Im Fana Stadion von Bergen (Norwegen) finden vom 17. bis zum 20. Juli die U23-Europameisterschaften statt. Am Donnerstag stehen 21 Vorrunden auf dem Programm, davon 20 mit deutscher Beteiligung, darüber hinaus starten die Zehnkämpfer in ihren Wettbewerb. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Athlet:innen in Bergen präsentiert haben.
Weibliche U23
100 Meter Vorläufe
DLV-Sprinterinnen rollen das Feld von hinten auf
Man kann nicht unbedingt sagen, dass das DLV-Trio einen Rakenstart in die Vorläufe erwischte. Aber fliegend zeigten alle Drei, dass die Form stimmt und im Halbfinale mit einem besseren Start auch die Runde der besten Acht in Reichweite ist.
Zuerst machte Viola John (LG Brillux Münster; 11,58 sec) als Zweite ihres Vorlaufs das große Q klar, dann Sina Kammerschmitt (MTG Mannheim; 11,63 sec) als Dritte ihres Rennens. Und dann rollte die Deutsche U23-Meisterin Jolina Ernst (TV Wattenscheid 01; 11,43 sec) das Feld von hinten auf und holte sich sogar noch den Vorlauf-Sieg. In der Summe aus vier Rennen, die alle bei Gegenwind gestartet wurden, konnte sie sogar hinter Faith Akinbileje (Großbritannien; 11,42 sec) die zweitbeste Zeit aller Starterinnen verbuchen.
„Ich bin eigentlich eine gute Starterin, daher ärgere ich mich, dass ich so schlecht rausgekommen bin. Aber an sich ist das ja auch gut, weil ich weiß, dass heute Abend noch was drin ist“, bilanzierte Jolina Ernst. „Das ist hier meine erste internationale Meisterschaft, bei der ich auch laufe, es ist komisch, ich war vorher gar nicht aufgeregt. Aber ich vermute, das kommt später, wenn es richtig ernst wird.“
100 Meter Halbfinale
Jolina Ernst stürmt ins Finale
Erster internationaler Einsatz, erstes internationales Finale! Jolina Ernst (TV Wattenscheid 01) hat im 100-Meter-Halbfinale ihre Rolle als derzeit beste deutsche U23-Sprinterin untermauert. In 11,61 Sekunden verbuchte sie als Dritte ihres Halbfinals das große Q und darf am Freitag das i-Tüpfelchen auf ihre internationale Premiere setzen. „Da will ich einfach Spaß haben und genießen!“ blickte die 21-Jährige voraus, die mit ihrer Bestzeit von 11,30 Sekunden in dieser Saison auf Platz sechs Europas in der U23 liegt.
Leider Endstation ist dagegen nach dem Halbfinale für Viola John (LG Brillux Münster; 11,70 sec) und Sina Kammerschmitt (MTG Mannheim; 11,77 sec). Auf Platz fünf und acht des ersten Halbfinals lagen sie außerhalb der Plätze und auch Zeitränge für die Final-Qualifikation. Und doch könnten sie noch einmal auf der Bahn im Fana Stadion zum Einsatz kommen – mit der 4x100 Meter Staffel, die am Abschlusstag auf dem Programm steht.
400 Meter Vorläufe
Anouk Krause-Jentsch auf der Zweitstrecke eindrucksvoll
Von Bahn zwei auf Platz zwei – und direkt eine Runde weiter: Anouk Krause-Jentsch (SCC Berlin) hat ihre Aufgabe im 400-Meter-Vorlauf bravourös gemeistert. In einem engen Fight auf der Zielgeraden konnte sie zwei etwa gleich schnellen Konkurrentinnen Paroli bieten und in 53,45 Sekunden die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere verbuchen. Enteilt war vorne nur Mary Yemi John (Großbritannien), die in 52,39 Sekunden ihre "Mission Titelverteidigung" startete.
„Großes Q – das war das Ziel. Ich bin extrem glücklich!“ freute sich Anouk Krause-Jentsch, die im vergangenen Jahr bei den U20-Weltmeisterschaften noch über 400 Meter Hürden am Start gewesen war. „Meine Hauptdisziplin sind eigentlich die Hürden, aber da haben wir in diesem Jahr extrem viele starke Mädels. Daher habe mich auf die 400 Meter als alternative Strecke konzentriert“, erklärt die 20-Jährige.
