| Sexualisierte Gewalt im Sport

"SicherImSport" – Zwischenergebnisse bundesweiter Studie zum Breitensport veröffentlicht

Erstmals beschäftigt sich eine bundesweite Studie mit sexualisierter Grenzverletzung, Belästigung und Gewalt ausschließlich im Breitensport. Erste Zwischenergebnisse dokumentieren, dass zahlreiche Vereinsmitglieder bereits selbst Übergriffe erlebt haben. Der DLV hatte bereits zuvor Maßnahmen zur Prävention eingeleitet und zuletzt auch ein Schutzkonzept präsentiert.
pm/sb

Am Dienstag legte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein umfangreiches Schutzkonzept zur Verbesserung der Prävention und Intervention im Zusammenhang mit sexualisierter Belästigung und Gewalt vor. Wie bedeutsam und notwendig dieses Konzept ist, unterstreichen die Zwischenergebnisse einer Studie, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.

Im Rahmen des bundesweit ersten Breitensport-Forschungsprojekts „SicherImSport“ – gefördert vom Landessportbund NRW und unter Beteiligung von zehn weiteren Landessportbünden – hatte im August 2020 die umfangreiche Datenerhebung von fast 4.400 befragten Vereinsmitgliedern begonnen. Konkrete erste Zwischenergebnisse bestätigen, dass sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt auch im Vereinssport vorkommen.

„Deshalb sind der Ausbau von Maßnahmen zum Schutz vor Belästigung und Gewalt sowie Anlaufstellen und Unterstützungsangebote für Betroffene im Sport wichtig“, betonen Prof. Dr. Bettina Rulofs (Bergische Universität Wuppertal) sowie Dr. Marc Allroggen und Dr. Thea Rau (Universitätsklinikum Ulm) als wissenschaftliche Projektleitung. „Dies hat ein großer Teil der Sportverbände erkannt und Maßnahmen zur Prävention eingeführt.“

Erstmals Datenauswertung ausschließlich zum Breitensport

Nach den Aufsehen erregenden Ergebnissen der „Safe Sport“-Studie zum Leistungssport aus dem Jahr 2016 werten die Forscherinnen und Forscher nun erstmals Daten ausschließlich zum Breitensport aus. Die größte Untersuchung zu diesem sensiblen Thema in Deutschland soll bis Mitte 2022 abgeschlossen sein.

Zwar gab die Mehrheit der Befragten an, mit dem Vereinssport insgesamt „allgemein gute bis sehr gute Erfahrungen“ gemacht zu haben, doch etwa ein Viertel der Vereinsmitglieder (rund 26 Prozent) erfuhr mindestens einmal sexualisierte Grenzverletzungen oder Belästigungen (ohne Körperkontakt) im Kontext des Vereinssports, etwa in Form von anzüglichen Bemerkungen oder unerwünschten Text-/Bildnachrichten mit sexuellen Inhalten.

Je höher das Leistungsniveau, umso größer die Gefahr

Bei rund 19 Prozent kam mindestens einmal sexualisierte Belästigung oder Gewalt mit Körperkontakt vor, zum Beispiel sexuelle Berührungen oder sexuelle Handlungen gegen den eigenen Willen. Auch weitere Formen der Verletzung oder Gewalt wurden in der Studie erhoben. So antworteten immerhin 64 Prozent der Personen, mindestens einmal emotionale Verletzungen oder Gewalt im Vereinssport erlebt zu haben, also beschimpft, bedroht oder ausgeschlossen worden zu sein – und mehr als jeder Dritte (37 Prozent) nannte mindestens einmal körperliche Verletzungen oder Gewalt in Form von geschüttelt oder geschlagen werden.

Auch erwähnenswert: Je höher das sportliche Leistungsniveau, desto größer offenbar das Risiko, von Belästigung oder Gewalt betroffen zu sein. So berichten gleich 84 Prozent der Befragten, die auf internationaler Ebene im Leistungssport aktiv waren, von mindestens einer Erfahrung von Belästigung oder Gewalt – dies trifft im Vergleich „nur“ auf 53 Prozent derjenigen zu, die im Freizeit- oder Breitensport aktiv waren.

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