| Interview DLV-Akademie

Dr. Ralf Buckwitz: „Digitalisierung in der DLV-Akademie mit ganz neuem Stellenwert“

Seit dem 1. Februar 2020 ist der promovierte Biomechaniker Ralf Buckwitz neuer Direktor an der DLV-Akademie in Mainz. Im Interview spricht er über seine ersten Monate im Amt, die Chance der Digitalisierung und die zukünftigen Schwerpunkte seiner Arbeit.
Nicolas Walter

Herr Dr. Buckwitz, Sie bekleiden mittlerweile seit bald vier Monaten das Amt des Direktors der DLV-Akademie. Wie fällt Ihr erstes Zwischenfazit aus?

Ralf Buckwitz:

Das Fazit ist sehr positiv. Was mich besonders freut, ist, dass ich sehr kompetente Mitarbeiter habe und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Referaten hervorragend funktioniert.

Kurz nach Ihrem Amtseintritt erreichte die Corona-Krise Deutschland und Europa. Konnten Sie trotz Corona bereits erste Impulse setzen und Ideen vorantreiben?

Ralf Buckwitz:

Wir haben auf soziologischem Gebiet und in der Bewegungs- und Trainingswissenschaft einige Projekte mit Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickelt, die jetzt zur Begutachtung dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft vorliegen. In der Corona-Krise standen vor allem Fragestellungen im Vordergrund, die sich damit beschäftigt haben, wie der DLV mit der Krise umgehen sollte und wie die weitere Planung auszusehen hat. Die DLV-Akademie war seit Ausbruch der Pandemie in die Gesamtkonzeption des Verbands involviert.

Wie sehr war die DLV-Akademie in den vergangenen Wochen von den Auswirkungen der Krise betroffen?

Ralf Buckwitz:

Insbesondere bei der Durchführung des Kurses der Internationalen DLV-Trainer-Akademie haben wir die Auswirkungen der Corona-Krise gespürt. Zu Beginn stand die Frage im Raum, ob wir den aktuellen Kurs überhaupt fortführen können oder ihn vorzeitig abbrechen müssen. Wir haben uns zusammen mit der Führung des DLV letztlich dazu entschieden, die Ausbildung fortzusetzen, unter anderem auch, weil die Teilnehmer schon recht lange in Deutschland waren und wir sie nicht ohne Abschluss nach Hause schicken wollten. Deswegen haben wir mit den Dozenten vereinbart, dass wir die Ausbildung virtuell über Video-Meetings fortführen werden. Trotz dieser neuen Herausforderung konnten wir die Ausbildung in den geplanten Schritten sehr gut umsetzen.

Kann dieser Schritt der Digitalisierung von Aus- und Fortbildung auch nach der Corona-Krise für die Zukunft genutzt werden?

Ralf Buckwitz:

Mit der Umsetzung der Digitalisierung hatten wir schon vor Corona begonnen, aber jetzt bekommt sie natürlich einen ganz anderen Stellenwert, und diese Arbeit wollen wir in Zukunft verstärkt weiterführen. Aus der Corona-Krise heraus ist beispielsweise die Bedeutung der Online-Akademie gewaltig angestiegen. Es gibt verstärkt Nachfragen nach Online-Kursen oder Webinaren, die letztlich auch der Leistungssport seinen Athleten und Trainern anbieten möchte.

Auch in anderen Bereichen wird es mehr Digitalisierung geben. Vor die einzelnen Ausbildungsstufen unseres Kurses werden wir in Zukunft beispielsweise Online-Module schalten. Dadurch soll unter anderem sichergestellt werden, dass alle Teilnehmer ein vergleichbares Ausgangsniveau an Wissen haben. Auch auf organisatorischer Ebene bietet dieses Modul einige Vorteile. So können größere Gruppen am Kurs teilnehmen, es werden Reisekosten vermieden und man ist generell flexibler.

Sie haben im Bereich der Biomechanik promoviert, waren jahrelang wissenschaftlicher Mitarbeiter für Bewegungs- und Trainingswissenschaft am Olympiastützpunkt Berlin, wurden schließlich Bereichsleiter für Trainingswissenschaft und haben zuletzt als Koordinator im Bereich Betreuung gearbeitet. Was können Sie aus Ihren bisherigen Funktionen mit in die neue Position nehmen?

