| Ständige Konferenz Leistungssport

Analysen, Change-Prozess und Ausblick 2022

An der Ständigen Konferenz Leistungssport des DLV-Trainerteams haben in dieser Woche im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum 135 Personen teilgenommen, darunter Heim- und Bundestrainer, Leitende Landestrainer, Psychologen, Stützpunktleiter, Sportwissenschaftler sowie Biomechaniker.
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„Es ist vor allem eine Analysetagung, bei der wir offen und transparent diskutieren wollen. Natürlich sind wir mit den Ergebnissen von Tokio nicht zufrieden. Die Konferenz in Kienbaum bietet den richtigen Rahmen für eine absolut kritische Aufarbeitung. Auf der anderen Seite verdeutlichen die Ergebnisse der Potential-Analyse, dass die Arbeit an der Weiterentwicklung der sportfachlichen Konzepte, der wissenschaftlichen Prozessbegleitung und der Strukturen des DLV im Sinne der Zukunftsfähigkeit wirksam war. Dies gilt es jetzt konsequent umzusetzen und so den Change-Prozess kreativ zu gestalten. Wichtig ist, dass dies gemeinsam im Sinne eines „Wir-Gefühls“ gestaltet wird“, sagte der DLV-Vorstandsvorsitzende Idriss Gonschinska.

Professor Dr. Dr. Hartmut Grothkopp, Vizepräsident Leistungssport, appellierte bei der Eröffnung an die Teilnehmenden, selbstkritisch mit den Ergebnissen des Jahres umzugehen, um im kommenden Jahr mit den großen Höhepunkten, Weltmeisterschaften in Eugene (USA; 15. bis 24. Juli 2022) sowie European Championships in München (11. bis 22. August 2022), das vorhandene Potential noch besser als in diesem Jahr abzurufen.

Chef-Bundestrainerin Annett Stein sagte zum Abschluss der Tagung: „Wenn man einen gemeinsamen Weg bestreiten will, braucht man ein gemeinsames Ziel. Unser Ziel ist es: Wir wollen gemeinsam bei Olympischen Spielen 2024 und 2028 gut performen. Für 2022 ist die große Herausforderung zwei internationale Höhepunkte innerhalb von drei Wochen zu bestreiten und methodisch vorzubereiten“, sagte sie.  

Olympia-Triumph trotz einiger Sorgen im Vorfeld

„Wir benötigen individualisiertes Training auf Weltniveau. Die Trainer haben wir dazu. Wir müssen den Fokus auf die Trainerarbeit am Athleten und an den Athletinnen legen. Dazu wollen wir die Trainer für die Trainingsarbeit entlasten und die administrativen Aufgaben minimieren sowie die regionale Steuerung an den Bundesstützpunkten und ihrem Netzwerk optimieren“, so Annett Stein weiter. Die PotAS-Analyse hat bestätigt, dass der DLV für den Olympiazyklus 2024/2028 strukturell gut aufgestellt ist, denn im Ranking liegen die Leichtathleten ganz vorne. Man freue sich sehr über Platz eins in der PotAS-Analyse, habe aber in Tokio (Japan) die Potentiale nicht ausreichend abgerufen.

Am letzten Tag der Tagung, der von Inspirationscoach Edgar Itt moderiert und mit einem Motivationsvortrag begleitet wurde, berichteten Weitsprung-Coach Ulli Knapp und Diskus-Trainer Jörg Schulte über den Weg zu Gold und Silber bei den Spielen. Sowohl für Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) als auch für Kristin Pudenz (SC Potsdam) war der Erfolgsweg kein Selbstläufer. So kämpfte die Weitsprung-Olympiasiegerin lange Zeit mit Rückenproblemen und Kristin Pudenz musste nach Corona auf vier Wochen Training verzichten und hatte dann noch einen Muskelfaserriss sowie Achillessehnenbeschwerden, ehe sie in Halle mit 66,31 Metern und bei den Spielen in Tokio mit einer Bestleistung von 66,86 Metern glänzte.

