
Die Nummer 1 des Jahres im Marathon der Männer: Valencia-Sieger Evans Chebet
Das Marathon-Jahr der Männer: Zehn Zeiten unter 2:05 und ein deutscher Rekord
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie konnten sich die weltweiten Leistungen im Marathon der Männer sehen lassen. Bei den wenigen Elite-Rennen wurden gleich zehnmal Zeiten unter 2:05 Stunden erzielt. Die deutschen Männer waren in der Spitze so gut wie seit 35 Jahren nicht. Weltrekordler Eliud Kipchoge allerdings wird das Jahr 2020 nicht in guter Erinnerung behalten.
Nach dem besten Marathon-Jahr aller Zeiten folgte 2020 die Corona-Pandemie, die den Laufsport weitgehend lahm legte. Es wäre ansonsten sicherlich ein weiteres ganz großes Marathon-Jahr geworden. Doch was am Ende übrig blieb, kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Obwohl in den vergangenen zwölf Monaten nur wenige international wirklich hochkarätige Rennen über die klassische Distanz gestartet wurden, gab es ein paar absolute Weltklasse-Zeiten.
Während der Kenianer Evans Chebet im Dezember in Valencia (Spanien) die Jahresweltbestzeit von 2:03:00 Stunden erreichte, sorgte auf nationaler Ebene Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) mit seinem überraschenden deutschen Rekord von 2:07:18 am Nikolaustag in Spanien für Furore.
Valencia löst Berlin ab
Eine einmalige Serie konnte aufgrund der Corona-Krise keine Fortsetzung finden: Neunmal in Folge wurde die Jahresweltbestzeit im Männer-Marathon in Berlin gelaufen, von 2011 bis 2019. Da sich die Veranstalter des Rennens während der Pandemie gegen die Ausrichtung eines reinen Elite-Marathons entschieden, endete diese Berliner Triumph-Serie zwangsläufig. Erstmals stammt eine Marathon-Jahresweltbestzeit nun aus Valencia.
Das aufstrebende Rennen, das enorme finanzielle Unterstützung erfährt und über einen sehr schnellen Kurs verfügt, war einer der wenigen Marathonläufe, die als reines Eliterennen stattfanden. Nachdem in den ersten paar Monaten des Jahres noch einige Läufe regulär gestartet wurden, gab es einen mit Valencia vergleichbaren Marathonlauf im Herbst nur noch in London. Dort jedoch herrschten im Oktober schlechte Wetterbedingungen, so dass die Ergebnisse aus Spanien die Jahresweltrangliste prägen.
Enttäuschung für Eliud Kipchoge in London
Immerhin zehn Zeiten von unter 2:05 Stunden wurden 2020 erreicht. Vier dieser Zeiten waren schneller als 2:04 Stunden – und alle diese Ergebnisse kommen aus Valencia. Nie zuvor erzielten in einem Rennen vier Athleten Zeiten von unter 2:04 Stunden. In der Top-15-Liste des Jahres ist Valencia gleich mit neun Ergebnissen vertreten. Der einzige Läufer, der 2020 sogar zwei absolute Topzeiten erreichte, ist Birhanu Legese. Der Äthiopier gewann zunächst den Tokio-Marathon im März in 2:04:15 Stunden und belegte dann Rang drei in Valencia mit 2:03:16 Stunden. Noch etwas war einmalig in Valencia: 30 Läufer rannten schneller als 2:10 Stunden.
Für Kenias Superstar Eliud Kipchoge war es dagegen ein Jahr zum vergessen: Der Weltrekordler und Olympiasieger hatte sich vollkommen auf den London-Marathon konzentriert, wo er jedoch mit der nasskalten Witterung nicht zurecht kam. Erstmals seit 2013 und erst zum zweiten Mal überhaupt in seiner Marathon-Karriere konnte Eliud Kipchoge ein Marathonrennen nicht gewinnen. Als Achter lief er nach 2:06:49 Stunden ins Ziel und findet sich damit auf Platz 47 in der Jahresweltbestenliste wieder.
