| Tallinn

U20-EM Tag 4 | Die DLV-Talente in den Finals

Die deutschen Nachwuchsathletinnen und -athleten kämpfen am vierten Tag der U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland) in den Finals um gute Platzierungen und Medaillen. Hier lesen Sie, wie sich die Talente behauptet haben.
Nicolas Walter/Silke Bernhart

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WEIBLICHE U20

Hochsprung | Finale

Johanna Göring schrammt am Podium vorbei

Spaß haben und Genießen. Diese Devise gaben die beiden DLV-Athletinnen für das Hochsprung-Finale aus. Sowohl für Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) als auch für Blessing Enatoh (TSV Spandau 1860) waren die U20-Europameisterschaften ihr Debüt im DLV-Trikot. Für Johanna Göring wäre dabei beinahe sogar eine Medaille herausgesprungen. Denn mit 1,86 Meter überwand die erst 16-Jährige dieselbe Höhe wie die Silber- und Bronzemedaillengewinnerin und belegte den vierten Rang.

Die Russin Natalya Spiridonova und die Estin Elisabeth Pihela hatten 1,86 Meter bereits im ersten Versuch gemeistert. Johanna Göring musste bei dieser Höhe Nevernstärke beweisen und im dritten Versuch das vorzeitige Aus verhindern. Zuvor hatte sie sich lediglich bei 1,79 Meter einen Fehlversuch geleistet. „Ich war vor allem froh, hier dabei sein zu dürfen. Am Ende war die Kraft einfach nicht mehr da und die Beine wurden kritisch. Technisch war es ganz okay“, sagte Johanna Göring.

Blessing Enatoh blieb bereits bei 1,79 Metern drei Mal hängen und belegte schlussendlich den zwölften Platz. In der Qualifikation war sie 1,81 Meter gesprungen. Es gewann die Niederländerin Britt Weerman mit 1,88 Meter. „Ich habe mich zu sehr auf die Qualifikation konzentriert und war dann überrascht, als ich es ins Finale geschafft hatte. Das nehme ich für die Zukunft mit, denn alles in allem war es eine gute Erfahrung“, so das Fazit von Blessing Enatoh.  Zum Abschluss hielten die beiden Hochspringerinnen vor allem eines fest: „Wir hatten Spaß.“

 

1.500 Meter | Finale

DLV-Duo mit unterschiedlicher Taktik auf Platz fünf und sechs

Dass die Athletin mit der schwächsten Bestzeit im Feld lange an der Spitze lief, deutete bereits darauf hin, was auch die Uhr bestätigte: Das Finale über 1.500 Meter war ein langsames und von Taktik geprägt. Diejenige, die 600 Meter vor dem Ziel an die Spitze ging und das Tempo verschärfte, war Lisa Hausdorf (AG Hamburg West). Sie sorgte auch dafür, dass sich eine Runde vor Schluss eine fünfköpfige Spitzengruppe ein wenig vom Rest des Feldes absetzen konnte, in dem auch die zweite DLV-Teilnehmerin Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe) lief.

Bis 150 Meter vor dem Ziel blieb die Führungsgruppe eng beisammen und auch Lisa Hausdorf konnte mithalten. Dann aber wurde es hart, und während die Konkurrentinnen um Siegerin Ingeborg Östgard (Norwegen; 4:19,75 min) sowie die Spanierinnen Marina Martinez (4:20,35 min) und Mireya Arnedillo (4:21,29 min) davonspurteten, schwanden der Hamburgerin die Kräfte. So wurde sie entsprechend der Startliste für dieses Finale Sechste in 4:22,44 Minuten. Und diejenige Athletin, die aus der Verfolgergruppe noch an ihr vorbeiziehen konnte, war: Fabiane Meyer! In 4:22,25 Minuten erkämpfte sie sich noch Platz fünf.

Ähnlich eng war zwischen den beiden Läuferinnen auch die Ausgangslage gewesen, denn sie waren mit derselben Bestzeit von 4:20,04 Minuten an den Start gegangen. "Es war in Ordnung", bilanzierte Lisa Hausdorf anschließend. "Ich war nicht in der Position, die ich mir erhofft hatte, musste dann früh nach vorne gehen. Das war meine einzige Chance, die ich hatte, auch wenn es am Ende nicht für ganz vorne gereicht hat." Dass diese Taktik die Richtige war, bestätigte anschließend auch Nachwuchs-Bundestrainer Alexander Fromm: "Lisa hat alles richtig gemacht, ist mutig vorne gelaufen", sagte er. "Fabiane war leider 200 Meter vor Schluss noch zu weit weg. Sonst hätte es sogar noch in Richtung der Medaillen gehen können!"
 

