkämpfe zu bringen – unter anderem aufgrund einer Achillessehnen-Verletzung, die sie den Sommer der Heim-EM 2018 in Berlin kostete. So nutzt Lisa Ryzih die aktuelle Situation nicht nur, um an ihrer Promotion zu arbeiten. Gemeinsam mit ihrem Vater und Trainer Vladimir Ryzih trainiert sie weiter für die Rückkehr in die absolute Weltspitze. Mittlerweile auch mit der Unterstützung eines Sportpsychologen.

"Ich will erst mal wieder dorthin, wo ich schon mal war", sagt Lisa Ryzih gegenüber der FAZ. "Ich war doch gut." Genauer gesagt als einstige U18- und U20-Weltmeisterin vor nunmehr 16 Jahren eines der größten Versprechen im deutschen Frauen-Stabhochsprung. Mit zwei EM-Silbermedaillen (Halle/Freiluft) und einmal EM-Bronze sowie Platz fünf bei der WM 2017 und Platz sechs bei Olympia 2016 hat sie dieses Versprechen längst eingelöst. Doch Lisa Ryzih wäre nicht Lisa Ryzih, wenn sie nicht für Tokio 2021 noch ein weiteres Mal alle Kräfte mobilisieren würde.

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