Deutsche Marathon-Läufer stark wie zuletzt vor 35 Jahren
Während Peter Herzog trotz der schlechten Londoner Bedingungen mit einem österreichischen Rekord von 2:10:06 Stunden überraschte, fiel zwei Monate später auch die deutsche Bestmarke völlig unerwartet: Amanal Petros nutzte die perfekten Bedingungen in Valencia und lief mit 2:07:18 Stunden genau 75 Sekunden schneller als Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) fünf Jahre zuvor in Frankfurt. Amanal Petros schob sich in der Liste der schnellsten europäischen Marathonläufer aller Zeiten damit immerhin auf Rang 16.
Der Aufwärtstrend im deutschen Männer-Marathon, der sich angekündigt hatte, produzierte trotz des Corona-Jahres zwei weitere Zeiten unter 2:11 Stunden: Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) steigerte sich im Februar in Sevilla auf beachtliche 2:10:18 Stunden, und Richard Ringer (LC Rehlingen) lief mit 2:10:59 Stunden in Valencia ein sehr gutes Marathondebüt. Man muss sehr weit zurückblättern, um herauszufinden, wann zuletzt drei deutsche Marathonläufer in einem Jahr Zeiten unter 2:11 erreicht haben: Es war 35 Jahre her! 1985 lief Michael Heilmann in Hiroshima (Japan) 2:09:03, Christoph Herle rannte in London 2:09:23 und Ralf Salzmann erreichte in Chicago (USA) 2:10:56 Stunden.
Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg), der sich in Valencia auf 2:12:15 Stunden steigerte, und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock; PB 2:13:49 h) sind Athleten, die sich noch deutlich verbessern können. Und Arne Gabius hat in seinem voraussichtlich letzten Profi-Jahr die Olympia-Qualifikation noch nicht aufgegeben. Dafür müsste er nach dem derzeitigen Stand schneller laufen als Richard Ringer. 2021 könnte trotz Corona ein weiteres gutes Jahr werden für den deutschen Männer-Marathon.
Die Jahres-Bestenlisten 2020
INTERNATIONAL
Zeit | Athlet | Nation | Ort |
---|---|---|---|
2:03:00 | Evans Chebet | KEN | Valencia (6.12.) |
2:03:04 | Lawrence Cherono | KEN | Valencia (6.12.) |
2:03:16 | Birhanu Legese | ETH | Valencia (6.12.) |
2:03:30 | Amos Kipruto | KEN | Valencia (6.12.) |
2:04:12 | Reuben Kipyego | KEN | Valencia (6.12.) |
2:04:15 | Birhanu Legese | ETH | Tokio (1.3.) |
2:04:46 | Mekuant Gebre | ETH | Sevilla (23.2.) |
2:04:49 | Bashir Abdi | BEL | Tokio (1.3.) |
2:04:51 | Sisay Lemma | ETH | Tokio (1.3.) |
2:04:53 | Deso Gelmisa | ETH | Valencia (6.12.) |
2:05:05 | Barnabas Kiptum | KEN | Sevilla (23.2.) |
2:05:05 | Abel Kirui | KEN | Valencia (6.12.) |
2:05:15 | Abebe Degefa | ETH | Valencia (6.12.) |
2:05:29 | Suguru Osako | JPN | Tokio (1.3.) |
2:05:29 | Leul Gebrsilase | ETH | Valencia (6.12.) |
DEUTSCHLAND
Zeit | Athlet | Verein | Ort |
---|---|---|---|
2:07:18 | Amanal Petros | TV Wattenscheid 01 | Valencia (6.12.) |
2:10:18 | Hendrik Pfeiffer | TV Wattenscheid 01 | Sevilla (23.2.) |
2:10:59 | Richard Ringer | LC Rehlingen | Valencia (6.12.) |
2:12:15 | Philipp Pflieger | LT Haspa Marathon Hamburg | Valencia (6.12.) |
2:14:25 | Arne Gabius | TherapieReha Bottwartal | London (4.10.) |
2:14:38 | Johannes Motschmann | SCC Events Pro-Team Berlin | Wien (13.12.) |
2:18:53 | Alexander Hirschhäuser | ASC 1990 Breidenbach | Bernöwe (25.10.) |