Für Ulli Knapp waren die Key-Faktoren des Olympia-Erfolgs „die Magie der letzten Tage“ in Miyazaki sowie die hervorragende Zusammenarbeit mit dem medizinischen und dem Physio-Team des DLV. Für Jörg Schulte waren die Erfolgsfaktoren vor allem der Teamgeist mit Bundestrainer Rene Sack, dem IAT in Leipzig, dem medizinischen Team, dem Neuroathletik-Trainer sowie dem Ernährungsberater. Beim Ausblick auf die Saison 2022 bestätigten beide Trainer, dass mit der WM in Eugene und den drei Wochen darauffolgenden European-Championships in München eine gute Planung erforderlich ist.    

Auch im Nachwuchsbereich positive Trends

Im Mittelpunkt der Analysen standen die U20- und die U23-EM in Tallin (Estland) sowie die Olympischen Spiele in Tokio. Zufrieden mit den Ergebnissen der U20-EM war Nachwuchs-Chefbundestrainerin Elke Bartschat. Immerhin holten 92 Athletinnen und Athleten 15 Medaillen und landeten in der Nationenwertung auf Platz eins vor den Briten, was nach dem Tiefpunkt 2019 eine Trendwende bedeutete.

Auch im U23-Bereich konstatierte Dietmar Chounard, Chefbundestrainer U23, einen positiven Trend. 67 Athletinnen und Athleten gewannen insgesamt zwölf Medaillen und landeten in der Medaillenwertung auf Platz zwei und in der Nationenwertung auf Platz drei, was ein respektables Ergebnis ist. Hinzu kam ferner noch ein Europarekord über 4x100 Meter bei den Männern. Auch die Chefbundestrainerin Nachwuchs, Elke Bartschat, zog ein positives Fazit: „Ab sofort wird das Athleten-Monitoring auch im Nachwuchs implementiert.  Wir benötigen dabei schnelle und flexible Kommunikationswege, die wir durch regelmäßige Abstimmung in Mixed-Zonen Meetings verbessern. Dabei sind folgende Schlagwörter von großer Bedeutung: listen – learn – create – act – change.“

Nach Lösungen suchen, um Potentiale besser zu nutzen

Nicht zufrieden mit dem Ergebnis der Olympischen Spiele war Chefbundestrainerin Annett Stein. „Wenn man nicht zufrieden ist, sollte man etwas ändern. Wir kämpfen mit 69 Ländern um Endkampfplatzierungen und über 40 Nationen um Medaillen. Die Konkurrenzsituation wird sich künftig weiter verschärfen. Globalisierung und Konkurrenzsituation verteilt sich inzwischen auf viele Länder. Zudem entwickeln sich systematisch internationale Trainergruppen mit einem sehr hohen Professionalisierungsgrad. Ich lade euch ein, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie man künftig die Potentiale besser abrufen kann“, sagte Annett Stein.

Neben zahlreichen Workshops standen in den vier Tagen auch zwei externe Vorträge auf der Agenda, um einer möglichen „Betriebsblindheit“ entgegenzuwirken. Zum einen hielten Arne Klein und Juliane Hüppe von „Kleinundpläcking“ einen Impulsvortrag zum Thema Strategiewechsel mit möglichen Change-Prozessen anhand von Fallbeispielen und Edgar Itt inspirierte die Teilnehmenden zum Abschluss der Tagung mit seinem Vortrag zum Thema: „Visionen und Werte leben – Gemeinsame Ziele erreichen“, in dem er über seinen eigenen sportlichen Weg und wichtige Keypoints in diesem Zusammenhang berichtete. Die erste zentrale Maßnahme für das WM-Jahr 2022 findet mit einem Nationalmannschafts-Lehrgang in Belek (Türkei; 17.bis 24. Oktober) statt.

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