| Hallen-DM

Constantin Preis: Über Torun nach Tokio

Langhürden-Spezialist Constantin Preis lief bei der Hallen-DM am Wochenende über 400 Meter zur Silbermedaille und unterbot dabei die Norm für die Hallen-EM. Um in neue Leistungsbereiche im Hinblick auf Tokio vorzustoßen, plant der Sindelfinger in Zukunft häufigere Ausflüge auf die Flachstrecke
Martin Neumann

Selbst der Kameramann auf der Rundbahn der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle wusste nicht, wer denn nun der Sieger des 400-Meter-Finals bei der Hallen-DM geworden war. So eng war es Sonntagnachmittag zwischen LGO-Lokalmatador Henrik Krause, dem Titel-Favoriten Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) und Langhürden-Spezialist Constantin Preis vom VfL Sindelfingen zur Sache gegangen.

Der Kameramann entschied sich eben für Constantin Preis. Der schaute etwas skeptisch drein. Er hatte es wohl im Gefühl, dass es „nur“ Silber geworden war. Während der Sindelfinger auf Bahn vier dem Ziel entgegenstürmte, hatte auf der Innenbahn „DM-Nachrücker“ Henrik Krause genauso sensationell wie knapp die Nase vorn. 47,03 zu 47,05 Sekunden zeigte die Auswertung des Zielfotos. Marvin Schlegel folgte als Dritter mit 47,15 Sekunden.

Im Vorlauf am Samstag war Constantin Preis, der sich mit dem Langhürden-Bundeskader auf La Palma auf die Hallen-DM vorbereitet hatte, sogar noch schneller unterwegs. Mit 46,81 Sekunden lief er die beste 400-Meter-Zeit des Wochenendes und unterbot damit die Norm für die Hallen-EM vom 4. bis 7. März in Torun (Polen) um neun Hundertstelsekunden. „Zunächst war ich natürlich enttäuscht, dass es nicht zu Gold gereicht hat. Aber mittlerweile bin ich doch stolz auf meine Leistung und die Hallen-EM-Norm“, sagte der 22-Jährige nach seiner ersten Medaille bei Deutschen Hallenmeisterschaften.

Aus Fehlern lernen

Dass der Sindelfinger als Langhürdenläufer über wenig Hallenerfahrung verfügt, merkte er selbstkritisch an: „Ich habe einen Fehler gemacht und hätte auf der zweiten Runde, wie Henrik, die Innenbahn wählen sollen.“ Schon in knapp zehn Tagen will er es in Torun besser machen. „Klar möchte ich bei der Hallen-EM starten. Ich kann in jedem internationalen Rennen noch Erfahrung sammeln“, blickt der Deutsche Meister über 400 Meter Hürden voraus.

Natürlich ist für ihn die Hallen-EM nur eine Durchgangsstation für größere Aufgaben. Sein Ziel: der Start bei den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio (Japan). Darauf ist Constantin Preis fokussiert, darauf arbeitet er hin. „2020 bin ich konstante 49er-Zeiten gelaufen. 2021 geht es darum, unter 49 Sekunden zu bleiben.“ Das muss er auch, die Norm für die Olympischen Spiele steht bei 48,90 Sekunden, exakt 0,33 Sekunden schneller als seine Bestzeit.

Studium muss warten

Auf einen „indirekten“ Startplatz über die komplizierte Weltrangliste wollen sich Constantin Preis und sein von Sebastian Marcard geführtes Trainer-Team nicht verlassen. Ziel ist die direkte Qualifikation über die Zeit. Insgesamt sollen nach IOC-Planungen 40 Starter über die lange Hürdenstrecke in Tokio dabei sein.

Wobei der bloße olympische Gedanke „dabei zu sein“ dem 22-Jährigen nicht genügt. „Wenn ich mich qualifiziere, soll der Vorlauf auch nicht die Endstation sein“, so Constantin Preis. Hohe Ziele, für die der ehrgeizige Athlet sein Studium der Ernährungswissenschaften in diesem Jahr hintenanstellt. Er hat ein Urlaubssemester genommen. Zwar trainiert er momentan nur fünfmal die Woche. „Allerdings gestalten wir die einzelnen Einheiten intensiver, sodass die Regenerationszeit natürlich auch länger wird“, erklärt Constantin Preis die Herangehensweise.

Häufigere Ausflüge auf Flachstrecke

Um in neue Leistungsbereiche vorzustoßen, plant der Sindelfinger in Zukunft häufigere Ausflüge auf die Flachstrecke: „Ich möchte beweisen, dass auch Hürdenläufer auf den 400 Metern gute Zeiten abliefern können.“ Und die sind als Zubringerleistung für die Hürdenstrecke unabdingbar.

Der Deutsche Rekordhalter Harald Schmid (47,48 sec) lief die Stadionrunde einst in 44,92 Sekunden. Europarekordler Karsten Warholm (46,87 sec) in 44,87 Sekunden. In der Halle hält der Norweger mit 45,05 Sekunden zusammen mit Thomas Schönlebe sogar den „flachen“ Europarekord. Gegen den momentan besten 400-Meter-Hürdenläufer der Welt traf Constantin Preis vergangenes Jahr dreimal bei Diamond-League-Meetings aufeinander. Unter anderem beim Europarekord von Karsten Warholm Mitte August in Stockholm.

Vielleicht wird Constantin Preis dann noch häufiger die nationalen Spezialisten ärgern. So wie am Sonntag in Dortmund, als er für den Kameramann bereits der Sieger war.

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