| Leiria 2022

Werfer-Europacup Tag 1 | Ritter setzt 18-Meter-Serie fort, Hummel und Steuer auf dem Podium

Schlechte Wetterbedingungen machten am ersten Tag des Werfer-Europacups in Leiria (Portugal) die ganz weiten Würfe zunichte. Mit Podestplatzierungen hinterließen zwei DLV-Talente dennoch einen starken Eindruck. Julia Ritter konnte im Kugelstoßen nahtlos an die guten Leistungen der Hallensaison anknüpfen.
Silke Bernhart

Portugal Mitte März – für viele früh im Jahr ein beliebtes Ziel für Trainingslager bei milden Temperaturen. Doch es geht auch anders, wie leider am Samstag die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Werfer-Europacups in Leiria erfahren mussten. Dauerregen und empfindliche Kälte, bei der das Thermometer kaum mehr als 10 Grad anzeigte, machten ihnen das Leben und das Werfen schwer.

Besonders ein DLV-Athlet zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt: Der Deutsche U20-Rekordler Merlin Hummel (UAC Kulmbach) deutete im Hammerwurf der U23 gleich in Runde eins mit 70,51 Metern sein Potenzial an und übernahm damit direkt die Führung. Nur der große Favorit Mykhaylo Kokhan (Ukraine), schon im jungen Alter von 20 Jahren Olympia-Vierter von Tokio, konnte Hummel mit 72,39 Metern in Runde zwei von der Spitze verdrängen.

Trotz zunehmender Dunkelheit und fortwährendem Regen sowie dem Gastspiel mehrerer Enten, die den Wurfplatz wieder für sich zurückerobern wollten, entwickelte sich anschließend ein spannender Wettkampf. Während Kokhan mit 74,59 Metern noch recht deutlich davonziehen konnte, kamen Merlin Hummel gleich mehrere Konkurrenten immer näher. Schließlich forderte ihn der Italiener Giorgio Olivieri mit 70,84 Metern heraus – doch Hummel hatte mit 71,73 Metern, keine zwei Meter unter Bestleistung, das letzte Wort. Als einer der jüngsten Werfer im Feld sicherte er sich damit Platz zwei.

U23-Athleten aussichtsreich

Dafür, dass die DLV-Werfer in der Teamwertung der männlichen U23 vorne mitmischen, hatte neben Merlin Hummel gleich zu Beginn des Tages auch Diskuswerfer Magnus Zimmermann (SV Halle) gesorgt. Auf der Tribüne unterstützt von Vereinskollegin Nadine Müller, die nach Absage von Shanice Craft (SV Halle) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Sonntag zu ihrem neunten Europacup-Einsatz kommt, ließ der U20-Vize-Europameister den zwei Kilo schweren Diskus auf 55,13 Meter fliegen. Dafür gab’s Platz vier. An der Spitze machte Martynas Alekna (Litauen; 58,09 m), Sohn des zweimaligen Olympiasiegers Virgilijus Alekna, seinem Namen alle Ehre.

Auch die 15,81 Meter im Kugelstoßen der weiblichen U23, die Jule Steuer (SC Magdeburg) den zweiten deutschen Podestplatz des Tages bescherten, waren im Dauerregen von Leiria bemerkenswert. Für die 21-Jährige war es der zweitbeste Wettkampf ihrer Karriere, mit dem sie sich auf Rang drei einsortierte. „Bei den schwierigen Bedingungen eine gute Leistung“, befand Männer-Bundestrainer Wilko Schaa, der die Magdeburgerin in Leiria betreute.

"Mit dem Auftreten der U23 können wir sehr zufrieden sein", bestätigte auch der Leitende Bundestrainer Wurf Sven Lang. "Ich hoffe, dass wir mit der Mannschaft am Sonntag weiter erfolgreich sein können. Die Bedingungen waren für alle äußerst schwierig. Das hat man zum Teil auch an den Ergebnissen gesehen. Die Top-Leute kamen dann aber ab dem dritten, vierten Versuch immer besser rein."

Julia Ritter setzt 18-Meter-Serie fort

Wenig später legten die DLV-Kugelstoßerinnen mit guten Resultaten nach: Julia Ritter (TV Wattenscheid 01), als Angleiterin vom nassen Ring vergleichsweise weniger beeinträchtigt, ließ zum ersten Mal in ihrer Karriere gleich zu Beginn einer Freiluft-Saison die Kugel jenseits der 18 Meter einschlagen. Mit 18,15 Metern belegte die 23-Jährige, die sich in der Hallensaison auf 18,39 Metern steigern konnte, in einem hochklassigen Feld Platz vier. Einen Meter und einen Platz dahinter: Die gleichaltrige Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), die mit 17,09 Metern einen Zentimeter weiter kam als bei Platz fünf der Hallen-DM.

Siegerin Auriol Dongmo, Olympia-Vierte und Hallen-Europameisterin, dominierte ihr Heimspiel mit vier 19-Meter-Stößen und 19,68 Metern. Sie unterstrich, dass sie auch bei Hallen-WM, Freiluft-WM und EM Anwärterin auf die Podestplätze sein wird. Jessica Schilder (Niederlande; 18,89 m) und Fanny Roos (Schweden; 18,64 m) komplettierten das Podest.

Kristjan Ceh schlägt Daniel Stahl

Im mit Spannung erwarteten Diskuswurf der Männer musste sich Olympiasieger Daniel Stahl (Schweden) nach 18 Siegen in Serie geschlagen geben: 65,95 Meter reichten nicht, um den Slowenen Kristjan Ceh (66,11 m) zu bezwingen. Dieser hatte schon im Februar mit 67,27 Metern seine gute Form angedeutet. Platz drei gab’s für den Olympia-Zweiten Simon Pettersson (Schweden; 63,80 m).

Schwer taten sich in diesem Weltklasse-Feld die beiden DLV-Starter, die auf internationalem Terrain dieser Kategorie Neulinge waren. Mit 58,23 und 56,92 Metern belegten Henrik Janssen (SC Magdeburg) und Torben Brandt (SCC Berlin) die Plätze neun und zwölf. "Das war ein absolutes Weltklasse-Feld, auf das sich alle gefreut hatten", ordnete Sven Lang den Wettkampf ein. "Man hat gesehen, dass alle physisch noch mehr draufhaben, auch unsere Jungs. Für sie war ein Feld wie dieses Neuland. Aber am Ende sind die Bedingungen für alle gleich."

Für die Team-Wertung spielten die Resultate im Diskuswurf jedoch keine Rolle mehr: Hammerwerfer Tristan Schwandke (TV Hindelang) hatte seinen Start verletzungsbedingt absagen müssen, sodass der DLV nur noch in der männlichen U23-Konkurrenz eine vollständige Mannschaft am Start hat. Den Hammerwurf der Männer entschied der WM-Dritte Bence Halas (Ungarn) mit bei den Wetter-Verhältnissen beachtlichen 76,69 Metern für sich.

Alle Entscheidungen am Sonntag sehen Sie ab 11:00 Uhr deutscher Zeit in Livestreams auf leichtathletik.de.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Werfer-Europacup 2022 Leiria live

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