100 Meter Hürden Vorläufe
Zwei Siege, dreimal das große Q
Die deutschen Hürdensprinterinnen zählen in der U23 zu Europas Spitze – und das haben sie am Donnerstag auch in den Vorläufen der U23-EM unter Beweis gestellt. Zwei von ihnen stürmten im Fana Stadion als Erste über die Ziellinie, alle drei DLV-Starterinnen stehen im Halbfinale. Den Auftakt machte Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) in 13,29 Sekunden, schon an der letzten Hürde konnte sie dabei vom Gas gehen. Im nächsten Vorlauf zog Rosina Schneider (TV Sulz) nach, die in 13,39 Sekunden als Zweite das große Q abhakte. Und den Schlusspunkt setzte Amira Never (LAC Erdgas Chemnitz), die in 13,15 Sekunden sogar die drittbeste Zeit aller Athletinnen erzielte – allerdings hatte sie auch den einzigen Lauf mit Rückenwind erwischt.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen! Ich habe versucht locker zu bleiben, vorne bin ich etwas schwer reingekommen, aber hintenraus lief’s“, beschrieb Amira Never ihre internationale Premiere. Tipps dafür konnte ihr ihre starke Trainingsgruppe in Chemnitz geben, zu der mit Rebekka Haase auch die Olympia-Dritte mit der Sprintstaffel zählt. „Mein Lauf war eigentlich ganz okay“, bilanzierte Rosina Schneider, „ich habe den Start ganz gut getroffen, aber ich merke, wie es mich über der Hürde immer wegzieht, wegen des Gegenwinds. Wir wussten, dass es Gegenwind geben wird, und ich habe versucht zu treten, hinten draufzubleiben, aber ich bin nicht ganz konsequent zu Ende gelaufen. Ich weiß, dass im Halbfinale noch viel, viel mehr geht.“
400 Meter Hürden Vorläufe
DLV-Trio steht im Halbfinale
Die ersten Vier der Vorläufe über 400 Meter Hürden zogen am Donnerstag in das Halbfinale ein. Eine Pflichtaufgabe, die alle drei DLV-Athletinnen souverän meisterten. Die Schnellste von ihnen: Yasmin Amadaacho (Frankfurt Athletics), die als Dritte des dritten Vorlaufs in 56,78 Sekunden bis auf drei Hundertstel an ihre Bestleistung heranlief.
„Ich bin zufrieden“, bilanzierte auch Vanessa Baldé (Hamburger SV; 57,53 sec), die ihre Premiere im Nationaltrikot 2022 bei der U20-WM noch über 200 Meter gefeiert hatte. Als Zweite des ersten Vorlaufs meisterte sie ihren Hürden-Auftritt problemlos. „Das war gut und locker, ich wusste ja, dass die Top Vier weiterkommen, jetzt freue ich mich aufs Halbfinale.“
In 57,54 Sekunden marschierte mit Platz zwei im sechsten und letzten Vorlauf die Deutsche U23-Meisterin Vivienne Morgenstern (Dresdner SC 1898) eine Runde weiter. Auf den ersten 200 Metern eindrucksvoll und deutlich in Front, musste sie auf der zweiten Rennhälfte nicht mehr alles geben, und erklärte anschließend: „Ich habe versucht Energie zu sparen. Aber am Ende hatte ich doch ganz schön zu kämpfen, der Wind hier dreht etwas. Für den Vorlauf war’s okay!“
Hochsprung-Qualifikation
1,81 Meter bringen zwei deutsche Finaltickets
1,87 Meter waren im Vorfeld als direkte Qualifikationsleistung für den Finaleinzug festgelegt worden. Eine Höhe, die in dieser Saison sieben der U23-EM-Teilnehmerinnen überwunden hatten. Am Donnerstag war jedoch kein Sprung in diese Regionen nötig – die Plätze im Finale wurden für 1,81 Meter vergeben.
Souverän meisterten diese Aufgabe sowohl Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) als auch Johanna Göring (LAZ Salamander Kornwestheim). Beide leisteten sich in der Qualifikation einen Fehlversuch über eine niedrigere Höhe, flogen dann aber direkt im ersten Versuch über 1,81 Meter. "Das lief richtig gut", freute sich Joana Herrmann, die bei ihren Versuchen noch deutlich mehr Potenzial erkannte und sich auch auf der Anlage sehr wohlfühlte. Mit ihrer Bestleistung von 1,88 Meter hat sie in diesem Jahr die beste deutsche Vorleistung erbracht.
Nur zuschauen wird Samstagabend Anna-Sophie Schmitt (TSV Bayer 04 Leverkusen). Nach 1,77 Meter im zweiten Versuch war für sie bei 1,81 Meter Endstation.