Weitsprung | Finale

Mikaelle Assani fliegt im Weitsprung-Krimi auf den Bronze-Rang

5.000 Meter | A-Finale

Emma Heckel holt sich mit Kampf und Köpfchen 5.000 Meter Bronze
 

Speerwurf | Finale

Lilly Urban und Josefa Schepp beenden Finale auf den Plätzen acht und zehn

Die deutschen Speerwerferinnen haben am Sonntag in Tallinn die Plätze acht und zehn belegt. Während Josefa Schepp (TSV Bayer 04 Leverkusen) bereits nach drei Versuchen die Anlage verlassen musste, konnte sich Lilly Urban (Eintracht Frankfurt) mit 51,04 Metern eine Top Acht-Platzierung sichern.  

Urban, die mit einer Bestleistung von 53,26 Metern angereist war, hob sich ihren besten Wurf bis zum Schluss auf. 51,04 Meter standen für sie am Ende zu Buche. Zuvor hatte sie nur schwer in den Wettbewerb hineingefunden. Mit 49,38 Metern und 45,50 Metern blieb sie mit den ersten beiden Würfen deutlich unter ihrer Bestleistung. Im dritten Versuch konnte sie schließlich erstmals die 50-Meter-Marke brechen. 50,51 Meter sicherten ihr dabei das Weiterkommen in den Endkampf.

Dort blieb sie mit zwei 46-Meter-Würfen deutlich unter ihrem Können, konnte sich dann jedoch abschließend mit ihrer Tagesbestweite noch verbessern. Im Vergleich zum Vortag, als sie in der Qualifikation 49,83 Meter erreichte hatte, konnte sie sich somit um knapp einen Meter steigern.

Josefa Schepp konnte am Ende nicht ganz ihre Qualifikations-Weite verbessern. Dort hatte sie mit 49,00 Metern das Finale klargemacht, nun standen 48,57 Meter hinter ihrem Namen. Mit Platz zehn schaffte sie es nicht in den Endkampf.

 

MÄNNLICHE U20

 

Diskuswurf | Finale

Magnus Zimmermann U20-Vize-Europameister im Diskuswurf
 

Stabhochsprung | Finale

Luke Zenker bei 5,64-Meter-Flugshow Sechster

Kaum zu glauben, dass der Athlet, der sich in Tallinn (Estland) Sprung um Sprung höher in den Himmel schraubte, erst 18 Jahre jung ist. Anthony Ammirati springt wie ein alter Hase. Und das in Regionen, die auch bei den Männern zur erweiterten Weltspitze zählen. Um sage und schreibe 52 Zentimeter hat sich der Franzose in diesem Jahr gesteigert, bis auf 5,72 Meter. Und bei der U20-EM ließ er sogar 5,75 Meter auflegen, scheiterte aber dreimal. 5,64 Meter gingen schließlich als beeindruckende Siegeshöhe in die Ergebnislisten ein.

Der Bulgare Matvey Volkov, sogar erst 17 Jahre jung, versuchte mitzuhalten – auch er ist in der Halle schon 5,60 Meter gesprungen. 5,44 Meter waren für ihn kein Problem, der anschließende Höhenpoker aber war vergeblich, sodass es für ihn Silber gab. Bronze holte sich mit ebenfalls 5,44 Metern der Ukraine Oleksandr Onufriyev

Zuschauen, Staunen, Genießen – und vielleicht ein bisschen Lernen hieß es ja längst für Luke Zenker. Denn in den Regionen kann der junge Leverkusener (noch) nicht mitspringen. Dennoch gelang ihm bei seinen ersten internationalen Meisterschaften ein beachtliches Debüt, bei dem er seine Bestmarke um fünf Zentimeter auf 5,15 Meter verbessern und sich damit auf Platz sechs einsortieren konnte.
 

3.000 Meter Hindernis | Finale

Kurt Lauer zündet den Turbo und arbeitet sich auf Platz fünf vor

Im 3.000-Meter-Hindernis-Finale gingen mit Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) und Florian Zittel (LG Region Karlsruhe) zwei deutsche Athleten an den Start. Nach dem Startschuss blieb das Feld zunächst eng beisammen. Kurt Lauer positionierte sich darin in der Mitte, Florian Zittel ordnete sich an vorletzter Stelle ein. Fünf Runden vor Zielschluss arbeitete sich Zittel, der mit einer Bestzeit von 9:02,21 Minuten angereist war, leicht nach vorne und positionierte sich hinter seinem Mannschaftskollegen.

