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Vier für Jerusalem: DLV-Nachwuchs macht in Bernhausen U18-EM-Tickets klar

Beim Nominierungswettkampf in Filderstadt-Bernhausen bei Stuttgart sind am Wochenende je zwei Startplätze im Zehn- und Siebenkampf für die U18-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel) vergeben worden. In der weiblichen Jugend stach die Gladbeckerin Pia Meßing mit Top-Resultaten im Hürdensprint und Speerwurf hervor und belohnte sich mit dem überlegenen Sieg. In der männlichen U18 triumphierte Amadeus Gräber mit 7.639 Punkten. Der letzte deutsche Athlet, der in einem U18-Zehnkampf mehr Punkte sammelte, war der heutige Weltmeister Niklas Kaul, der wie Europameister Arthur Abele in Bernhausen einige Einzelstarts absolvierte.
Svenja Sapper

Ein ganz besonderes Happy End hielt das Junioren-Mehrkampf-Meeting in Bernhausen für Siebenkämpferin Pia Meßing (TV Gladbeck) bereit. Denn im Januar war das Mehrkampf-Talent bei den Deutschen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften der U18, klar in Führung liegend, über die finalen 800 Meter disqualifiziert worden. Dass sie sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen lässt, bewies sie beim Nominierungswettkampf für die U18-Europameisterschaften: In Bernhausen fuhr Pia Meßing am Wochenende einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein.

Aus einem rundum gelungenen Siebenkampf ragten 13,82 Sekunden über 100 Meter Hürden gleich zu Beginn sowie bärenstarke 49,50 Meter im Speerwurf heraus. Damit übertraf die Gladbeckerin auch die Einzelnorm für Jerusalem (Israel; 4. bis 7. Juli) um einen halben Meter. Im 800-Meter-Lauf brachte Pia Meßing in 2:30,89 Minuten schließlich 5.620 Punkte ins Ziel. Hinter der überlegenen Gladbeckerin spielte sich ein Krimi um das zweite Ticket ab: Gerade einmal acht Zähler trennten vor der letzten Disziplin die zweitplatzierte Sofie Gröninger (LG Sempt) und die Hallenserin Anna Hinkelmann, die noch dem jüngeren U18-Jahrgang angehört.

Knappe Entscheidung um Platz zwei

Und am Ende gaben sechs Punkte den Ausschlag zugunsten von Anna Hinkelmann: Als schnellste 800-Meter-Läuferin in 2:24,41 Minuten durfte sie sich über 5.346 Punkte und Platz zwei freuen. Sofie Gröninger, am ersten Tag mit 13,73 Metern die Stärkste mit der Kugel, überbot mit 5.340 Zählern ebenfalls die geforderten 5.300 Punkte, musste sich aber mit Rang drei zufriedengeben.

„Ich bin richtig, richtig zufrieden!“, sagte die strahlende Siegerin nach dem Wettkampf. „Ich wusste, dass ich gut vorbereitet bin, aber man weiß ja auch nicht, wo die anderen stehen.“ Ihre Highlights: der Speerwurf („obwohl der Speer gar nicht so schön flog, sind 49,50 Meter rausgekommen“), der Hürdensprint und die Bestleistung im Hochsprung (1,66 m). „Und jetzt habe ich richtig Bock auf Jerusalem!“, freute sich Pia Meßing.

Amadeus Gräber erzielt beste deutsche U18-Punktzahl seit Niklas Kaul

Nur Formsache war die Norm auch für einen jungen Athleten vom SV Leonardo-da-Vinci Nauen: Bereits vor der Entscheidung über 1.500 Meter hatte Amadeus Gräber, der vor allem über 100 Meter in 11,15 Sekunden, im Hürdensprint (14,34 sec) und als bester Speerwerfer (62,47 m) viele Punkte eingesackt hatte, 6.935 Zähler auf dem Konto. Und damit schon nach neun Disziplinen mehr als die 6.900 Punkte, die für die Teilnahme an der U18-EM übertroffen werden mussten.

Auch der zweitplatzierte Friedrich Schulze (TV Gelnhausen) hatte einen komfortablen Vorsprung auf Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) vorzuweisen. Doch ausruhen wollten sich die Mehrkampf-Talente auf ihrer Ausgangslage nicht: Über 1.500 Meter legten sie los wie die Feuerwehr. Und schließlich jubelte ein Athlet, der in der Gesamtwertung nicht ganz vorne mitmischen konnte: In 4:25,17 Minuten dominierte Friedrich Weiß vom SV Leonardo-da-Vinci Nauen das Feld.