Ralf Buckwitz:

Aus meinen bisherigen Positionen nehme ich den Bezug zur Sportwissenschaft mit und dabei spezifisch den zur Leichtathletik. Eine wichtige Sache ist mit Sicherheit auch der Umgang mit Kollegen, Mitarbeitern und Athleten, da ich die meisten Beteiligten schon sehr lange von der gemeinsamen Arbeit kenne. Auch hatte ich während meiner früheren Tätigkeiten bereits Berührungspunkte mit der DLV-Akademie und war beispielsweise als Referent in der Aus- und Weiterbildung oder auch bei Spitzensporttagungen tätig.

Welche Projekte Ihres Vorgängers Dr. Wolfgang Killing wollen Sie in Zukunft fortführen?

Ralf Buckwitz:

Für sehr relevant halte ich die Rahmentrainingspläne, die Dr. Wolfgang Killing in seiner Zeit gemeinsam mit dem philippka Sportverlag alle neu aufgelegt hat. An diesen Punkt würde ich gerne anknüpfen und die Pläne in eine Online-Variante überführen. Das ist mir ein großes Anliegen. Dr. Wolfgang Killing hat sich zudem als Wissenschaftskoordinator des DLV innerhalb des DOSB als Sprecher für die Sommersportarten engagiert, auch auf diesem Feld möchte ich mich weiter engagieren und dafür sorgen, dass der DLV weiterhin kompetent vertreten ist.

Welche neuen Projekte und Schwerpunkte sollen in Zukunft hinzukommen?

Ralf Buckwitz:

Ich würde gerne die Zusammenarbeit mit den Landesverbänden in der C- bis A-Trainerausbildung weiterführen und darüber hinaus noch ausbauen. Die Trainer-Aus- und Weiterbildung hat eine enorm hohe Priorität für mich und ist sicherlich einer der Schwerpunkte. Wir sind damit konfrontiert, dass viele ältere Kollegen in den Ruhestand gehen und wollen daher junge und gut ausgebildete Menschen an den Betrieb binden. Dazu müssen wir große Anstrengungen vollbringen, damit vorhandenes Wissen nicht verloren geht und wir junge Menschen für unsere Sportart begeistern können.

Gibt es für die Nachwuchsgewinnung im Trainerbereich bereits konkrete Ideen?

Ralf Buckwitz:

Das „Next Coach Programm“ sowie das Projekt „DLV-Trainerentwicklung 2.0“ wären solche Beispiele – das sind Projekte, die bereits vor meinem Amtstritt initiiert wurden und mit denen man vorhandenes Wissen speziell an Jüngere weitergeben möchte und ehemalige Athleten für eine Trainertätigkeit gewinnen will. Der Einsatz neuer Medien spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ein weiterer Weg basiert darauf, enger mit den Universitäten zusammenzuarbeiten und dort Kontakte zu den Studierenden aufzubauen. Wir müssen öffentlichkeitswirksam arbeiten, damit die besten Absolventen den DLV als einen attraktiven Arbeitgeber erkennen.

Die Ausbildung junger Trainer haben Sie als eine große Herausforderung genannt. Welche weiteren Herausforderungen kommen auf die DLV-Akademie zu?

Ralf Buckwitz:

Eine zweite große Herausforderung ist der Wissenstransfer in der heutigen Zeit, in der viele Publikationen erscheinen und somit auch viel neues Wissen entsteht. Dieses Wissen zu evaluieren und in seiner Relevanz einzuordnen, ist eine wichtige Aufgabe. Und schließlich müssen wir dieses Wissen auch an die Trainer weitervermitteln und praxisrelevant machen. Wir sind im Grunde wie ein Filter, der die Erkenntnisse vorsortiert und für die Praxis zur Verfügung stellt. Die Geschwindigkeit, in der das geschieht, wird immer schneller. Dabei auf dem Laufenden zu bleiben, ist eine große Herausforderung. Um diese Aufgabe zu bewältigen, müssen wir uns weiter gut vernetzen und mit unseren Partnern zusammenarbeiten.

DLV-Akademie in Mainz

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