Dreisprung-Qualifikation
Ruth Hildebrand bestätigt Top-Niveau
Mit 13,75 Metern war Ruth Hildebrand (SCL Heel Baden-Baden) bei der U23-DM in Ulm der Befreiungsschlag nach langer Verletzungsphase gelungen. In Bergen konnte sie diesen Schwung mit in die Qualifikation nehmen, die sie schon nach zwei Versuchen erfolgreich beendete: Erst landete die 20-Jährige bei 13,22 Metern (+2,9 m/sec), dann bei 13,58 Metern (+2,5 m/sec). Damit war die direkte Qualifikationsweite von 13,45 Metern abgehakt.
„Mit dem Wind war’s easy, für mich ist alles okay, Gegenwind oder Rückenwind, das habe ich gar nicht so gemerkt“, erklärte sie, und: „Der erste Versuch war noch ganz entspannt, über die 13,58 Meter freue ich mich sehr. Damit konnte ich jetzt meine neue Bestleistung noch mal bestätigen.“ Bestätigen konnte sie darüber hinaus auch ihre Rolle in Europas Spitze der U23: Mit Kadriye Dilek Durmus (Türkei; 13,79 m; +2,5 m/sec) und Aleksandrija Mitrovic (Serbien; 13,59 m; +1,2 m/sec) kamen am Donnerstag nur zwei Konkurrentinnen weiter.
Kugelstoß-Qualifikation
Finale mit drei DLV-Assen
Die erste gute Nachricht: Das Kugelstoß-Finale findet am Donnerstagabend mit drei deutschen Athletinnen statt. Die zweite gute Nachricht: Auf den Plätzen eins, drei und fünf der Qualifikation haben Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846; 16,46 m), Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge; 15,81 m) und Helena Kopp (LG Stadtwerke München; 15,71 m) am Vormittag einen starken Eindruck hinterlassen.
„Ich bin zufrieden, dass ich als Beste aus der Quali rausgehe. Die großen Weiten will ich dann im Finale angreifen. Es ist wärmer als gedacht hier in Norwegen, aber ich trainiere in Texas, ich mag die Wärme!“ erklärte sie. Mit einer Bestleistung von 18,91 Metern angereist, ist die Schorndorferin die große Favoritin. Neben ihren deutschen Mitstreiterinnen haben sich am Donnerstag besonders die Tschechinnen Martina Mazurová (15,85 m) und Katrin Brzyszkowská (15,74 m) als Herausforderinnen präsentiert.
Auch Jolina Lange kann im Finale selbstbewusst starten: „Wir waren jetzt noch mal zwei Wochen zur Vorbereitung in Kienbaum, da hat sich schon rausgestellt, dass es gerade echt gut läuft. Der erste Versuch war auch richtig weit, aber leider ungültig.“ – „Ich fühle mich gut, im Finale will ich meine PB angreifen!“ erklärte Helena Kopp. 16,23 Meter hat sie in diesem Jahr schon gestoßen, bei 16,54 Metern steht die Bestmarke von Jolina Lange. Mal schauen, wie lange noch!
Hammerwurf-Qualifikation
Aileen Kuhn macht kurzen Prozess
Fluch und Segen zugleich ist die direkte Qualifikation im ersten Versuch – denn angesichts des Finals am nächsten Tag wären ein, zwei Würfe mehr im Ring von Bergen keine schlechte Vorbereitung. Aber Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt) war darauf vorbereitet: „Ich habe damit gerechnet, dass ich die Quali im ersten Versuch abhaken kann“, berichtete sie nach ihrem Wurf auf 67,97 Meter. "Der Wurf war noch nicht optimal, aber der Ring fühlt sich ganz gut an. Morgen wird es noch ein Stückchen weiter gehen und es sind hoffentlich noch ein paar mehr Zuschauer da für noch mehr Stimmung.“
Nervenstärke war bei Jada Julien (LV 90 Erzgebirge) angesagt, deren ersten Versuche nicht zum Finale gereicht hätten. „Das Einwerfen war super, und dann wollte ich es zu perfekt machen. Vor dem Dritten habe ich mir gesagt: Du kannst das doch! Man sollte genug Selbstvertrauen haben zu wissen, was man draufhat.“ Prompt flog der Hammer bis auf 65,43 Meter, und auch sie hatte die direkte Qualifikationsweite in der Tasche. Bitter endete die Quali dagegen für Lara Hundertmark (Einbecker SV), der auf Platz 13 mit 62,59 ein Rang zum Finaleinzug fehlte – allerdings auch mehr als anderthalb Meter zu Platz zwölf. Die einzige 70-Meter-Weite ging auf das Konto von Nicola Tuthill (Irland; 71,33 m), die im Finale Aileen Kuhn im Kampf um Gold herausfordern dürfte.
