| DOSB-Mitgliederversammlung

Thomas Weikert mit deutlicher Mehrheit zum neuen DOSB-Präsidenten gewählt

Thomas Weikert ist neuer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Weimar setzte sich der Tischtennis-Sportfunktionär bei der Wahl gegen die ehemalige Weltklassefechterin Claudia Bokel klar durch.
dpa/sb/pm

Thomas Weikert ist neuer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Mit 361 zu 56 Stimmen setzte sich der 60-jährige Jurist bei der DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag in Weimar deutlich gegen die deutsche Fechtpräsidentin Claudia Bokel durch. Der frühere Tischtennis-Weltpräsident Thomas Weikert tritt die Nachfolge von Alfons Hörmann an der Spitze der Dachorganisation des Sports mit rund 27 Millionen Mitgliedern und 90.000 Vereinen an.

"Ich bin ein bisschen überwältigt. Jetzt packen wir es gemeinsam an und dann kommen wir auch voran. Danke auch an Claudia, ich möchte nicht auf deine Expertise verzichten", sagte Weikert nach seiner Wahl.

"Der dunkle Anzug muss fälschlicherweise oft als Entfremdung der Sportfunktionäre von der Basis herhalten. Das will ich ändern", sagte Weikert bei seiner Vorstellungsrede. Er wolle Mannschaftskapitän eines starken Teams mit Transparenz, Offenheit und vielen, richtigen Weichenstellungen sein: "Geben Sie mir und uns die Chance zu beweisen, dass wir oft Anzug tragen, aber immer Trikot denken."

Mann der "einvernehmlichen Lösungen"

Der Familienanwalt aus dem hessischen Limburg an der Lahn gilt als Mann des Ausgleichs, der "einvernehmliche Lösungen" sucht und damit möglicherweise die Idealbesetzung für den Topjob ist. "Das ist mein Stil, das war so im Deutschen Tischtennis-Bund, so ist es im Weltverband ITTF gewesen, aber auch im sonstigen Leben", sagte Weikert. Schon 2018 war er als DOSB-Chef im Gespräch, als eine Reihe von Spitzenverbänden den Aufstand gegen Hörmann probten und sich über dessen Umgangston und Benehmen beklagten.

Alfons Hörmann hatte die Konsequenz aus der Affäre um einen anonymen Mitarbeiterbrief gezogen und nach acht Jahren im Amt auf eine Kandidatur verzichtet. In dem Brief wurden ihm und der DOSB-Führung vorgehalten, eine "Kultur der Angst" im Haus des Sports in Frankfurt/Main geschaffen zu haben.

Verschärft wurde die Krise durch anwaltliche Briefe im Auftrag von ihm und der Vorstandschefin Veronika Rücker an das Ex-Vorstandsmitglied Karin Fehres. Sie wurde als Urheberin des anonymen Schreibens verdächtigt und mit Strafanzeige sowie Zivilklage bedroht. Fehres wies die Vorwürfe entschieden zurück.

Der Wirtschaftsmanager Hörmann war wegen der Folgen einer Corona-Infektion auf ärztliches Anraten nicht nach Weimar gereist, schürte im Interview mit der "Allgäuer Zeitung" (Samstag) aber weiter seine Theorie, Opfer einer Intrige geworden zu sein. Umfangreiche Hinweise würden belegen, "dass es sich um einen ganz gezielten Umsturz an der gesamten Spitze des DOSB handele", sagte er.

Erste Ziele: Frieden, Ruhe, Vertrauen?

Als ehrenamtliche Nummer eins im DOSB wird Weikert alle Hände voll zu haben. Frieden, Ruhe und Vertrauen im Dachverband zu schaffen, dürfte an erster Stelle stehen. Gefragt sind ein kluges Corona-Management, die Reparatur der Beziehung zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Korrekturen am Spitzensportsystem – auch im Dialog mit der neuen Bundesregierung über die im Koalitionsvertrag fixierten Sportthemen.

"Das ist erstmal ermutigend", sagte Weikert zu den Vorstellungen der Ampelkoalition von SPD, FDP und Grüne, betonte aber: "Es ist klar, dass die Politik nicht einseitig vorgehen darf und umgekehrt der DOSB nicht. Man muss das gemeinsam entwickeln." Trotz des Berges an Herausforderungen geht er ohne Angst ans Werk. "Ich habe Respekt, ja", meinte er. Aber man müsse schließlich "nicht bei Null anfangen."

Claudia Bokel, seit 2016 Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes, verzichtete auf die Präsenz in Weimar und ließ sich nur digital zuschalten. Ihre Entscheidungen, sich nicht persönlich zu präsentieren, auf jeglichen Wahlkampf zu verzichten, erst Weikert öffentlich Unterstützung zuzusagen und dann selbst zu kandidieren, waren auf viel Unverständnis gestoßen.

Miriam Welte mit den meisten Stimmen der neuen DOSB-Vizepräsident:innen

Das beste Ergebnis bei der Wahl der neuen DOSB-Vizepräsident:innen, die nach einer Satzungsänderung erstmals nicht direkt einem Ressort zugeordnet sind, erhielt Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte. Sie vereinte im Anschluss an die Präsidentenwahl auf der DOSB-Mitgliederversammlung 377 Stimmen auf sich.

Außerdem wurden die zwölfmalige Paralympics-Siegerin Verena Bentele, der CSU-Politiker Stephan Mayer, Kerstin Holze, Vorsitzende der Deutschen Kinderturnkunst, und Oliver Stegemann, Präsident des Deutschen Sportakrobatik Bundes, in das Führungsgremium gewählt.

Fabienne Königstein Vertreterin der Athletenkommission

Die Delegierten bestätigten zudem Fabienne Königstein (MTG Mannheim), unter ihrem Mädchennamen Amrhein 2018 Elfte des EM-Marathons von Berlin, als Vertreterin der DOSB-Athletenkommission. Stefan Raid wurde als 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend im DOSB-Präsidium bestätigt. Britta Heidemann vervollständigt das DOSB-Präsidium auch weiterhin als Mitglied der Athletenkommission im Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

Die Amtszeit des neuen Präsidiums reicht bis zur DOSB-Mitgliederversammlung des Jahres 2022, in der die turnusgemäßen Neuwahlen des Präsidiums für eine reguläre Amtszeit von dann vier Jahren anstehen.

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