| Interview der Woche

Lilly Samanski: „Nach oben setze ich mir keine Grenzen“

Nur fünf deutsche Athletinnen sind in der U18 jemals höher gesprungen: Stabhochspringerin Lilly Samanski vom TSV Gräfelfing hat sich am Wochenende in Walldorf auf 4,21 Meter verbessert und mit ihrem Sieg alle Voraussetzungen für eine Nominierung zur U18-EM Anfang Juli eindrucksvoll erfüllt. In der Weltjahresbestenliste rangiert die 17-Jährige nun auf dem dritten Platz. Wir haben mit ihr über die U18-Gala in Walldorf, ihre Ziele in Jerusalem und ihre großen Vorbilder gesprochen.
Nicolas Walter

Lilly Samanski, herzlichen Glückwunsch zur Verbesserung Ihrer Bestleistung und der Erfüllung der U18-EM-Voraussetzung. Wie haben Sie den Wettkampf in Walldorf erlebt?

Lilly Samanski:

Vielen Dank! Da ich erst bei 3,70 Metern eingestiegen bin, hatte ich anfangs eine sehr lange Wartezeit – an die zwei Stunden waren das. Bei den ersten Höhen 3,70 Meter und 3,80 Meter wollte ich dann einfach nur drüberkommen, um sicher zu werden. Nach den 3,80 Metern stand dann fest, dass Tamineh Steinmeyer und ich in Jerusalem dabei sind. Da ist von mir eine riesige Last abgefallen. Danach habe ich einfach versucht, mich von Höhe zu Höhe zu steigern und bin technisch immer besser an den Stab herangekommen. Es hat alles perfekt gepasst, was ich so vorher nicht erwartet hatte.

Letztlich ging es bis auf 4,21 Meter hinaus, mit 4,33 Metern haben Sie sich sogar an der deutschen U18-Bestleistung versucht…

Lilly Samanski:

Ja, die 4,21 Meter habe ich sogar überraschend locker geschafft, da hatte ich noch Platz. Bei den 4,33 Metern war ich dann aber ziemlich durch. Da ist aus meinen Beinen nicht mehr viel gekommen, was etwas schade war. Aber das hebe ich mir eben für Jerusalem auf (lacht).

Sie sprechen es an: Die U18-EM Anfang Juli in Jerusalem. Mit welcher Erwartungshaltung reisen Sie dort hin?

Lilly Samanski:

Erstmal möchte ich sicher durch die Qualifikation kommen – und dann im Finale so weit vorne wie möglich landen. Technisch möchte ich dort weitermachen, wo ich heute aufgehört habe oder bis dahin auf einen noch besseren Stand kommen. Nach oben setze ich mir keine Grenzen.

In Walldorf mussten Sie mit Temperaturen von weit über 30 Grad klarkommen. Wie schwierig war das für Sie?

Lilly Samanski:

Das hat mich schon ziemlich platt gemacht. Ich habe mich die ganze Zeit damit beschäftigt, kühl zu bleiben. Gerade durch die lange Wartezeit zu Beginn des Wettkampfs war das sehr schwierig. Deswegen hatte ich am Anfang auch noch nicht das richtige Gefühl für meine Sprünge. Am Ende bin ich aber erstaunlich gut damit klargekommen. Aber klar, man hat die Wärme trotzdem deutlich gemerkt, auch mental. So eine Hitze kannte ich vorher auch noch nicht. Aber ich denke, es war die perfekte Vorbereitung auf die Temperaturen von Jerusalem.

Wie bereiten Sie sich generell mental auf Wettkämpfe vor?

Lilly Samanski:

Was ich immer gerne mache, ist, dass ich mir vorher Sprünge von Yelena Isinbayeva anschaue. Das hilft mir, mir meine eigenen Sprünge besser vorzustellen. Ihre vielen Weltrekorde und ihr Sprungstil machen sie für mich zu einem Vorbild. Ansonsten höre ich vor Wettkämpfen Musik, etwas, was mich gut bei Laune hält.

Wenn wir in die deutsche Leichtathletik blicken, gibt es auch dort eine Sportlerin oder ein Sportler, der Sie geprägt hat?

Lilly Samanski:

Ich war immer ein ziemlicher Fan von Leni-Freyja Wildgrube, weil sie in der Jugend so viel abgeräumt hat. Als ich kleiner war, habe ich immer zu ihr aufgeschaut.

Wie können wir uns eigentlich den Alltag der Lilly Samanski vorstellen?

Lilly Samanski:

Ich gehe aktuell in die zehnte Klasse eines Sportinternats in München. Da habe ich noch drei Jahre vor mir. Ansonsten trainiere ich viel, im Schnitt sechs Mal die Woche.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?

Lilly Samanski:

Ich möchte mich Jahr für Jahr steigern. Mein großes Ziel ist es, irgendwann 4,70 Meter zu springen. Ob das in den nächsten fünf Jahren passiert oder länger braucht, wird man sehen. Ich arbeite Schritt für Schritt, Jahr für Jahr daran.

Mehr:

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