| Berliner Halbmarathon

Streckenrekord für Jepkosgei, Rabea Schöneborn und Philipp Pflieger überzeugen auf Platz acht und neun

Sieg mit Streckenrekord für Joyciline Jepkosgei: Die Kenianerin hat am Sonntag den Halbmarathon in Berlin gewonnen. Bei den Männern triumphierte in Weltjahresbestzeit Felix Kipkoech. Auch die DLV-Athleten präsentierten sich stark: Rabea Schöneborn verbesserte auf Platz acht ihre Bestzeit, Philipp Pflieger wurde Neunter.
Jörg Wenig

Eigentlich hatten sich die Männer und nicht die Frauen den Streckenrekord beim Berliner Halbmarathon am Samstag vorgenommen. Doch es kam anders: Joyciline Jepkosgei triumphierte mit der Weltklassezeit von 65:16 Minuten und brach damit überraschend den hochkarätigen Streckenrekord. Diesen hielt Superstar Sifan Hassan (Niederlande). Die Doppel-Olympiasiegerin von Tokio (Japan) war 2019 in Berlin 65:45 Minuten gelaufen.

Die 27-jährige Joyciline Jepkosgei sorgte für das spitzensportliche Highlight der Veranstaltung.
Ebenfalls noch unter dem alten Kursrekord blieb ihre kenianische Landsfrau Nancy Meto, die mit 65:21 Minute Zweite wurde. Auch Rang drei ging an eine Kenianerin: Valary Aiyabei war nach 67:32 Minuten im Ziel am Brandenburger Tor.

Während der Sieger Felix Kipkoech die Kursbestzeit um nur 15 Sekunden verpasste, lief er aber eine Weltjahresbestzeit: Der 23-jährige Kenianer gewann in 58:57 Minuten vor seinen Landsleuten Josphat Tanui (59:40 min) und Philemon Kiplimo (59:54 min). Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte des Rennens, dass der Sieger eine Zeit von unter 59 Minuten erreichte.

Philipp Pflieger und Rabea Schöneborn überzeugen

Die schnellsten deutschen Läufer platzierten sich in dem internationalen Topfeld jeweils beachtlich: Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg) war nach 63:03 Minuten als Neunter im Ziel, die Berlinerin Rabea Schöneborn (LG Nord) erzielte mit 70:35 Minute eine Bestleistung und wurde Achte.

Bei der 40. Auflage des Rennens, das mit einem detaillierten Hygiene-Konzept während der Corona-Pandemie umgesetzt werden konnte, gingen insgesamt 15.096 Athletinnen und Athleten aus 130 Nationen an den Start. Darunter waren 14.508 Läufer über die 21,0975-km-Distanz. Damit war das Rennen der weltweit bisher größte Lauf in diesem Jahr. Der Nagoya-Marathon und -Halbmarathon hatte im Frühjahr rund 14.000 Teilnehmer. Eine ähnliche Größenordnung hatte ein 10-km-Rennen in London (Großbritannien) vor ein paar Wochen.

Schneller Beginn des Frauenrennens

Begünstigt von einem leichten Rückenwind auf den ersten Kilometern entwickelte sich bei insgesamt guten Wetterbedingungen ein extrem schnelles Rennen bei den Frauen. Die Kenianerinnen Joyciline Jepkosgei, Nancy Meto und Valary Aiyabei stürmten nach 15:02 Minuten an der 5-km-Marke vorbei – damit liefen sie deutlich unter Weltrekordtempo (64:02 min). Danach geriet diese Marke zwar außer Reichweite, was auch am dann folgenden Gegenwind lag, doch das Trio aus Kenia hielt das Tempo weiter extrem hoch.

Die 10-Kilometer-Zeit von 30:29 Minuten, die für die Gruppe gestoppt wurde, ist weltweit unerreicht in diesem Jahr. Während Valary Aiyabei zwischen Kilometer 13 und 14 zurückfiel, konnte Nancy Meto erst auf den letzten zwei Kilometern nicht mehr ganz Schritt halten mit der früheren Halbmarathon-Weltrekordlerin Joyciline Jepkosgei (Bestzeit: 64:51 min). Mit ihrem zweiten Platz in 65:21 Minuten verbesserte sich Meto dabei um gut drei Minuten.

