| Teamwork im DLV

Im Team gereift: Corinna Schwab und ein Jahr gespickt mit Topzeiten

Mit der Olympia-Teilnahme hat sich Corinna Schwab einen Traum erfüllt. Für Glücksgefühle sorgten jedoch vor allem ihre Bestzeiten über 200 Meter in Wetzlar und der Saisonabschluss über 400 Meter beim ISTAF in Berlin. Diese Erfolge beruhen auf Teamarbeit: Unter Heim- und Bundestrainer Jörg Möckel sowie Assistenztrainer Melle Kreuder und an der Seite ihrer Trainingspartner Rebekka Haase und Marvin Schlegel hat sich die junge Sprinterin an der deutschen Spitze festgesetzt.
Sandra Arm

Im Video | Rebekka Haase & Corinna Schwab: Sagt doch mal...!

Es ist dieses eine Bild, dieser eine Satz, der alles in sich vereint: „Teamwork makes the dream work“ hat Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) eins der Bilder auf ihrem Instagram-Kanal betitelt. Darauf ist die 22-Jährige mit ihrer Trainingspartnerin Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) zu sehen. Ihr Weg ist der gemeinsame – sie gehen ihn Stufe für Stufe, Schritt für Schritt. Wenngleich Rebekka Haase mehr auf den kürzeren Sprintdistanzen zu Hause ist und Corinna Schwab bevorzugt auf den längeren.

Die eine kann dennoch von der anderen profitieren. „Sie kann mir extrem auf den kürzen Distanzen helfen und ich kann sie auf den längeren mitziehen. Rebekka ist eine unheimlich erfahrene Athletin, ich kann von ihr enorm viel lernen und von ihrer Erfahrung profitieren“, beschreibt die Langsprinterin ihr Verhältnis zu ihrer Trainingspartnerin, die mit sieben deutschen Meistertiteln seit vielen Jahren zur deutschen Spitze zählt und 2015 bei der U23-EM mit dem Gold-Triple über 100 und 200 Meter sowie mit der Staffel auch international für Furore sorgte.

Wechsel nach Chemnitz im Herbst 2018

Komplettiert wird das Chemnitzer Team um Langsprinter Marvin Schlegel. Für Corinna Schwab ist es die perfekte Mischung, ein rundes Gesamtpaket. „Wir sind ein gutes Dreier-Gespann, ein eingeschworenes Team, in dem man sich gegenseitig hilft und keiner den anderen hängen lässt. Das ist für uns einfach selbstverständlich, es stärkt uns als Team und zeichnet uns als Gruppe aus.“

Im Herbst 2018 stieß Corinna Schwab zur Chemnitzer Trainingsgruppe unter der Leitung von Jörg Möckel hinzu. Es war das Jahr der Heim-EM in Berlin. Die gebürtige Oberbayerin, die zu diesem Zeitpunkt in Schwandorf östlich von Nürnberg zu Hause war, hatte zuvor mit der 4x100 Meter-Staffel Gold bei der U20-WM geholt und gehörte anschließend auch zum deutschen EM-Aufgebot für die 4x400-Meter-Staffel, die Rang sechs belegte.

In diesen Tagen entstand der Kontakt zu ihrem heutigen Trainer, erste Gespräche wurden geführt. „Nach meinem Abitur war klar: Ich möchte meinen Sport professionell ausüben. Ich komme aus einem kleinen Dorf, wo das nicht möglich ist. Für mich war dieser Schritt keine einfache Entscheidung. Das Gespräch mit Jörg Möckel war der ausschlaggebende Grund für einen Wechsel nach Chemnitz“, erklärt Corinna Schwab.

Ein Traum wird wahr – und das gleich dreifach

Schon die ersten Trainingsjahre in Chemnitz trugen mit der WM-Teilnahme in der Mixed-Staffel, Staffel-Bronze bei der U23-EM sowie zwei DM-Titeln erste Früchte. Das Jahr 2021 toppte dann alles bisher Dagewesene. So fällt es Corinna Schwab schwer, die schönsten Momente zu sondieren. Es gab einfach zu viele. Ihre erste Olympia-Teilnahme zum Beispiel. „Es war immer ein Traum von mir, bei den Spielen starten zu dürfen. Nun waren es drei Starts, die ich mir hart erarbeitet habe. Das war eine wichtige Erfahrung für mich“, sagt die Sprinterin, die sowohl im Einzel als auch in zwei Staffeln im Einsatz war.

„Ich war vor meinem ersten Olympia-Start total nervös, weil ich nicht wusste, wie alles abläuft. Aber die Truppe hat eine super Leistung abgeliefert“, blickt Corinna Schwab auf die aufregende Olympia-Premiere in der Mixed-Staffel zurück, die mit Final-Einzug, Disqualifikation, erfolgreichem Protest und einem Sturz bei der Stab-Übergabe im Finale zu einem Wechselbad der Gefühle wurde. „Das ist das Risiko bei der Staffel, wenn jeder seinen Läufer sucht und es dann in der Zone etwas enger zugeht. Das war eine sehr unglückliche Situation“, erinnert sich die Chemnitzerin. Trost gab es von den Teamkollegen. „Sie haben mich wieder aufgebaut."