Speerwurf-Qualifikation
Mirja Lukas auch ohne großes Q Spitze
Schon mit dem ersten Wurf positionierte sich Mirja Lukas (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Donnerstagnachmittag in der Spitze des Qualifikationsrankings – das konnte sie allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: 55,00 Meter waren für die direkte Qualifikation gefordert, auf 54,10 Meter flog ihr Speer. So absolvierte sie zwei weitere Versuche, konnte sich allerdings nicht mehr steigern. Als Dritte der Gruppe A verließ sie das Stadion, als Vierte der Vorrunde steht sie am Samstag im Finale, denn nur eine Athletin kam in Gruppe B weiter.
„Ich habe auf das große Q gehofft“, erklärte Mirja Lukas, die sich bei der U23-DM in Ulm mit 57,85 Metern in starker Form präsentiert hatte. Das Tape am rechten Arm zeugte in Bergen jedoch davon, dass sie in dieser Saison auch Rückschläge wegstecken musste. „Das ist nur noch Prophylaxe, aber ich haben mich beim Werfer-Europacup auf Zypern am Ellbogen verletzt, Anfang Mai im Trainingslager in Belek ging dann gar nichts mehr.“ Zwei Monate musste die 20-Jährige ihr Training umstellen, der geplante Einstieg bei den Halleschen Werfertagen fiel flach. Jetzt spielt der Körper wieder mit, im Finale gilt es, auch im Kopf locker zu bleiben. „Ich hoffe ich finde da besser in den Wettkampf, mein Problem ist oft, dass ich zu stark verkrampfe.“
Männliche U23
100 Meter Vorläufe
DLV-Sprinter trotzen dem Gegenwind
Mit bis zu 1,8 Metern pro Sekunde Gegenwind hatten die Sprinter in ihren Vorläufen zu kämpfen. Die Bedingungen sind für alle gleich – und doch haben wohl eher jene einen Nachteil, die dem Wind nicht viel Körpergewicht entgegensetzen können. Dies bekam Europas Jahresbester Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar; 10,45 sec) zu spüren, der nach einem starken Start und Führung zur Halbzeit noch den Italiener Andrea Bernardi (10,43 sec) vorbeilassen musste. „Das war bescheiden“, stellte er selbstkritisch fest, „ich habe schon beim Start den Gegenwind gespürt. Was die Form betrifft, passt alles, jetzt muss ich auf besseren Wind hoffen.“
Mit dem großen Q in den Top Drei seines Vorlaufs steht Heiko Gussmann dennoch ebenso sicher im Halbfinale wie seine beiden deutschen Mitstreiter. Einen starken Eindruck hinterließ bei seinem internationalen Debüt Emilio Gonzalez (LT DSHS Köln), der sich in 10,49 Sekunden sogar einen der vier Vorlauf-Siege holte. Jan Eric Frehe (LG Brillux Münster) zog als Vorlauf-Dritter in 10,53 Sekunden in die nächste Runde ein.
100 Meter Halbfinale
Finale mit zwei DLV-Sprintern
Zwei deutsche Athleten werden am Freitagabend um die Krone des schnellsten Sprinters Europa kämpfen. Während der Finaleinzug von Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar) als Nummer eins Europas in diesem Jahr zumindest auf dem Papier nur Formsache war, schaffte mit Emilio Gonzalez (LT DSHS Köln) ein neues Gesicht den Sprung in Europas erweiterte U23-Spitze.
Bei weiterhin starkem Gegenwind haben die Zeiten keine große Aussagekraft, doch die engen Zieleinläufe zeigen, dass es am Freitag spannend wird. Hinter Abel Jordan (Spanien; 10,45 sec) und vor Andrea Bernardi (Italien; 10,49 sec) stürmte Heiko Gussmann in 10,48 Sekunden (-1,8 m/sec) zum großen Q. Emilio Gonzalez hatte das Rennen mit etwas weniger Gegenwind erwischt und damit Glück: In 10,51 Sekunden (-1,0 m/sec) zog er als Fünfter seines Laufs noch gerade so über die Zeit ins Finale ein.