Vier Runden vor dem Ende setzte sich schließlich eine Gruppe aus sechs Athleten an der Spitze ab. Die beiden deutschen Starter blieben im Verfolgerfeld, sodass bereits zu diesem Zeitpunkt klar war, dass sie mit der Medaillenentscheidung nicht zu tun haben würden. Zwei Runden vor Schluss belegte Kurt Lauer Platz neun, Florian Zittel war zwei Positionen dahinter. Dann erhöhte der Deutsche U18-Meister über 2.000 Meter Hindernis Lauer das Tempo und arbeitete sich auf Rang sieben vor. Der internationalen Konkurrenz schien die Luft auszugehen, während der erst 17-Jährige nun merklich den Turbo zündete.

Schließlich konnte Kurt Lauer noch zwei weitere Läufe einsammeln und beendete das Rennen letztlich als Fünfter in Bestleistung von 8:59,91 Minuten. Damit knackte er zugleich die Norm für die U20-WM in diesem Jahr in Nairobi (Kenia). „Ich bin damit mehr als zufrieden. Ich wusste, dass ich hintenraus noch Kraft haben werde“, sagte Lauer. Florian Zittel konnte seine Position bis zum Schluss verteidigen und belegte in 9:10,90 Minuten den elften Platz. Es gewann der Spanier Pol Oriach in neuer europäischer U20-Jahresbestleistung von 8:41,36 Minuten.
 

Zehnkampf | Tag 2

Zwei 8.000er an der Spitze und Rang neun für Steinforth

Eine Bestzeit zum Start in den Tag. Und eine zum Abschluss. Till Steinforth konnte am Sonntag bei der U20-EM in Tallinn (Estland) besonders über die Hürden (14,19 sec) und mit einem kämpferischen Auftritt über 1.500 Meter (4:47,41 min) überzeugen. Jedoch wurde in den weiteren drei Disziplinen deutlich, warum der zweite Tag sein schwächerer ist und woran er noch arbeiten muss – besonders an den Würfen. Nach 35,89 Metern im Diskuswurf und später 43,24 Metern im Speerwurf zog die Konkurrenz auf und davon, auch im Stabhochsprung (4,20 m) konnte er nicht ganz an die Höhe vom Qualifikationswettkampf in Bernhausen (4,40 m) anknüpfen.

So sprang trotz des glänzenden ersten Tags mit 7.355 Punkten ein ähnliches Zehnkampf-Resultat heraus wie rund sechs Wochen zuvor, 18 Zähler fehlten schließlich zu einer neuen Bestleistung. Dafür gab’s im hochklassigen Wettbewerb von Tallinn Platz neun. Schon am ersten Tag im Weitsprung hatte sich der zweite DLV-Athlet im Feld Roman Jocher (SSV Ulm 1846) mit Beugerproblemen verabschieden müssen.

"Der erste Tag war mega gut. Der zweite Tag war super schlecht. Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit meiner Leistung heute und hatte mir nach dem ersten Tag mehr erhofft. Ich konnte einfach nicht meine Leistung abrufen. Ich bin ziemlich enttäuscht, auch wenn einige gute Bestleistungen dabei waren. Insgesamt denke ich, dass das Ergebnis ganz okay war, wenn man bedenkt, dass es mein erst vierter Zehnkampf war. Aber gerade überwiegt die Enttäuschung", sagte Till Steinforth.

Über den zweiten Tag sagte er: "Es fing gut an mit 110 Meter Hürden heute und dann war der Rest einfach nur noch Mist. Das Diskuswerfen war extrem schlecht, der Stabhochsprung und der Speerwurf waren auch nicht gut. Die 1.500 Meter waren nochmal eine Bestzeit, aber damit war das am Ende überhaupt nicht mehr zu retten."

Die Athleten an der Spitze absolvierten einen Zehnkampf auf Top-Niveau, in dem Favorit Jente Hauttekeete (Belgien) trotz seiner überragenden Vorleistung von 8.034 Punkten bis zuletzt gefordert war. Doch er nahm die Herausforderung an und konnte sich noch einmal steigern, zum Beispiel mit 14,19 Sekunden als bester Hürdensprinter oder 4,60 Metern im Stabhochsprung. Am Ende holte er mit einer Weltklasse-Leistung von 8.150 Punkten die Goldmedaille. Seinen ersten 8.000er feierte dahinter der Norweger Sander Skotheim (8.012 pt), der an einem herausragenden zweiten Tag sogar 120 Punkte mehr sammelte als der Sieger. Bronze holte sich ebenfalls mit Bestleistung der Franzose Téo Bastien (7.722 pt).

Zehnkampf Tag 1
 

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