| Straßenlauf

Domenika Mayer verblüfft die Marathon-Welt

Der erste Start auf der Marathondistanz war für Domenika Mayer ein spontaner Ausflug und wurde zu einem Traumdebüt – gekrönt mit dem Gesamtsieg des Hannover Marathons und dem deutschen Meistertitel lief die zweifache Mutter in 2:26:50 Stunden die Normen für die Welt- und Europameisterschaften und eines der schnellsten Marathondebüts einer deutschen Frau.
Birte Grote

„Wir haben erst vor rund vier Wochen beschlossen, dass ich Marathon laufe.“ Der Satz von Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) lässt nur noch mehr darüber aufhorchen, was sie am Sonntag in Hannover geschafft hat. „So richtig in dieser Marathon-Schiene war ich gar nicht. Aber ich bin fit, habe im Training genug Longruns absolviert und hatte vor kurzem sehr gute Ergebnisse in einer Leistungsdiagnostik, sodass wir eigentlich wussten, dass es für die EM-Norm reichen müsste, wenn alles gut zusammenläuft.“

Das kurzfristige Marathon-Vorhaben stand dann dennoch zwischenzeitlich auf der Kippe. Vor drei Wochen erkrankte die 32-Jährige an Corona. Eine sportmedizinische Untersuchung am Montag vor dem Marathonstart ergab aber grünes Licht. „Heute war dann tatsächlich auch ein Tag, an dem alles gut zusammengelaufen ist“, stellte Domenika Mayer nach ihrem Debüt fest. Hohe Erwartungen hatte sie kaum. Sie war nicht als Favoritin, sondern als Herausforderin von Rabea Schöneborn (SCC Berlin) an den Start gegangen.

„Ich hatte nicht mit dem Titel gerechnet und bin während des Rennens davon ausgegangen, dass Rabea noch einmal rankommt. Das wäre für mich auch okay gewesen. Aber es war auch schön, lange mit ihr in einer Gruppe zu laufen, da ich zum Beispiel bei den Verpflegungsstellen schauen konnte, was sie macht.“

Begleitet von Simon Boch

Das Erfolgsrezept sei es gewesen, den Kopf während des Rennens auszuschalten: „Ich wusste ja, dass es nicht schnell wird im Gegensatz zu dem, was ich sonst trainiere. Ich musste mich etwas bremsen lassen. Es war einfach nur wichtig, in einen Flow zu kommen. Es ging darum durchzulaufen. Denn ich wusste, wenn ich durchlaufe, schaffe ich eine gute Zeit. Daher bin ich bewusst ohne Uhr gelaufen und habe irgendwann auch nicht mehr auf die Kilometerschilder geguckt.“

Zudem konnte sie sich auf ihren Tempomacher und Vereinskameraden Simon Boch verlassen, der sie bis ins Ziel begleitete. „Der hat einen super Schritt, das wusste ich ja schon vom Training daheim. Er hat sich dann auch im Rennen auch einfach mal umgedreht und gegrinst. Er hat so viel Spaß am Laufen und das ist für einen selbst dann auch so beflügelnd.“

Schnelle Zeit wird gleich doppelt belohnt

Ihre Zeit – eines der schnellsten Marathondebüts einer deutschen Frau und die Einstellung der deutschen Jahresbestzeit ihrer Teamkollegin Miriam Dattke – ist für die Polizeibeamtin wichtig, da sie damit die Kadernorm von 2:29:30 Stunden unterboten hat. „Damit ist der Druck für dieses Jahr raus und ich kann ganz befreit laufen.“

Und natürlich spielen auch die Europameisterschaften in München eine wichtige Rolle: „Wir hatten eigentlich schon fest mit der EM geplant, es war nur noch nicht sicher, ob über 10.000 Meter oder im Marathon.“ Ihr großes Potential für die Straße hatte die Deutsche Cross-Meisterin von 2020 bereits im vergangenen Jahr offenbart, als sie mit 1:09:52 Stunden an zweiter Stelle der deutschen Jahresbestenliste im Halbmarathon platziert war.

Familie zieht an einem Strang

Damit die zweifache Mutter den Leistungssport neben ihrem Beruf in diesem Umfang betreiben kann, zieht die ganze Familie an einem Strang. „Meine Eltern passen heute auf meine Kinder auf, ansonsten wohnt auch meine Schwiegermutter um die Ecke.“ Wettkämpfe, zu denen die beiden Töchter im Alter von drei und vier Jahren mitfahren, seien eher anstrengend.

Unter der Woche ist das Training von Domenika Mayer so ausgelegt, dass sie vormittags trainiert, wenn die Kinder in der Kita sind. Wenn zwei Trainingseinheiten anstehen, passt ihr Ehemann und Trainer Christian Mayer auf die Kinder auf. Die Kerneinheiten absolviert sie zirka zweimal die Woche in Regensburg. „Da ist immer jemand im gleichen Leistungspensum da. Ich trainiere viel mit Miriam Dattke und liebe sie als Trainingspartnerin, da sie immer so viel Ruhe reinbringt. Auch Kurt Ring, mit dem wir auch Trainingspläne absprechen, gibt einem immer viel Sicherheit.“

Nach dem erfolgreichen Marathon-Debüt geht es nun zurück auf die Bahn. „Ich freue mich wieder auf ein paar schnelle Rennen. Es soll in diesem Jahr auf jeden Fall auch noch eine neue Bestzeit herausspringen.“  Ob es bei den Europameisterschaften in München zu einem Marathon-Start kommt oder über 10.000 Meter, sollte sie dort ebenfalls die Norm unterbieten, steht allerdings noch nicht fest. „Ich war bisher vom Kopf her nie der Marathon-Mensch. Aber heute hat es so viel Spaß gemacht, dass ich wirklich überwältigt bin. Es war gar nicht dieser Konkurrenzkampf, den man von der Bahn kennt, sondern wie in einer Familie, in der jeder dem anderen viel Erfolg wünscht. Das hat mich beeindruckt.“

Mehr:

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