"Der Lauf an sich war fliegend besser als im Vorlauf, aber der Wind war noch schlechter", stellte Heiko Gussmann fest. Im Finale hofft er auf einen Podestplatz – und dass es der Wind gut mit ihm meint. Nur noch die Daumen drücken wird dann für sein Team Jan Eric Frehe (LG Brillux Münster): 10,58 Sekunden und Platz sechs im Halbfinale mit Heiko Gussmann reichten nicht für die Runde der besten Acht.
400 Meter Vorläufe
Zwei weiter, einer raus
Ausgerechnet der Deutsche U23-Meister Max Husemann (Eintracht Hildesheim), der in Ulm noch in 45,50 Sekunden begeistert hatte, war am Ende der deutsche Starter, der enttäuscht das Stadion verließ. „Bis 250 Meter habe ich mich gut gefühlt“, erklärte er, „dann ging gar nichts mehr. Das war auf der Zielgeraden ein schreckliches Gefühl. Ich habe hier irgendwie eine Allergie gekriegt, habe mich gestern schon ziemlich kraftlos gefühlt.“ Nach Platz sieben in 47,20 Sekunden war für ihn Endstation.
Besser lief es für die weiteren DLV-Vertreter, besonders Tyrel Prenz: Der Potsdamer sprintete in 46,18 Sekunden bis auf 24 Hundertstel an seine Bestzeit heran und erzielte damit die siebtbeste Zeit der Vorläufe. In seinem Rennen bedeutete Rang drei das große Q. Ebenfalls das große Q erkämpfte sich als Dritter seines Rennens Florian Kroll (LG Osnabrück), dem in 46,49 Sekunden nur 14 Hundertstel zu seiner Saison-Bestzeit fehlten.
1.500 Meter Vorläufe
DLV-Trio muss starker Konkurrenz den Vortritt lassen
Zwölf Finalplätze wurden am Donnerstag in zwei Vorläufen über 1.500 Meter vergeben – eine schwierige Aufgabe für ein DLV-Trio, das auf den Rängen 18, 19 und 23 der Meldeliste angereist war.
Jan Dillemuth und Christoph Schrick (Königsteiner LV) erwischten einen unrunden Lauf. Um sich für die entscheidende Tempoverschärfung gut zu positionieren, mussten beide lange Zwischenspurts einlegen. Als Favorit Stefan Nillesen (Niederlande; 3:43,90 min) eingangs der letzten Runde das Heft in die Hand nahm, lagen beide noch aussichtsreich. Doch es war eng, und Christoph Schrick geriet ins Stolpern. Auf der letzten Runde fehlten die Körner, um mit der Konkurrenz mitzuhalten – Platz zehn für Jan Dillemuth (3:46,54 min) und Platz zwölf für Christoph Schrick (3:50,93 min).
„Es war mein Plan, mich nach 600 Metern nach vorne zu arbeiten – da liefen dann aber der Erste und Zweite direkt nebeneinander und ich bin an die Spitze gegangen“, blickte Jan Dillemuth zurück. „Ich habe für mich alles gegeben, natürlich ist es schade, aber die Konkurrenz ist stark und war heute stärker.“
Auch Tim Kalies (LG Braunschweig) hatte sich für das zweite Rennen vorgenommen, einen Vorstoß nach vorne zu wagen, den ließ die Konkurrenz aber nicht zu. Auch er verlor auf der letzten Runde an Boden, nachdem er zuvor versucht hatte, auf Tuchfühlung zur Spitze zu laufen. „Das war taktisch schlecht“, bilanzierte er, nachdem er als Elfter in 3:48,96 Minuten ins Ziel gekommen war. „Aber man muss es von zwei Seiten sehen: Einerseits ist die Enttäuschung groß, andererseits bin ich als 19. angereist, und da ist der Finaleinzug keine Selbstverständlichkeit.
110 Meter Hürden Vorläufe
„Solider“ Auftakt für Manuel Mordi
Als Achter in Europas U23-Ranglisten startet Manuel Mordi (Hamburger SV) in die Europameisterschaften – und da ist für den ehrgeizigen Hürdensprinter der Einzug ins Finale das Minimalziel, zumal er in dieser Saison in 13,59 Sekunden noch deutlich entfernt geblieben ist von seiner Bestzeit von 13,36 Sekunden aus dem Vorjahr. In Runde eins meisterte der Olympia-Teilnehmer seine erste Aufgabe als Zweiter seines Rennens in 13,64 Sekunden souverän.