In Israel um die Medaillen kämpfen

Sein Vereinskollege Amadeus Gräber durfte sich schließlich als klarer Sieger über 7.639 Punkte freuen. Mit seiner Leistung war der Brandenburger hochzufrieden, sah aber auch noch Luft nach oben. „Ich hatte zwei Aussetzer im Weitsprung und im Diskuswurf, da habe ich noch einige Punkte verloren“, sagte er. „Dass trotzdem eine so starke Punktzahl rausgekommen ist, stimmt mich zuversichtlich.“ In Jerusalem möchte er um eine Medaille mitkämpfen – wenn er die aktuelle Form bis zur U18-EM konservieren kann, sicherlich kein aussichtsloses Unterfangen.

Das zweite Ticket nach Jerusalem buchte der starke Kugelstoßer (15,04 m) und Hochspringer (2,06 m) Friedrich Schulze mit 7.397 Zählern. Das U18-Duo setzte sich damit an die Spitze der Welt in dieser Altersklasse. Amadeus Gräbers Punktzahl ist das beste Ergebnis eines deutschen U18-Mehrkämpfers, seit der heutige Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz) 2015 als bislang einziger U18-Athlet weltweit die 8.000-Punkte-Marke überboten hatte. Allerdings wird in der U18-Klasse erst seit wenigen Jahren ein Zehnkampf ausgetragen. Zuvor wurden internationale Titel in dieser Altersklasse im Achtkampf vergeben.

Niklas Kaul und Arthur Abele testen in Einzeldisziplinen

Apropos Niklas Kaul: Der Weltmeister nutzte ebenso wie Europameister Arthur Abele (SSV Ulm 1846) die sonnigen Bedingungen in Bernhausen für einen Testwettkampf vor dem Mehrkampfmeeting in Götzis (Österreich), das am kommenden Wochenende ansteht. Der Ulmer zeigte gleich am Sonntagvormittag über 110 Meter Hürden in 14,18 Sekunden sein Können. Für Niklas Kaul gingen 14,72 Sekunden in die Ergebnislisten ein. Im anschließenden Diskuswurf ließ dann der Mainzer seine Klasse aufblitzen: Er schickte sein Wurfgerät auf 45,27 Meter. Auch Arthur Abele konnte mit 44,09 Metern zufrieden sein.

Mit dem Stab gelang dem Europameister kein gültiger Versuch; dreimal fiel bei 4,50 Metern die Latte herunter. „Der Abstand hat nicht gepasst“, sagte sein Heim- und Bundestrainer Christopher Hallmann. Momentan fehle seinem Schützling noch die Wettkampfhärte. Gerade deswegen sei Bernhausen ein wertvoller Test für den ersten Zehnkampf des Ulmers seit 2018 gewesen. Niklas Kaul trat zum Stabhochsprung nicht mehr an.

Sandrina Sprengel bricht württembergischen U20-Rekord

Die Entscheidung über die Nominierungen für die U20-WM in Cali (Kolumbien; 1. bis 6. August) fällt erst in einem Monat in Leverkusen. Doch die U20-Talente deuteten in Bernhausen schon einmal an, welch hochklassiger Kampf um die begehrten Tickets bevorstehen konnte: Gleich drei Athletinnen hakten die Norm (5.350 Pkt) ab.

Besonders stark präsentierte sich Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), die als schnellste Hürden- (14,13 sec) und 200-Meter-Sprinterin (24,47 sec) glänzte und in ihrem ersten U20-Jahr den 600-Gramm-Speer bereits auf 44,89 Meter beförderte. Nach 2:23,27 Minuten war dann der württembergische U20-Rekord (5.780 Pkt) perfekt.

Die U20-EM-Dritte Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) gab mit 5.633 Punkten ebenfalls ihre Visitenkarte ab. Sie konnte vor allem in den beiden letzten Disziplinen (Speer: 47,15 m; 800 m: 2:17,75 min) überzeugen. Die Potsdamerin Libby Buder belegte mit 5.498 Punkten Rang drei – die meisten Punkte sahnte sie im Weitsprung (6,16 m) ab.

Drei Normerfüller in der männlichen U20

Im letzten Rennen des Wochenendes gaben schließlich die U20-Athleten noch einmal alles für den Kolumbien-Richtwert (7.150 Pkt). Mit einem bestechenden Solo-Lauf über 1.500 Meter (4:16,75 min) hakte Samuel Werner (LG Nagoldtal) mit 7.192 Punkten die Norm ab. Unangefochten an der Spitze war im Zehnkampf-Feld jedoch der U20-EM-Teilnehmer des Vorjahres, Roman Jocher (SSV Ulm 1846; 7.465 Pkt), der als Einziger 4,60 Meter im Stabhochsprung überquerte. Eine Punktlandung auf die Norm legte der drittplatzierte Lokalmatador Emanuel Molleker (LG Filder; 7.150 Pkt) hin.

Für sie alle und die weitere nationale Konkurrenz geht es wie für ihre Disziplinkolleginnen am 18. und 19. Juni nach Leverkusen, wo die endgültige Entscheidung über die Tickets zur U20-WM getroffen wird. Wie in der U18 qualifizieren sich je zwei Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer für den Saisonhöhepunkt.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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