| Interview der Woche

Kristin Pudenz: „Die DM in Kassel wird ein super spannender Wettkampf“

Bei den Halleschen Werfertagen gelang Kristin Pudenz ein Auftakt nach Maß. Die Diskuswerferin vom SC Potsdam stieg am Samstag mit 66,34 Metern in den WM-Sommer ein. Im Interview blickt die 30-Jährige auf ihren Saisoneinstieg zurück, und erklärt, warum sie noch nicht bei 100 Prozent angekommen ist.
Sandra Arm

Kristin Pudenz, herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Saisoneinstieg. Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zuletzt mit solch einem Ergebnis in die Saison eingestiegen sind?

Kristin Pudenz:
Na ja, im vergangenen Jahr flog der Diskus bei meinem ersten Wettkampf in Halle/Saale mit 66,11 Metern auch schon sehr weit. Aber ich denke, dies war jetzt der beste Saisoneinstieg meiner Karriere.

Welchen Anteil an dieser Leistung hatten die Siegerin Bin Feng aus China und Lokalmatadorin Shanice Craft, die mit neuer Bestleistung Dritte wurde?

Kristin Pudenz:
Auf jeden Fall ist es ein größerer Ansporn, solch eine Konkurrenz dabei zu haben. Die Motivation ist eine andere, wenn alle weite Würfe anbieten können – und sie ist höher, so gut wie möglich zu werfen.

Noch dazu gelang Ihnen Ihr bester Wurf wie schon bei der EM in München im fünften Versuch. Wird dies langsam zur Routine?

Kristin Pudenz:
Nach den ersten vier Versuchen habe ich gespürt, es passt noch nicht. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Ich wusste, da geht noch mehr. Aber man hat dann nur noch zwei Versuche stehen, wo es klappen soll. Im fünften Versuch hat es dann schließlich gut funktioniert, um noch einen rauszuhauen. Man hatte nicht den Druck auf dem sechsten und letzten Versuch.

Ihre Tagesbestweite lag bei 66,34 Metern, insgesamt ist Ihnen eine sehr gute Serie gelungen. Inwieweit haben sich diese Weiten bereits angedeutet?

Kristin Pudenz:
Man sieht schon im Training, was so geht. Diese Weiten sind schon das Ziel, wenn man in den Ring geht. Natürlich hängt die Leistung von unterschiedlichen Bedingungen ab. Das Hauptziel für den Saisonauftakt war die WM-Norm abzuhaken. Alles darüber hinaus war schon Bonus.

Kann es auch ein wenig beängstigend sein, schon so früh in der Saison mit solch eine Weite in die WM-Saison einzusteigen?

Kristin Pudenz:
Nein. Ich empfinde es eher als schönes Gefühl. Technisch waren die Würfe noch nicht bei 100 Prozent. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Beängstigend wäre es, wenn ich schon jetzt bei 100 Prozent wäre.

Wo sahen Sie zum Auftakt noch Reserven?

Kristin Pudenz:
Das Problem lag beim Abwurf. Ich habe zu früh den Arm gezogen und versucht, ganz schnell abzuwerfen. Das war alles ein bisschen zu Oberkörper-lastig.

In welche Regionen soll es in diesem WM-Sommer noch gehen?

Kristin Pudenz:
Eine persönliche Bestleistung wie 68 Meter ist immer eine schöne Motivation. Auch mit 66 Metern + X würde ich mich zufriedengeben, wenn es am Ende ein konstanter guter Wettkampf wird. In diesen Weitenbereichen kann es durchaus vorkommen, dass man mal ein Jahr keine Bestleistung wirft. Der große Traum sind natürlich die 70 Meter, die magische Grenze bei uns Diskuswerferinnen. Es wäre schön, wenn man sich dieser Marke in den kommenden Wettbewerben Stück für Stück nähern kann.

Zum Saisonauftakt hat Ihnen Shanice Craft gehörig Paroli geboten. Mit Marike Steinacker und Claudine Vita befanden sich zwei weitere deutsche Werferinnen in Lauerstellung. Wie empfinden Sie diese Konkurrenz im deutschen Diskuslager?

Kristin Pudenz:
Es ist auf jeden Fall eine sehr schöne Situation, die aber zwei Seiten hat. Einerseits hat man auch bei kleineren Wettkämpfen ein gutes Niveau, man pusht sich gegenseitig. Auch im Training ist diese Situation immer präsent: Die anderen deutschen Diskuswerferinnen können auch weit werfen, sie schlafen nicht und man muss sich immer wieder neu beweisen. Anderseits werden wir dieses Jahr wohl wieder vier, fünf oder auch sechs Frauen haben, die die WM-Norm erfüllen. Das spricht für ein hohes nationales Niveau, aber es gibt nur drei WM-Startplätze.

Mit der WM haben Sie ja noch eine Rechnung offen...

Kristin Pudenz:
Natürlich. Ich habe jetzt zwei Mal den elften WM-Platz stehen. Das sollte sich im besten Fall beim dritten Mal nicht wiederholen. Dass es bei der WM im vergangenen Jahr in Eugene nicht lief, lag an keinem Formtief. Auch als Sportler erwischt man mal einen nicht so guten Tag. Ich habe den Wettkampf mit meinem Trainer abschließend aufgearbeitet, wir haben überlegt, was wir beim nächsten Mal anders machen können, damit es dann besser klappt. Der erste Schritt wäre es, es in die Top Acht zu schaffen, aber wenn man sich die Konkurrenz in der Welt anschaut, dann sind diese ebenfalls schon gut unterwegs, so dass sich bei der WM wieder ein spannender Wettkampf andeutet.

Haben Sie in Ihrer Vorbereitung auf diesen WM-Sommer etwas verändert?

Kristin Pudenz:
Wir haben uns letztlich für einen Trainingsaufbau ähnlich wie in den Vorjahren entschieden. Man hat sein festes System, was bisher gut funktioniert hat, und ändert lediglich ein paar Kleinigkeiten. In den vergangenen Jahren haben wir das eigentlich ganz gut hinbekommen. Man hat es ja auch bei den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in München gesehen, dass es mit dem Aufbau für den Sommer gut funktioniert hat.

Nach dem Auftakt bei den Halleschen Werfertagen: Wie sieht Ihre weitere Wettkampfplanung aus?

Kristin Pudenz:
Als nächstes werde ich beim SoleCup in Schönebeck [2. Juni] starten. Eine Woche später folgt der Wurf-Cup in Neubrandenburg [7. Juni], bevor ich die Wettkampfreise mit drei Starts in der Diamond League in Paris [9. Juni], Oslo [15. Juni] und Stockholm [2. Juli] fortsetze.

Anschließend folgen die Deutschen Meisterschaften in Kassel (8./9. Juli), wo final die WM-Tickets vergeben werden...

Kristin Pudenz:
Das wird erneut ein super spannender Wettkampf werden. Dort werden alle versuchen, sich so gut wie möglich zu positionieren. Ein kleiner Vorgeschmack auf die DM bot jetzt schon der Saisonauftakt.

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