Eine Schippe draufzupacken ist sein erklärtes Ziel für die nächste Runde: „Das war heute eine stabile Zeit, aber der Lauf war noch sehr wackelig, da bin ich nicht richtig draufgeblieben. Morgen muss auf jeden Fall geknallt werden!“ lautete Manuel Mordis Kampfansage für Freitag, wenn im besten Fall mit Halbfinale und Finale zwei weitere Rennen auf ihn warten. Und damit auch das zweite Aufeinandertreffen seiner Karriere mit dem Favoriten aus Österreich Enzo Diessl, der für seinen Vorlauf in 13,44 Sekunden noch längst nicht alle Karten aufdecken musste.
400 Meter Hürden Vorläufe
Owe Fischer-Breiholz souverän
Im Stile eines Favoriten meisterte Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV) am Donnerstag seine Vorrunde: Vollgas auf den ersten 200 Metern, auf der Zielgeraden die sichere Führung, und nach der letzten Hürde nur noch ausrollen lassen – Sieg, direkter Halbfinal-Einzug und in 50,01 Sekunden die drittschnellste Zeit des Morgens. „Es hat Spaß gemacht hier zu laufen, wir hatten beste Bedingungen. Dass ich hier mit der blauen Nummer als Europas Jahresbester antrete, ist der Wahnsinn. Auch ein bisschen Druck – aber ich glaube, ich kann damit umgehen.“
Das kleine q für einen der vier Zeitschnellsten verhalf Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe) eine Runde weiter: Im Vorlauf mit dem Schnellsten des Tages Mimoun Abdoul Wahab (Belgien; 49,57 sec) wurde er in 51,03 Sekunden Fünfter. Leider nur zusehen wird in der nächsten Runde Lasse Schmitt (Königsteiner LV). Der Deutsche U23-Vizemeister erwischte kein gutes Rennen und belegte im ersten Vorlauf in 51,87 Sekunden Platz sechs.
Stabhochsprung-Qualifikation
Hendrik Müller kämpft mit dem Wind
Was für die Sprinter auf der Zielgeraden unangenehmer Gegenwind war, machte den Stabhochspringern in der 200-Meter-Kurve das Leben schwer: „Ich bin einmal ziemlich blind in den Gegenwind angelaufen und dann am Stab abgerutscht, einmal habe ich eine richtige Windböe erwischt“, machte DLV-Starter Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) die Knackpunkte seines Wettkampfs aus. Sehr viele Fehlversuche schon in den niedrigen Höhen verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen alle Athleten zu kämpfen hatten. So wurden die eigentlich für die direkte Qualifikation geforderten 5,50 Meter gar nicht mehr aufgelegt.
Hendrik Müller schwang sich im ersten Versuch über 5,15 Meter, scheiterte dann aber dreimal an 5,30 Metern. Damit zählt der U20-Weltmeister nicht zu den Athleten, die im Finale noch einmal Anlauf nehmen dürfen. „Wir haben den Anlauf auf 18 Schritte verlängert, das ist das, was ich für die noch höheren Höhen brauche – aber die Umstellung braucht Zeit“, blickt er auf die vergangenen Monate mit Höhen wie einer neuer Bestleistung von 5,50 Meter, aber auch einigen schlechteren Wettkämpfen zurück. „Eigentlich bin ich jetzt aber gut im Rhythmus, es ist schade, dass ich das heute nicht zeigen konnte.“
Weitsprung-Qualifikation
Nur einer weiter: Weitspringer hadern mit dem Absprung
Selbst der einzige DLV-Athlet, der am Donnerstag den Einzug in das Weitsprung-Finale klarmachte, konnte für seinen Wettkampf keine positiven Worte finden: „Ich bin wieder ein bisschen unzufrieden“, stellte der Deutsche U23-Meister Simon Plitzko (TSG Bergedorf) fest, der in Ulm seinen ersten Acht-Meter-Sprung gefeiert hatte. „Ich kam nicht zum Brett und nicht zum Abheben, das ist eigentlich meine Stärke.“ Mit seinem aktuellen Leistungsniveau reichte es dennoch für 7,64 Meter und mit der achtbesten Weite für das Finale.
Für Noah Fischer (TV Herbolzheim; 7,41 m) und Julia Holuschek (Eintracht Frankfurt; 7,11 m) ist dagegen nach der Qualifikation leider Endstation. Mit (Saison-)Bestweiten von 7,80 und 7,68 Metern wäre mehr drin gewesen. „Für mich lief’s heute gar nicht, ich habe es einfach keine vernünftige Absprung-Bewegung hinbekommen“, musste Julian Holuschek feststellen. „Mit den wechselnden Winden war es schwierig“, erklärte Noah Fischer, „mal war starker Gegenwind, mal Rückenwind. Mein erstes Ziel für die Saison war es, hier dabei zu sein, aber das Finale wäre schon schön gewesen."