Joyciline Jepkosgei nutzt Berlin als Vorbereitung für London-Marathon

In der Vorbereitung auf den London-Marathon am 3. Oktober zeigte Joyciline Jepkosgei in Berlin ein Weltklasserennen. „Das war ein schönes Rennen auf einem phantastischen Kurs. Der Wind war zeitweise störend, aber ich bin sehr zufrieden und sehr motiviert für den London-Marathon“, sagte Joyciline Jepkosgei, die sich mit ihrer Berliner Siegzeit auf Rang 20 in der Liste der schnellsten je im Halbmarathon gelaufenen Zeiten einsortiert. „Ich bin sehr froh, dass wir wieder bei großen Rennen starten können.“

Mit der Bestleistung von 70:35 Minuten lief Rabea Schöneborn am Brandenburger Tor auf Platz acht ins Ziel. Damit verbesserte sich die Berlinerin um 65 Sekunden. „Ich hatte gut trainiert und habe mich während des Rennens gut gefühlt“, sagte die Zwillingsschwester von Deborah Schöneborn, die beim Olympia-Marathon mit Platz 18 überzeugt hatte. „Ich wollte es etwas ruhiger angehen lassen und dann in der zweiten Hälfte zulegen. Dieser Plan ist aufgegangen.“ Auf Platz elf lief in Berlin Kristina Hendel (LG Braunschweig), die ihre Bestzeit deutlich von 73:29 Minuten auf 71:34 Minuten steigerte.

Hohes Tempo zu Beginn auch im Männerrennen

Auch die Männer liefen mit Rückenwind im ersten Teil des Rennens extrem schnell. Das Tempo beruhigte sich dann aber ebenso wie bei den Frauen mit den sich ändernden Windverhältnissen. An der 10-Kilometer-Marke zeigte die Uhr für die siebenköpfige Spitzengruppe eine Zwischenzeit von 27:45 Minuten an. Damit lagen sie noch auf Kurs für den Streckenrekord, den der Kenianer Eric Kiptanui 2018 mit 58:42 Minuten aufgestellt hatte.

Doch im zweiten Streckenabschnitt gingen bei der Rekordjagd ein paar Sekunden verloren. Nach 15 Kilometer lagen mit Felix Kipkoech, Josphat Tanui und Philemon Kiplimo jene drei Läufer vorne, die mit Bestzeiten von unter einer Stunde an den Start gegangen waren. Der favorisierte Kiplimo fiel dann bei 16 Kilometer zurück, und einen Kilometer später konnte auch Tanui nicht mehr mit Kipkoech mithalten.

Philipp Pflieger mit zweitschnellster Zeit seiner Karriere

„Ich freue mich sehr, denn das ist der größte Sieg meiner Karriere“, sagte Felix Kipkoech, der noch als Newcomer gilt. Erst 2019 startete der 23-Jährige erstmals international. Im Frühjahr hatte er bereits den Halbmarathon in Siena (Italien) gewonnen und dabei schon mit 59:35 Minuten eine persönliche Bestzeit sowie eine Weltjahresbestzeit aufgestellt. Jetzt war er nochmals 38 Sekunden schneller.

Ein solides Rennen lief Philipp Pflieger, der als Neunter mit 63:03 Minuten seine persönliche Bestzeit nur um 13 Sekunden verpasste und die zweitschnellste Zeit seiner Karriere lief. „Das Ziel war eine Bestzeit. Aber die gut zehn Sekunden, die dazu fehlten, sind nicht viel im Halbmarathon“, sagte Philipp Pflieger. „Wir haben alle darauf gewartet, endlich wieder bei so einem großen Rennen laufen zu können.“ Auf Platz 13 kam Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), der mit 64:39 Minuten die drittbeste Halbmarathonzeit seiner Karriere erreichte.

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