Den anschließenden Einzelstart über 400 Meter hatte sich Corinna Schwab über die Weltrangliste erkämpft. Noch mit dem Sturz im Kopf lief dieser nicht wie erhofft. "Ich war völlig neben der Spur und habe mich unter Wert verkauft“, lautet ihr ehrliches Fazit. Dafür konnte sie mit der Frauenstaffel über 4x400 Meter noch einmal ein pfeilschnelles Rennen abliefern. „Jede ist über sich hinausgewachsen und hat einen richtig guten Job abgeliefert. Wir konnten uns nichts vorwerfen“, sagt sie über den Vorlauf, der leider nicht ins Finale führte – trotz einer Zeit von 3:24,77 Minuten, die fünf Jahre zuvor in Rio noch Olympia-Bronze bedeutet hätte.

Happy-End im Berliner Olympiastadion

Mit schnellen Zeiten geizte die Deutsche Meisterin über 400 Meter in diesem Jahr nicht. Sowohl in der Halle als auch in der Freiluft-Saison verbuchte Corinna Schwab reihenweise neue Bestzeiten. Ebenso wie über 200 Meter. Ihre neuen Rekordmarken steigerte sie auf 23,00 (Halle) beziehungsweise 22,69 Sekunden (Freiluft) und setzte sich damit auch auf dieser Strecke an die deutsche Spitze. Die kürzeren Distanzen sind eine gute Grundlage für die 400 Meter – und entscheidende Puzzleteile. „Ich bin auch ein Sprintertyp, die 100 und 200 Meter machen mir ebenfalls viel Spaß“, stellt sie fest.

Die Sommer-Saison endete dann mit einem ganz persönlichen Happy-End. Im Berliner Olympiastadion gab es das passende Rennen für eine schnelle Zeit über 400 Meter: 51,51 Sekunden zauberte Corinna Schwab zum Abschluss auf die Bahn. Staffel-Kollegin Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg; 51,43 sec) ist die einzige Deutsche, die in den vergangenen 15 Jahren noch schneller unterwegs war. Gleich fünfmal blieb Schwab in diesem Jahr unter der 52-Sekunden-Marke, drei dieser Zeiten erzielte sie nach ihren Olympia-Starts.

„Ich war nach den Spielen in Tokio super motiviert. Nach der Rückkehr haben wir noch einen Trainingsblock eingeschoben. Diese Zeit habe ich mir von Rennen zu Rennen erarbeitet. In Berlin haben sich viele Teile des Puzzles zusammengefügt und ich konnte zeigen, was in mir steckt“, erklärt die Wahl-Chemnitzerin, die die 400 Meter trotz der schnellen 200-Meter-Zeiten als ihre Paradestrecke sieht: „Sie sind immer eine Herausforderung – ich liebe Herausforderungen. Die 400 Meter passen einfach zu mir, weil ich versuche Grenzen zu überwinden und zu verschieben. 400 Meter ist einfach immer ein Kampf, bis zum Schluss.“

Höhere Qualität in kleiner Gruppe

An die Leistungen des Jahres 2021 will Corinna Schwab im kommenden Jahr, wenn in Eugene, Oregon (USA; 15. bis 24. Juli) die WM und in München (15. bis 21. August) die Heim-EM stattfinden, nicht nur anknüpfen: „Ich gebe mich damit nicht zufrieden, ich will mich immer und überall verbessern. Eins meiner Ziele ist eine 50 vor dem Komma. Wann sie kommt, das weiß ich nicht, aber ich werde dafür jedes Jahr mein Bestmögliches geben, um ihr näher zu kommen.“

Das Beste zu geben beginnt bei ihr schon im Training. An vier Tagen in der Woche sind die Einheiten von bis zu fünf Stunden vollgepackt mit Kraftübungen, Sprüngen und Läufen. Mittwochs und samstags wird viel Wert auf die Regeneration gelegt. „In dieser kleinen Gruppe können wir individuell arbeiten und das mit einer sehr hohen Qualität. Wir haben den Anspruch ambitioniert zu trainieren“, betont Corinna Schwab.

Zuletzt wurde eine Woche mit der DLV-Nationalmannschaft in der Türkei geschuftet. Eine Abwechslung, die dem Team sehr gelegen kam, denn die Leichtathletikhalle in Chemnitz ist noch bis Anfang Dezember gesperrt. Für ihr Training pendelt die Gruppe von Jörg Möckel daher zurzeit fast täglich nach Dresden. Und entflieht am 13. November dann ganz dem deutschen Schmuddelwetter: Die Sprinter nehmen Kurs auf südlichere Gefilde und trainieren für 14 Tage auf der Kanareninsel Teneriffa. Insbesondere um höhere Geschwindigkeiten zu generieren. Eines von vielen Puzzleteilen, um im nächsten Jahr wieder mit Topzeiten zu glänzen.

Im Video | Rebekka Haase & Corinna Schwab: Sagt doch mal...!

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