Diskuswurf-Qualifikation
Dominanter DLV-Auftritt
Erleichterung herrschte bei den deutschen Diskuswerfern, als sie am Donnerstagmorgen das Stadion verließen – und das auf den Plätzen eins, zwei und drei der Qualifikation. „Eine Qualifikation darf man nie unterschätzen, die kann unberechenbar sein“, sagte Mika Sosna (TSG Bergedorf), der mit 60,78 Metern aber schließlich doch kurzen Prozess machte und nach nur einem Wurf ins Finale einzog. Dort startet er mit der blauen Startnummer als Europas Jahresbester. „Das ist ein besonderes, ein tolles Erlebnis, und ich trage die Nummer mit Stolz – aber ich empfinde auch einen gewissen Druck“, erklärte er.
Marius Karges (Eintracht Frankfurt; 59,96 m) meisterte den Final-Einzug ebenfalls mit großem Q, brauchte dafür aber drei Würfe. „Ich war sauer, weil die Würfe nicht so waren wie beim Einwerfen, die hätten locker gereicht“, stellte er fest. „Ich bin zu locker rangegangen und habe nicht so richtig Druck aufbauen können. Am Ende habe ich es nur mit Gewalt gelöst.“
In Gruppe B stieg später Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), Nummer zwei der Meldeliste, in den Ring. „Mit dem ersten Wurf war mein Trainer [Sven Lang] noch nicht so zufrieden“, verriet er, der ging als Sicherheitswurf auf 57,14 Meter. Aber der zweite Versuch – der saß! Mit 63,59 Metern steht Steven Richter als Bester der Qualifikation im Finale. „Eine Medaille möchte ich gerne holen, die habe ich im Jugendbereich noch nicht. Dafür muss ich noch ein bisschen draufpacken.“ Mit Würfen auf 59,74 Meter und 59,01 Meter zogen auch die wohl größten Konkurrenten des DLV-Trios Dimitrios Pavlidis (Griechenland) und Mykhailo Brudin (Ukraine) ins Finale ein.
Speerwurf-Qualifikation
Souveräner Auftritt von Max Dehning und Nick Thumm
Zwei DLV-Athleten in der Qualifikation, zwei Würfe – und beide segelten über die direkte Qualifikationsmarke von 76,00 Metern: Besser hätte der Aufgalopp für die deutschen Speerwerfer nicht laufen können.
Besonders Max Dehning (LG Offenburg) fiel nach 78,20 Metern ein Stein vom Herzen. "Ich habe noch nie so easy 78 Meter geworfen, da kommen sicher noch ein paar Meter drauf", stellte er fest. Und das, obwohl ihn noch in den Wettkämpfen zuvor Schulterprobleme geplagt hatten. "Ich hatte sogar überlegt, ob ich überhaupt hier antreten soll, eigentlich hatte ich gar keine Lust." Doch eine Behandlung von DLV-Physiotherapeut Sebastian Gilles wirkte Wunder, Max Dehning konnte schmerzfrei antreten – und dann auch wieder mit Vorfreude und Motivation aufs Finale blicken.
Herausforderungen ganz anderer Art musste Nick Thumm (VfB Stuttgart) meistern: Die 1.500-Meter-Vorläufe verzögerten den Ablauf in seiner Qualifikationsgruppe B. Schließlich stand er aber doch am Anlauf und machte mit einem Wurf auf 76,98 Meter kurzen Prozess. Nur Max Dehning und der Finne Eemil Porvari (80,26 m) kamen am Donnerstag weiter.
Zehnkampf Tag 1
Am Vormittag bleiben einige Punkte liegen, am Abend fallen die PBs
Vormittag
Mit neuen Bestleistungen hatten Fred Isaac Fleurisson (Eintracht Frankfurt; 8.005 pt), Friedrich Schulze (Königsteiner LV; 7.708 pt) und Roman Jocher (SSV Ulm 1846; 7.688 pt) beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen den Weg zur U23-EM eingeschlagen. Am ehesten gelang es Friedrich Schulze, in den ersten drei Disziplinen ein ähnliches Niveau abzurufen: Besonders im Weitsprung (6,94 m) packte er eine Schippe drauf, über 100 Meter (11,82 sec) und im Kugelstoßen (13,84 m) fehlte nicht viel zum Resultat von Bernhausen – mit 2.205 Punkten sortierte er sich vor seinen stärkeren Disziplinen allerdings erst einmal auf Platz 23 ein.
Roman Jocher hatte den Zehnkampf von Bernhausen mit drei Bestleistungen begonnen und schließlich seine dritte Qualifikation für internationale Meisterschaften perfekt gemacht. In Bergen will er jetzt endlich einen internationalen Zehnkampf zu Ende bringen: 2021 hatte er sich bei der U20-EM im Weitsprung verletzt, 2022 konnte er die Reise zur U20-WM krankheitsbedingt nicht antreten. In den Wettbewerb von Bergen startete er in 11,41 Sekunden, mit 7,09 Metern und 12,84 Metern, es fehlten jeweils etwa 30 bis 60 Punkte zum Resultat von Bernhausen – 2.263 Punkte und Rang 20 zur Mittagspause.
Neu im 8.000-Punkte-Club ist seit Ende Juni Fred Isaac Fleurisson, der nach drei Disziplinen mit 2.391 Punkten auf Rang zehn liegt. Doch auch er hat mit 11,04 Sekunden über 100 Meter, 7,11 Metern im Weitsprung und 13,52 Metern mit der Kugel bereits einige Punkte liegengelassen – in Bernhausen war er zum Beispiel windunterstützt 7,59 Meter gesprungen. So haben sich für die Medaillenpositionen zunächst andere Athleten ins Rampenlicht geschoben: Auf 8.000-Punkte-Resultate steuern zum Beispiel der Niederländer Jeff Tesselaar, in diesem Jahr auf 8.249 Punkte verbessert und Europas Nummer eins – und der Schweizer Andrin Huber (PB 8.041 pt) zu.
Abend
Highlights feierten die drei DLV-Athleten dann in der Evening Session: Roman Jocher jubelte im Hochsprung über einen Satz über 2,00 Meter. Im Freien hatte er diese Marke noch nie überquert, in der Halle liegt sein einziger Sprung über diese Höhe mehr als fünf Jahre zurück. Auch über 50,13 Sekunden über 400 Meter zeigte er sich zufrieden – 3.875 Punkte bedeuten zur Halbzeit Rang 17. "Der Start in den Zehnkampf war langsam, mit dem Hochsprung kam jetzt aber noch mal ein absolutes Highlight. Es war insgesamt ein super schöner Tag mit dem gesamten Team", bilanzierte er. "Morgen freue ich mich am meisten auf den Speerwurf, wenn der rum ist, dann weiß ich, dass alles, was schiefgehen könnte, hinter mir liegt!"
2,10-Meter-Hochspringer Friedrich Schulze konnte dieses Mal zwar nur 2,00 Meter überwinden, fand dafür aber über 400 Meter die richtige Antwort: 49,62 Sekunden – mehr als anderthalb Sekunden schneller als je zuvor. "Das Wetter hier war unerwartet, wir haben uns auf Regen eingestellt. Ich habe heute schon sechs Liter getrunken!" blickte er auf seinen ersten Tag zurück. "Die 100 Meter waren gar nichts, der Weitsprung war immerhin besser als in Bernhausen. Im Hochsprung hatte ich ein Tief, da war ich extrem müde. Die 400 Meter waren dann aber top!" Auf Platz 19 mit 3.840 Punkten geht er in den zweiten Tag.
Auf Rang sechs (4.133 pt) hat sich in den letzten zwei Disziplinen Fred Isaac Fleurisson nach vorne geschoben. Mit 2,06 Metern war er im Hochsprung nicht weit entfernt von seiner Bestleistung, die er mit 2,10 Metern in Bernhausen eingestellt hatte. Und über 400 Meter gab's auch für ihn eine deutliche neue Bestleistung: 48,55 Sekunden. "Das war ein Auf und Ab heute, mit den ersten zwei Disziplinen bin ich nicht so zufrieden, da bin ich ein bisschen am Wind gescheitert. Ich habe versucht das abzuhaken und im Kugelstoßen, Hochsprung und über 400 Meter alles zu geben, um da noch gut rauszukommen. Morgen will ich über die Hürden unter 14 Sekunden laufen und an meine Zehnkampf-PB anknüpfen."
Im Kampf um Gold entwickelt sich an der Spitze ein Duell zwischen Jeff Tesselaar (Niederlande; 4.168 pt) und Andrin Huber (Schweiz; 4.158 pt), die beide einen Kurs in Richtung 8.100 Punkte eingeschlagen haben. Noch vor ihnen liegen zur Halbzeit Roko Farkaš (Kroatien; 4.355 pt) und Sammy Ball (Großbritannien; 4.254 pt), denen ebenfalls noch der Sprung aufs Podest zuzutrauen ist.